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Neue Rahmenbedingungen

Bezirk: Nur zwei Unternehmensinsolvenzen bisher

In Tirol sind die Insolvenzzahlen seit dem ersten Lockdown im März 2020 stark gesunken. Der Bezirk Landeck bildet keine Ausnahme, auch heuer noch: Im ersten Halbjahr 2021 gab es gerade einmal zwei eröffnete Insolvenzverfahren, weiß MMag. Klaus Schaller, Leiter der Region West des Kreditschutzverbandes von 1870.
23. August 2021 | von Daniel Haueis
Neue Rahmenbedingungen<br />
KSV-Region-West-Leiter Klaus Schaller: „Es wird auch im Bezirk Landeck im zweiten Halbjahr 2021 einige Betriebe geben, die den wirtschaftlichen Turn-around nicht schaffen werden.“ Foto: Tom Bause
Von Daniel Haueis

Der Tourismus im Bezirk hat in den letzten Jahren gut gewirtschaftet – gibt es also noch einen „wirtschaftlichen Polster“? Schaller sagt: „Viele heimische Betriebe wirtschaften im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie noch mit angezogener Handbremse. Von einer Normalisierung der Situation im Tourismusbereich können wir heute noch nicht sprechen. Mit 30.6.2021 sind die Stundungen für Steuern und Sozialversicherungsabgaben ausgelaufen. Damit haben sich die Rahmenbedingungen auch für die Betriebe im Bezirk Landeck stark geändert. Neben den laufenden Steuern und Sozialversicherungsabgaben sind auch Rückführungen auf die gestundeten Beträge zu leisten. Heute ist schwierig zu prognostizieren, ob alle Betriebe insbesondere im Bereich der Liquiditätsplanung ihre Hausaufgaben gemacht und entsprechend vorgesorgt haben.“

NEUSTART NACH SANIERUNG. Für den Bezirk Landeck erwartet Schaller im Vergleich zum Rest von Tirol keine besonderen Entwicklungen: Es werde auch im Bezirk Landeck im zweiten Halbjahr 2021 einige Betriebe geben, die den wirtschaftlichen Turnaround nicht schaffen werden. Er kann Unternehmen, die bereits heute dunkle Wolken am wirtschaftlichen Horizont aufziehen sehen, nur empfehlen, alsbald eine Sanierung im Rahmen eines gerichtlichen Insolvenzverfahrens anzustreben. Die österreichische Insolvenzordnung unterstütze gerichtliche Sanierungsbemühungen von Betrieben wie kaum ein anderes Insolvenzregime in Europa. Bei ordentlicher Vorbereitung können Sanierungsschritte innerhalb weniger Wochen vollzogen werden, und das Unternehmen kann nach einem erfolgreichen Durchlaufen des Sanierungsprozesses – finanziell neu strukturiert und aufgestellt – mit vollem Elan durchstarten.

SCHLEUDERN? Eine Gefahr hat Klaus Schaller in Schleuderpreisen im Tourismus gesehen – besteht diese derzeit? „Es wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wie sich die Preissituation am heimischen Tourismusmarkt allgemein entwickelt. Hier ist der Bezirk Landeck kein in sich geschlossener Markt und gilt es deshalb auch zu beobachten, welche Trends sich in anderen Tourismusregionen abzeichnen“, sagt der Fachmann. Abzuwarten bleibe auch, inwieweit insbesondere der mitteleuropäische Urlaubsgast in den kommenden Monaten eine gewisse Preissensibilität entwickelt: „Aktuell überwiegt noch die Sehnsucht nach Urlaub den Drang ein ‚Urlaubsschnäppchen‘ zu ergattern“, so MMag. Schaller.



Bald mehr Privatinsolvenzen?
Ab Mitte März 2020 kam das Insolvenzgeschehen nahezu zum Erliegen, auch Privatinsolvenzen betreffend – es gab gerade einmal drei Verfahren im ersten Halbjahr 2020 im Bezirk Landeck. Im letzten „normalen“ Jahr 2019 gab es immerhin neun eröffnete Schuldenregulierungsverfahren. Mit 17. Juli 2021 trat die verkürzte Entschuldungsdauer im Rahmen eines Tilgungsplanes in Kraft. Dadurch können Schuldner unter gewissen Voraussetzungen bereits nach drei Jahren eine Restschuldbefreiung erreichen. „Einige Schuldner haben im Hinblick auf diese vereinfachte Entschuldung auch im Bezirk Landeck mit ihrer Antragstellung auf Eröffnung eines Schuldenregulierungsverfahrens zugewartet“, weiß KSV-Leiter MMag. Klaus Schaller. Der KSV1870 geht sohin für den Bezirk Landeck davon aus, dass die Privatinsolvenzverfahren im zweiten Halbjahr 2021 wieder etwas anziehen werden, „es wird jedoch zu keinem Ansturm der Schuldner am Bezirksgericht Landeck kommen“, prophezeit der Fachmann.

 

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