Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Landschaft = Welt – Anschauung“

22. Oktober 2019 | von Nina Zacke
Ein Streifzug durch die Kunstgeschichte als Auftakt zu einer Vortragsreihe von Verena Weissenbach und dem Kulturreferat der Stadt Imst. Im Bild: Andrea Schaller, Verena Weissenbach und Barbara Hauser (v.l.) RS-Foto: Bundschuh
Die Mexikanerin Teresa Margolles schildert unter Einbeziehung der Landschaftsabbildung die ausweglose Lage von Transgender-Prostituierten. Foto: Repro Bundschuh

Ein Streifzug durch die Kunstgeschichte


Wieder einmal zeigte das Kulturreferat Imst durch Ideenreichtum auf und lud die vielseitig kreative Kunstpädagogin Verena Weissenbach zu einer sehr gut besuchten „Vortragszeitreise“ durch die Epochen der Landschaftsdarstellung in den Raiffeisensaal Imst ein. Stil und Ausdruck der Werke spielten eine Rolle, im Besonderen sollte aber die gesellschaftliche, politische und soziale Wirkung der Werke zum Ausdruck kommen, von der Zeit des Künstlers bis heute.


Von Peter Bundschuh


Die akademisch ausgebildete Kunstpädagogin und Textilgestalterin ist selbst Malerin und vielseitig begabt, so spielt auch Musik eine wichtige Rolle im Leben der Klarinettistin und Flötistin. Verena Weissenbach ist mit Prof. Andreas Weissenbach verheiratet und hat Familie. Seit 25 Jahren unterrichtet sie am Bundesgymnasium Adolf-Pichler-Platz in Innsbruck Bildnerische Erziehung und Werkerziehung. Ihre Freizeit verbringt sie sehr gerne im Eigenheim der Familie oberhalb von Imst.




Die Mexikanerin Teresa Margolles schildert unter Einbeziehung der Landschaftsabbildung die ausweglose Lage von Transgender-Prostituierten. Foto: Repro Bundschuh

Fokus Landschaftsbilder

Im Zentrum des Vortrages stand die Tatsache, dass Landschaftsmalerei oder besser Werke, in denen Landschaftsabbildungen eine Rolle spielen, nicht nur Ansichten der Welt sind, sondern auch eine bestimmte Aussage darüber hinaus treffen und unterschiedliche Befindlichkeiten vermitteln. Dies kann nicht für Landschaftsbilder allgemein gelten, denn ein gewisser Hang zu Unverbindlichkeit und vordergründigen Dekors ist Teilen des Genres durchaus zu eigen. Auch aus diesem Grund traf die Vortragende eine breite, aber sehr gewissenhafte Bildauswahl nach kunsthistorisch professionellen Einschätzungen. Der zeitliche Bogen spannte sich dabei vom Beginn der Malerei an bis in die unmittelbare Gegenwart. Namentlich von der Frühgeschichte über die Antike, das Mittelalter, die Renaissance, das Barock bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wesentlich erscheint der Hinweis darauf, dass Landschaft mehr als Naturdarstellung umfasst, denn sogar Industrielandschaft ist Landschaft. Auch entsteht Landschaftsmalerei nicht immer unter Verzicht auf Menschdarstellungen und sollte schon gar nicht als „hübschelndes“ Hintergrundbeiwerk dienen. Vielmehr geht es darum, die Persönlichkeit des Menschen zu verdeutlichen und dessen aktuelle Lage transparent zu machen.



Verena Weissenbach Vortragsreihe

Dazu die Kunstpädagogin gegenüber der RUNDSCHAU: „Gedacht sind meine Vorträge für den interessierten Laien, es ging dabei eine langjährige Beschäftigung mit der Theorie der Bildvermittlung, umfassendes Quellenstudium und Studium der Werkinterpretation voraus. Der ,Spagat‘ bei meiner Arbeit ist, einerseits niederschwellig in anschaulicher Alltagssprache Sachverhalte darzulegen, andererseits auch Fachkollegen und Menschen, deren Ausbildungsweg im Vergleich zu meinem noch fachspezifischer verlaufen ist, neue Blicke auf Bekanntes zu ermöglichen.“ Von der Vortragenden und der Galerie Theodor von Hörmann ist eine nicht aufeinander aufbauende Folge von Vorträgen im Sinne einer Ringveranstaltung in Imst vorgesehen. Die RUNDSCHAU bleibt am Ball.



Aus Tiroler Sicht

Dass entsprechend der spektakulären Naturlandschaft unserer Heimat Landschaftsmalerei aus dem Tiroler Kunstschaffen nicht wegzudenken ist, liegt auf der Hand, wobei die Bildaussagen der einzelnen Werke bei unterschiedlichster Qualität ein breites Spektrum ausloten. Beschränkt man sich auf die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts sei dabei beispielhaft auf Max Weiler hingewiesen. Im Werkkomplex „Wie eine Landschaft“ (1961 – 1967) wird eine nach Ansicht des Verfassers abstrahierte Gegenständlichkeit ausgedrückt, wobei sich die „Wirklichkeit“ einer ganzheitlichen Landschaft noch erahnen lässt, der Schritt des Künstlers hin zur abstrakten Darstellung aber bereits vollzogen ist (Dazu auch Silvie Steiner, Max Weiler Bilder von 1927 – 1997). Heute beschränken sich Werke, in denen die Darstellung einer Landschaft das Wesen des Bildes entscheidend mitbestimmt, nicht mehr auf die Malerei – Fotografie und Film haben längst Einzug gehalten.

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