Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Müssen unsere Qualität wertschätzen“

28. August 2019 | von Nina Zacke
Setzen sich ein: Bezirksstellenleiter Landwirtschaftskammer Landeck Peter Frank, Gebietsbäuerin Maria Förg (Faggen), Bernhard Achenrainer (Bürgermeis-ter Tösens), Bauernbundpräsident Georg Strasser, Bezirksbauernobmann Elmar Monz und Bauernbunddirektor Peter Raggl (v.l.) RS-Foto: Unterpirker
Tausende Besucher tummelten sich in der Malser Straße. RS-Foto: Unterpirker
Bgm. Helmut Mall: „Man muss sagen, der Bürgermeister ist in der politischen Hierarchie der undankbarste Posten, aber derjenige mit dem meisten Gestaltungsraum.“ RS-Foto: Zangerl

Bauernbundpräsident Strasser zu Besuch im Oberland


 

Kürzlich war Bauernbundpräsident Georg Strasser im Oberland zu einem Lokalaugenschein. Dabei ging es um aktuelle Herausforderungen der österreichischen Landwirtschaft und den Stellenwert von kleinstrukturierten Betrieben.

 

Von Albert Unterpirker

 

Im Bezirk Landeck gibt es eine Vielzahl an extremen Bergbauerngebieten. In diesen Gebieten gibt es 1436 Betriebe (Mehrfachantragsteller mit Almen im Jahr 2018), wobei zwei Drittel der Betriebe weniger als fünf Hektar Gesamtfläche aufweisen. „Davon haben drei Viertel der Betriebe mehr als 180 Erschwernispunkte (Zone 3 und 4, mehr als 90% Nebenerwerbsanteil, Anm.), und umso mehr Erschwernispunkte ein Betrieb hat, desto mehr Unterstützung soll er bekommen“, sagt Bezirksbauernobmann Elmar Monz. Er wolle aber nicht Berg- und Talbtriebe gegeneinander ausspielen. Ein Betrieb hat derzeit durchschnittlich 3,5 Kühe. „Das sind sehr kleinstrukturierte Betriebe und wir wollen diese Betriebe im Bezirk halten“, so Monz, aber die Nebenbelastungen „sollen wegfallen, damit die Landwirte wieder mehr Freude an der Landwirtschaft haben!“ Bergbauern würden sich zum Teil selbst subventionieren, das führe wiederum zu großen Belastungen. Die Benachteiligung der extremen Berglandwirtschaft liegt auf der Hand. Unter anderem gibt es eine verkürzte Vegetationszeit, die Geländeausformung und Steilheit erfordern höheren Arbeitseinsatz, oder ein Maschineneinsatz ist nur mit sehr kostspieligen Spezialmaschinen möglich. Außerdem sind diese Gebiete für einen Abtransport der Produkte oft nur sehr schwer erreichbar. Klar erscheint, dass der schleichende Rückgang bei der Betriebsanzahl und der Viehhaltung zu einer Verbrachung, Erodierung und Verwaldung vieler Gebiete führt.

 

STARKER BEITRAG. Indessen sieht Bauernbundpräsident Georg Strasser in der hohen Qualität und dem Prestige der Bergbauernprodukte große Chancen. Aber: „Es muss so sein, dass unsere Qualität wertgeschätzt wird“, so Strasser. Die Produktion von 1 kg Rindfleisch aus Brasilien verursacht Treibhausgas-emissionen von 80 kg CO2, für 1 kg Rindfleisch aus Österreich liegt die Treibhausgasemission bei nur 14 kg CO2. Werte, die für sich sprechen, und den Verbraucher – auch Hoteliers – umdenken lassen müssten. „Es ist notwendig, dass wir aktive Bauern haben, die einen starken Beitrag leisten“, weiß der Bauernbundpräsident um den hohen Stellenwert einer funktionierenden Landwirtschaft, in der auch kleinstrukturierte Betriebe ihren Platz haben. Zudem erfüllt die Berglandwirtschaft eine Multifunktionalität für die Kulturlandschaft (Stichwort: Gefahrenprävention, Biodiversität, Klimaschutz, Grundlage für weitere Besiedelung und Tourismuswirtschaft). Um alles auf eine vernünftige Basis zu heben, werde man einen „anderen Zugang zum Freihandelsabkommen suchen müssen und es wird notwendig sein, neue Märkte und Verkaufswege zu finden“. Strasser sieht bei einem möglichen Hard-Brexit massive Nachteile für die Landwirte. Jene Nachteile würden auch die kleinstrukturierten (Bergbauern-)Betriebe treffen.

 

FORDERUNGEN. Um die Landwirtschaft in den extremen Bergbauerngebieten abzusichern, sollen unter anderem Anreize für Investitionen in die Höfe verstärkt werden, die Leistungsabgeltungen angepasst und zielgerichtet ausgebaut werden, und der „temporäre Vollerwerb“ über das Sommerhalbjahr muss für größere Betriebe „leistbar“ werden, „damit eine wesentliche Verbesserung bei der Lebensqualität erreicht wird“, führt Bauernbunddirektor Peter Raggl an. Außerdem dürfe man sich nicht einbilden, dass, wenn es EU-Kürzungen gibt, „wir davon nicht betroffen sind“, sagt Raggl, der anfügt: „Solche Kürzungen müssen ausgeglichen werden – und diese Forderungen müssen im Koalitionspapier drin stehen!“

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