Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Pistengeher“ sollen zur Kasse gebeten werden

21. Jänner 2020 | von Gebi G. Schnöll
In vielen Fällen behindern die nebeneinander aufsteigenden Pistengeher die abfahrenden Skifahrer. Foto: Imster Bergbahnen
Spendensparbuch-Übergabe: V.l. Flaurlings Bürgermeisterin Brigitte Praxmarer, Sandra und RUNDSCHAU Telfs-Redaktionsleiter Gebi. G. Schnöll. RS-Foto: Hackl
GF Hubert Deutschmann sieht die Politik in der Pflicht. RS-Foto: Schnöll
Beleuchten den prekären Status Quo: Franz Webhofer (Vorstand der ARGE Tiroler Altenheime), Gertrud Geisler-Devich (Vorstand der Mobilen Pflege Tirol), Thomas Strickner (Obmann der Mobilen Pflege Tirol) und Robert Kaufmann (ehrenamtlicher Obmann der ARGE Altersheime bzw. Obmann und GF des Sozialzentrums Zirl). RS-Foto: Hackl

Viele Liftbetreiber fordern von der Politik ein Instrument, um gegen unvernünftige „Fell-Sportler“ vorgehen zu können


Ein Video, in dem gezeigt wird, wie in der Nacht auf vorletzten Samstag am „Rangger Köpfl“ ein Tourengeher auf einen Pistenraupenfahrer einprügelt, löste in den vergangenen Tagen heftige Diskussionen über die so genannten „Pistengeher“ aus, die bei Tag und Nacht auf den präparierten Abfahrten unterwegs sind und die Parkplätze beschlagnahmen, ohne dafür zu bezahlen. Der für den Sport zuständige LH-Stv. Josef Geisler sieht Handlungsbedarf und lädt noch diese Woche zu einem „Runden Tisch“, bei dem mit Liftbetreibern, Alpenverein und Vetretern der Sportabteilung des Landes darüber diskutiert wird, ob „Tourengeher“ künftig zur Kasse gebeten werden sollen, wenn sie entlang der Piste bergwärts unterwegs sind. 

Der schier unglaubliche Vorfall am „Rangger Köpfl“ hat sich vorletzten Freitag gegen 23 Uhr zugetragen. Ein Pistenraupenfahrer, der mit dem Pistengerät an einem Stahlseil hängend Schnee bergwärts schob, bemerkte eine Gruppe, die in die gesperrte Piste einfahren wollte. Er verständigte sofort per Funk einen Kollegen, der mit einer Pistenraupe weiter oben die Piste präparierte und bat ihn, die Gruppe von der Abfahrt abzuhalten, weil das Seil der Winde die gesamte Piste querte und deshalb höchste Lebensgefahr bestanden hat. Als der herbeigerufene Pistenraupenfahrer die Gruppe warnte: „Bitte fahrt nicht ab“, zuckte einer der Pistengeher aus. Er ging auf den Liftangestellten los und prügelte auf ihn ein. Weil der Liftbedienstete den Angreifer persönlich gut kennt, sah er von einer Anzeige bei der Polizei ab. Nicht aber die Staatsanwaltschaft, die sofort Erhebungen einleitete, als das Video veröffentlicht wurde. „Die Gruppe hätte in dieser Nacht in unserem Skigebiet überhaupt nicht unterwegs sein dürfen. Die Pisten sind nämlich wegen der Präparierunsgarbeiten täglich ab fünf Uhr nachmittags gesperrt. Außer Dienstag, da sind die Pisten bis 22 Uhr für die Pistengeher geöffnet“, schildert der Geschäftsführer der „Bergbahnen Oberperfuss“, Hubert Deutschmann. Er erklärt auch, dass man zwischen den „Pistengehern“, die am Tag bzw. in der Nacht unterwegs sind, unterscheiden muss. „Untertags sind vor allem ältere Menschen unterwegs, bei denen das Erlebnis, das herrliche Bergpanorama und das Gesundheitsbewusstsein im Vorgrund stehen. Anders ist es in der Nacht, da sind vorwiegend die Jüngeren unterwegs, die nach Selbstbestätigung suchen, indem sie in möglichst kurzer Zeit viele Höhenmeter abspulen“, so Deutschmann. 

„HABE EINE VORSORGEPFLICHT!“ Als Geschäftsführer der „Bergbahnen Oberperfuss“ wünscht er sich — wie wohl die meisten Liftbetreiber — von der Politik ein Instrument, mit dem gegen unvernünftige „Pistengeher“ vorgegangen werden kann: „Es kann nicht sein, dass Pisten, die in den Abendstunden für den Skibetrieb am nächsten Tag aufwändig präpariert werden, von einigen Unverbesserlichen mit der unerlaubten Talfahrt mitten in der Nacht mutwillig zerstört werden. Es dauert neun bis zehn Stunden, bis der Schnee durchgefroren ist, und so optimale Eigenschaften für den Tagesbetrieb hat. Außerdem habe ich als Geschäftsführer eine Vorsorgepflicht gegenüber unseren Pistengerätefahrern, die in der Nacht wegen illegaler Pistengeher psychischen Belastungen ausgesetzt sind und auch noch um ihre eigene Gesundheit bangen müssen, wenn sie vor gefährlichen Situationen warnen. Nichts bezahlen und unsere Pisten beschädigen, so kann es nicht weitergehen!“

„NICHT ALLE SCHWARZE SCHAFE!“ Probleme mit den „Gratis-Pisten“ gibt es in fast allen Skigebieten. Bei den „Imster Bergbahnen“ liefen bereits Überlegungen, die Pisten für „Pistengeher“ zu sperren. „Das wollen wir vorerst aber noch nicht. Das Problem bei uns sind die Pistengeher, die zu dritt und zu viert auf der Piste bergwärts gehen und die Skifahrer behindern. Dazu kommt noch, dass viele von denen bereits vor dem Liftbetrieb bergwärts unterwegs sind und die  Parkplätze beschlagnahmen. Es gab Situationen, da haben Inhaber einer Liftkarte keinen Parkplatz mehr vorgefunden. Um eine Parkraumbewirtschaftung im Winter werden wir wohl nicht mehr umhin kommen“, erklärt der „Imster Bergbahnen“-Geschäftsführer Bernhard Schöpf. Er betont aber ausdrücklich, dass nicht alle „Pistengeher schwarze Schafe sind“. „Es gibt auch solche, die für die Benützung unserer Infrastruktur gerne etwas bezahlen wollen!“ 

GF Hubert Deutschmann sieht die Politik in der Pflicht. RS-Foto: Schnöll

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