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Pro Zusammenschluss

26. November 2019 | von Nina Zacke
Bürgermeister Elmar Haid von der Standortgemeinde St. Leonhard (M.) erklärte anhand einer Gletscher- und Gebirgskarte den Teil, den das Projekt wirklich betreffen soll. RS-Foto: Burger
Planungsverbandsobmann und Bürgermeister der Gemeinde Jerzens, Karl Raich, erklärte die Wichtigkeit des Projekts einerseits für die Infrasturktur des ganzen Tals und andererseits für die Bildung neuer Arbeitsplätze. RS-Foto: Burger
Rainer Schultes, TVB Obmann Pitztal, bittet auch von den Behauptungen über ausländische Investoren Abstand zu nehmen, da zwei Investoren aus Tirol an dem 130 Millionen Projekt interessiert sind. RS-Foto: Burger

Bürgermeister sprechen für ihre Einwohner


Petitionen, falsche Informationen und schwere Vorwürfe bringen das ambitionierte Bauprojekt um den Zusammenschluss der beiden Skigebiete von Pitztal und Ötztal schon in der Planungsphase ins wanken. Alle vier Bürgermeister des Pitztals und der TVB-Obmann des Tals meldeten sich dabei zu Wort.


Von Mel Burger

Zur gemeinsamen Pressekonferenz zum geplanten Gletscherzusammenschluss zwischen Pitztal und Ötztal luden vergangene Woche alle vier Gemeindechefs des Tals sowie der Pitztaler Tourismusverband ein. Seit Bekanntwerden des Projekts gibt es Gegner und Umweltaktivisten, die mit ihren Bedenken und Kritiken für Unruhe sorgen. Erst vor Kurzem kochten die Gemüter über, als durch die Petition des Alpenvereins, der „Naturfreunde“, des WWFs und der „Bürgerinitiative Feldring“ etliche Fehlinformationen verbreitet wurden, so die Bürgermeister. So sahen sich die vier Bürgermeister des Pitztals dazu veranlasst, das Sprachrohr für die Mehrheit ihrer Anwohner zu sein und neben Fakten sowie Zahlen des Projekts auch die positiven sowie negativen Auswirkungen des Projekts zu erklären.




Planungsverbandsobmann und Bürgermeister der Gemeinde Jerzens, Karl Raich, erklärte die Wichtigkeit des Projekts einerseits für die Infrasturktur des ganzen Tals und andererseits für die Bildung neuer Arbeitsplätze. RS-Foto: Burger

Gemeinsam

Als erstes ergriff Bürgermeister Elmar Haid der Standortgemeinde Sankt Leonhard das Wort und wehrte sich „gegen die Falschmeldungen von Gipfelsprengungen durch die öffentliche Online-Petition und dem Mitinitiator Gerd Estermann“. Laut Haid führte dies und die Verbreitung durch internationale Medien zu populistischen Verzerrungen und der negativen Haltung gegenüber des Projekts. Gerade das Pitztal, das immensen Aufwand betreibe, um vorhandene Infrastrukturen instand zu halten und die unberührten Naturlandschaften sowie ihre Fauna und Flora zu schützen versucht, werde angegriffen, ohne das Projekt im Ganzen zu betrachten. Neben eigenständigen Naturschutzprojekten versuchen die Einwohner auch die Eigenständigkeit des Tals und seine rückläufige Landwirtschaft zu Erhaltung des Kulturguts durch das derzeitige Regionalprogramm des Landes zu erhalten. 




Rainer Schultes, TVB Obmann Pitztal, bittet auch von den Behauptungen über ausländische Investoren Abstand zu nehmen, da zwei Investoren aus Tirol an dem 130 Millionen Projekt interessiert sind. RS-Foto: Burger

Zahlen

So spricht Bürgermeister Haid von 64 Hektar Fläche, die für das Umsetzten benötigt wird, von denen 58 Hektar auf dem Gletscher selbst liegen. Laut den Zahlen handle es sich dabei um 0,6 Prozent der gesamten Gletscherfläche zwischen Sankt Leonhard und Sölden. Seit Ende der 80er Jahre sei kein neuer Lift hinzugekommen und auch das gesamte neue Projekt befinde sich innerhalb der Skigebietsgrenzen, die 2005 im Seilbahngesetz für das Gebiet Pitztaler Gletscher festgelegt wurden. Wichtigstes Argument für eine Gletscherehe für alle vier Gemeinden ist laut Bürgermeister von Jerzens und Planungsverbandsobmann Karl Raich der Negativtrend in der Bettenbelegung, dem dadurch rückläufigen Angebot an Arbeitsplätzen, der Auslastung aller Kleinbetriebe des Tals, nicht nur der Hotels, Pensionen und Privatzimmer, und dem daraus folgenden Rückgang der Bevölkerung um minus 0,5 Prozent seit 2009. Von Seiten der Gemeinden wurden bereits durch den Ausbau von Kindergärten mit Krippen sowie Schulen mit Nachmittagsbetreuung und vielem mehr die Orte für ihre Bewohner so attraktiv wie möglich ausgelegt. Jedoch verspüre man gerade in den letzten Jahren immer mehr eine Abwanderung von einheimischen Familien.



Fakten

Auch von Seiten des Obmanns des TVB Pitztals, Rainer Schultes, kann das Tal in seinen Augen nicht mit den vorherrschenden Bedingungen gegenüber anderen Skigebieten mithalten. Für ihn ist der Zusammenschluss der Gebiete eine wichtige Chance für das Pitztal, in dem über sieben Monate Winter herrscht, auf die man über 30 Jahre gewartet hätte. Außerdem erklärte er, dass zwar 72 Hektar Gletscher planiert werden würden, aber keinerlei Zerstörungen oder gar Abtragungen geplant sind. Auch die Stützen und Gebäude würden nur auf festem Boden verankert werden. Josef Knabl, Bürgermeister der Gemeinde Arzl am Eingang zum Pitztal, nahm das Thema Steigerung des Verkehrs auf, das eines der vielen Bedenken der Bevölkerung des Tals ist.



Verkehr

Man habe sich selbstverständlich schon seit Beginn des Projekts mit diesen Zahlen beschäftigt und habe durch Messungen und Hochrechnungen festgestellt, dass ohne das Projekt mit einer normalen Steigerung von sechs Prozent zu rechnen sei und bei Umsetzung der Gletscherehe mit zirka neun bis 14 Prozent erhöhtem Verkehrsaufkommen gerechnet werden muss, wobei man gerade in den letzten Gemeinderatssitzungen aller Gemeinden positiv für einen Mobilitätsbeauftragten, den Anschluss an das Projekt „Umadum“ und das neue VVT-Projekt für das kommende Jahr abgestimmt hat. Alle Bürgermeister und Rainer Schultes vom TVB Pitztal sind sich einig, dass man sich in einer sensiblen Zeit befinde, was Umweltschutz und Klimawandel betreffe, aber man müsse auch an die nächste Generation denken, die nicht nur in diesen Gebieten überleben müsse, sondern sich auch um den Erhalt der Natur im Tal kümmern sollte. 

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