Von Dr. Richard Lipp.
An jenem 5. Juli 1896 wurde nicht nur der Turnverein gegründet, sondern auch die Grundlage für das vereinsmäßige Sportwesen in Reutte gelegt, bezeichnet man das Turnen doch zu Recht als „Mutter“ aller Sportarten. Warum eigentlich nicht als „Vater“, war das Turnen anfänglich im Gegensatz zu heute doch rein männlich? Vollwertig und wirklich. Das änderte sich am 27. April 1919 als der feierliche Beschluss gefasst wurde, dass ab sofort die Turnerinnen „vollwertige und wirkliche“ Mitglieder seien. Das wurde auch für die übrigen Sportarten zum Maßstab, obwohl international das „Jahr der Frau“ erst 1975 gefeiert wurde! Doch zurück zu 1896: Schon am 1. Jänner sammelten sich acht Turner (Heinrich Jenny, Josef Lipp, August Ihrenberger, Emil Lipp, Michael Schmitzer, Josef Hofherr, Franz Ihrenberger und Max Hornstein) in der Absicht, einen Turnverein zu gründen. Die Marktgemeinde versprach eine jährliche Subvention von 50 Gulden für fünf Jahre. Geturnt wurde im Freien im Hof des „Schwarzen Adlers“. Schon 1898 bestritt der junge Verein sein erstes großes Turnfest zur Feier des 50-jäjhrigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef.
Dachten die Gründungsväter von damals daran, was in 125 Jahren sein werde? Wohl kaum. In einer Vorausschau hätten sie auch dunkle Zeiten wie zwei mörderische Kriege erahnen müssen. Sie hätten aber mit Stolz erkennen können, dass sie mit ihrem Gründungsakt vom 5. Juli 1896 zu den Vätern des heutigen blühenden Sportwesens in Reutte wurden. Es bleibt zu hoffen, dass die Zeitverhältnisse es erlauben, bald das 125-jährige Jubiläum in gebührender Weise feiern zu können.
(Dr. Richard Lipp ist Historiker und Kenner der Geschichte der Marktgemeinde Reutte. Anm. d. Red.)