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24-Stunden-Betreuung stößt an ihre Grenzen

Betreuungsagenturen fürchten System-Kollaps nach Ostern und nehmen Entscheidungsträger in die Pflicht

Ältere Personen, die eine 24-Stunden-Betreuung brauchen, zählen ausnahmslos zur Corona-Risikogruppe. Meist kümmern sich Personenbetreuerinnen aus osteuropäischen Ländern um die Klienten. Die Grenzschließungen aufgrund der Corona-Problematik werden hier immer mehr zum Problem.
14. April 2020 | von Sabine Schretter
24-Stunden-Betreuung stößt an ihre Grenzen
„LWL24“-Geschäftsführer Christian Schönherr warnt vor einem Kollaps des 24-Stunden-Betreuungssystems nach Ostern. Foto: RS-Archiv
Von Sabine Schretter

Viele Betreuungskräfte sind schon länger als sechs Wochen im Einsatz und kommen an ihre physischen und psychischen Grenzen. Nach Ostern droht ein Kollaps des Systems der 24-Stunden-Betreuung in Tirol. Der Geschäftsführer von „LWL24“, Mag. Christian Schönherr aus Biberwier, betont die Dringlichkeit eines geordneten Wechsels der Personenbetreuer. Die Auflagen der 14-tägigen Quarantäne und alle notwendigen hygienischen Maßnahmen sind Voraussetzung für den Einsatz einer Betreuungskraft. Christian Schönherr fordert zusätzlich eine Testung aller einzusetzenden Betreuer. „Leider haben wir von den Entscheidungsträgern noch keine Informationen erhalten“, erklärt Christian Schönherr im Gespräch mit der RUNDSCHAU und führt weiter aus: „Im Moment ist die Betreuung der Klienten hier vor Ort gesichert. Die Betreuerinnen könnten in ihre Heimatländer fahren, müssen dort für aber zwei Wochen in Quarantäne. Sie bleiben lieber hier. Es gibt jetzt einen Bonus, wenn ein zweiter Turnus, also nochmal vier Wochen, angehängt wird. Das ist ein guter Anreiz, um zu bleiben, und die Agenturen haben dadurch ein bisschen Zeit gewonnen, nachhaltige Lösung ist das für uns keine. Das Problem ist, dass laufend neue Betreuungen dazukommen, die wir nicht abdecken können.“ Personenbetreuer brauchen ihre Erholzeiten, gerade dann, wenn es sich um schwierige Betreuungen  handelt. In der herrschenden Ausnahmesituation ist es notwendig, ihnen die Reise in die Heimatländer zu ermöglichen und sie bei der Beschaffung einer Quarantäneunterkuft zu unterstützen. Um diese Herausforderung zu bewältigen, haben sich vier Tiroler Agenturen – darunter Christian Schönherr mit seiner Agentur „LWL24“ zusammengeschlossen. Sie möchten als Sprachrohr die bevorstehenden Herausforderungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Politik rücken. 

FORDERUNGEN. Es ist im Notfall möglich, bei Ausfall der 24-Stunden-Betreuung den Klienten in einem Reha- oder Kurhaus unterzubringen. Da sie aber fast alle zur Hochrisikogruppe mit Vorerkrankungen zählen, ist der Verbleib in den eigenen vier Wänden für sie besser. Viele Klienten leiden unter demenziellen Erkrankungen, ein Ortswechsel kann eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes bewirken. Christian Schönherr und seine Mitstreiter Martin Hechenbichler, Hans Wolf und Christian Kröll fordern von den Entscheidungsträgern, einen gesicherten Korridor am Land- beziehungsweise Luftweg aus den Herkunftsländern zu ermöglichen, eine Unterstützung bei der Unterkunftssuche für die Quarantäne durch das Land Tirol, eine Schutzausrüstung für alle tätigen Personenbetreuer sowie deren Testung.

ANSPRECHPARTNER. Agenturen sind Ansprechpartner. „Ein großes Problem haben die Personenbetreuer, die privat bei uns tätig sind. Ich kann mich nur um meine 35 Betreuerinnen kümmern. Ich hoffe daher sehr, dass unsere Forderungen endlich Gehör finden“, hofft Christian Schönherr.
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