Allen Grund zu feiern hatte die Kaufmannschaft Reutte in der vergangenen Woche, konnte sie doch auf 40 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. „Miteinander statt gegeneinander“ war die Devise, mit der eine Gruppe um Hermann Gezzele und Karlheinz Häsele am Stammtisch im „Pietruschka“ am 20. November 1979 beschloss, die Kaufmannschaft Reutte zu gründen.
Von Uwe Claus
In einem eingespielten Film aus früherer Zeit präzisierte Hermann Gezzele, als „nicht gewählter“ und mittlerweile verstorbener Obmann, die Motivation, diesen Verein zu gründen – gegen alle Widerstände. „Die kamen nicht von Reuttenern, sondern von Institutionen in Innsbruck – sie wollten das ganz einfach nicht“, erzählt er im Film. Im „Jahr eins“ des Bestehens wurden als erster Preis in der Weihnachtsverlosung bereits 25.000 Schilling als Gewinn ausgeschüttet. Vier Jahre später wurde bereits ein Auto verlost, im Sommer das Marktfest am 1. Samstag im August aus der Taufe gehoben. In diese Zeit fiel auch die erste Ausgabe des „Reuttener“, des offiziellen Blatts der Kaufmannschaft. So weit zu den Anfängen.
In gemütlicher und ungezwungener Stimmung begrüßte Obmann Christian Senn im „Neuen Storfwirt“ am Mittwochabend die rund einhundert Gäste, um vier Jahrzehnte Kaufmannschaft gebührend zu feiern. Als Moderator hatte er WK Obmann Christian Strigl engagiert, dem es vorbehalten war, verschiedene Größen der Kaufmannschaft der letzten Jahrzehnte vorzustellen. Er überbrachte die Grüße von Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser und würdigte zugleich die gute Zusammenarbeit zwischen der heimischen Wirtschaft und der Kaufmannschaft. In seinen Interviews mit Peter Müller, „Kurzvorstand“ Helmut Lagg und dem langjährigen WK-Obmann Peter Wartusch wand sich wie ein roter Faden die Sorge, wie der Abfluss des Geldes ins benachbarte Allgäu zu stoppen und die heimische Wirtschaft durch gezielte Aktionen zu stärken sei. Wartusch betonte die perfekte Zusammenarbeit zwischen WK und KFM und dass die positiven Anknüpfungspunkte zwischen beiden Organisationen bei allen Aufs und Abs immer wieder zum Vorteil der Wirtschaft genutzt wurden – die Grundrichtung habe einfach bestimmt.
Zu Wort kam auch KFM-Urgestein Willi Sorg, dem „Erfinder“ des Marktfests. „Unser Bestreben war es, das Marktfest unter der Leitung der Kaufmannschaft und nicht der Gastwirte durchzuführen – das war unser Ding“, betonte er. Karlheinz Häsele, Kassier der ersten Stunde, wartete mit einigen Anekdoten auf, die so manchen der Anwesenden zum Schmunzeln brachten. Auch Bürgermeister Alois Oberer hob die positiven Einflüsse der Kaufmannschaft im Reuttener Wirtschaftsleben hervor und wünschte sich deren Unterstützung bei der kommenden Umstrukturierung des Untermarkts.
Zum Ende des offiziellen Teils erlaubte sich Obmann Christian Senn noch einige Anmerkungen: „Es hat Spaß gemacht und deswegen bin ich nach elfjähriger Zeit als Obmann immer noch da“, sagte er. In einer Zeit des World Wide Web, in der auf Knopfdruck im Wohnzimmer gekauft wird, gelte es mehr denn je, den wirtschaftlichen Fokus auf den Ortskern zu lenken. Aber auch die Öffnung der Kaufmannschaft in die Naturparkregion, von Weißenbach bis Vils, sei eine Entscheidung gewesen, die Marktgemeinde für den Kunden interessanter zu gestalten.
Aufrufe der Kaufmannschaft, mit dem Slogan wie „Sei g’scheit – kauf heimisch“, hätten ihre Wirkung nicht verfehlt. „Wir haben in den letzten Jahren einen Gegenstrom aktiviert und wie die Teilnahmekarten an der Weihnachtsverlosung zeigen, gewonnen“, stellte Senn fest.