Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Aktuelle Zahlen bestätigen Außerferner Strategie zum Ausbau der Pflege

Bericht zur Grundversorgung der Tiroler Bevölkerung zeigt einige Lücken im Bezirk auf

Kürzlich gab das Land Tirol die aktuellen Daten zur Grundversorgung der Bevölkerung heraus. Günter Salchner, Geschäftsführer der Regionalentwicklung Außerfern (REA), leitet daraus wichtige Indikatoren für Lebensqualität und für weitere Schwerpunktsetzungen ab. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der ärztlichen Versorgung und der Pflege.
4. Jänner 2021 | von Sonja Kofelenz
Aktuelle Zahlen bestätigen Außerferner Strategie zum Ausbau der Pflege
Freuen sich über eine modernisierte medizinische Versorgung im obersten Lechtal: (v.l.) Dr. Karin Haß-Schletterer, Alt-Bgm. Günther Blaas, Christian Hammerle (Obmann Sanitätssprengel Oberstes Lechtal). Foto: REA
Von Sonja Kofelenz.
Bei den Praktischen Ärzten entspricht die Versorgungsquote weitgehend den anderen ländlich geprägten Bezirken. Das Lechtal ist hinsichtlich der Versorgung mit Praktischen Ärzten dreigeteilt. Steeg bis Bach wird über die Ärztin in Holzgau abgedeckt, Elbigenalp bis Elmen über 1,5 Kassenstellen in Elbigenalp. Das unterste Lechtal ab Stanzach wird über den Arzt in Weißenbach (!) versorgt. Insofern ist die Situation im Planungsverband absolut vergleichbar mit anderen ländlich geprägten Regionen. Hier war sicher die im März 2020 in Angriff genommene Modernisierung der Arztpraxis in Holzgau wichtig. Dadurch gelang eine Nachbesetzung der Praxis mit Dr. Karin Haß-Schletterer. Zusammen mit Therapeuten konnte die Ärztin das Angebot auch deutlich erweitern. REA unterstützte die Gemeinde bei der Beantragung von Förderungen. Die Unterversorgung bei Zahnärzten (Lechtal) und Frauenärzten (Bezirk Reutte) ist laut Bericht des Landes aber nicht erfreulich. Bei den Zahnärzten ist die Situation ebenfalls ähnlich wie in anderen Bezirken. Aber auch hier hat das Lechtal mit einem Zahnarzt auf rund 5.000 Einwohner die zweitschlechteste Versorgungsquote in Tirol. Dringender Handlungsbedarf besteht in der Frauenheilkunde. Im Außerfern kommen auf einen Facharzt 8.285 Einwohnerinnen. Der Landesschnitt liegt bei 3.311 Frauen. „Zur Ansiedlung von Fachärzten in Pflach und Höfen kann man den Bürgermeistern nur gratulieren. Insgesamt betrachtet wird ein gemeinsames Vorgehen auf Ebene der Planungsverbände bzw. des Bezirks noch wichtiger, denn die Herausforderungen werden nicht weniger. Dies gilt insbesondere für die Pflege“, rät Salchner. In Tirol leben knapp 69.000 Menschen, die älter als 75 Jahre sind. Dies entspricht ca. 9% der Bevölkerung. In 20 Jahren steigt dieser Anteil auf knapp 14%. Bezieht man die aktuelle Zahl der Betten in den Tiroler Pflegeheimen (6.824 Betten in insgesamt 93 Einrichtungen) auf diese Personengruppe, dann entfallen – rein rechnerisch – auf einen Heimplatz landesweit ca. zehn mögliche Anwärter. Diese „Andrangsziffer“ liegt in den meisten Bezirken zwischen neun und elf. Der Bezirk Schwaz kommt auf 12 Anwärter. Aufgrund der zunehmenden Überalterung folgern die Autoren des Berichts, dass das Thema Pflege weiter an Bedeutung gewinnen wird. Für den Bezirk Reutte ist jedenfalls schon jetzt Feuer am Dach. Liegt hier die aktuelle Andrangsziffer doch bei 18 Personen pro Heimplatz. Für den Reuttener Bgm. Alois Oberer ist diese eklatante Unterversorgung weniger Ausdruck einer vermeintlich heilen Außerferner Welt, in der aus Überzeugung primär zu Haus gepflegt wird, sondern vielmehr ein dringender Appell zu handeln. „Mit 26 zusätzlichen Betten im Reuttener Seniorenzentrum „zum Guten Hirten“ und dem Bau eines dritten Pflegeheims mit 64 Betten in Ehenbichl legen wir eine Ausbaustrategie vor, welche die Bürgermeis-ter in der Generalversammlung des Pflegeverbands vom 16. Dezember einstimmig beschlossen haben“, berichtet Oberer. Er geht davon aus, dass Gesundheitslandesrat Tilg bei dieser Strategie mitgeht. Die Zahlen sprechen für Oberer jedenfalls eine deutliche Sprache.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben