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Anna Dengel – ein aufopferungsvolles Leben für die Armen

16. April 2019 | von Nina Zacke
Anna Dengel – ein aufopferungsvolles Leben für die Armen
Theaterfrau Claudia Lang-Forcher widmet ihr neues Stück einer ganz besonderen Lechtalerin. RS-Foto: Claus

Claudia Lang, Mitgründerin der Geierwally-Bühne mit neuem Stück in Elbigenalp


Am 12. Juli 2019 (Uraufführung) kommt wieder ein von Theaterfrau Claudia Lang-Forcher geschriebenes Stück mit dem Titel „Anna – Mutter der Mütter“ auf die Geierwally-Bühne in Elbigenalp, bei dem sie auch Regie führt. Aus ihrer Feder stammen u. a. bereits die Stücke „Schwabenkinder“, „Marie, die Alpenkönigin“ oder die „Schattenweiber“. Die RUNDSCHAU hat sich bei ihr erkundigt, was sie bewogen hat, dieses Stück zu schreiben. 

Von Uwe Claus

 

RUNDSCHAU: Dem Namen nach ist Anna Dengel im Außerfern ja bekannt. War Ihnen das „nur bekannt sein“ einfach zu wenig?

Claudia Lang: Ja, definitiv. Sie war mir schon als Kind ein Begriff und auch meine Mutter hatte lebenslang zwei Frauen verehrt – die „Geierwally“ Anna Steiner-Knittel und eben Anna Dengel. Schon länger ist mir das Thema im Kopf umgegangen, aber ich wusste nicht, wie ich das Leben dieser Frau auf die Bühne bringen kann. Denn nur einen Teil aufzugreifen, das wäre für dieses facettenreiche Leben zu wenig gewesen.

RS: Sie fügt sich ja in die Reihe bekannter Lechtalerinnen und Lechtaler mit sozialer Ader, ich denke dabei auch an Falger, nahtlos ein. Ist das Lechtal sozusagen ein Entstehungsmerkmal für besondere Menschen?
CL: Das glaube ich schon. Dieser Menschenschlag musste auch aufgrund seiner „Abgeschiedenheit“ Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit entwickeln. Sie sind zwar im ersten Moment eher etwas zurückhaltend, entwickeln jedoch bald eine Eigendynamik, die beispielhaft ist. Und manche Menschen aus dem Lechtal sind in gewisser Weise, so war das zumindest früher, mutig gegenüber der Obrigkeit.

RS: Was war das Besondere an Anna Dengel und was war für sie der Anlass, sich so vehement für die Armen in der Dritten Welt einzusetzen?
CL: Ein Auslöser dürfte der frühe Tod der Mutter, Dengel war gerade acht Jahre alt, gewesen sein. Sie entwickelte einen Jugendtraum, den sie später mit der Gründung des Ordens „Medical Mission Sisters“ (MMS) verwirklichte. Sie ist, für die damalige Zeit fast unglaublich, in der Burka über Land gefahren und hat das Elend gesehen, das Kindern und Frauen (besonders bei Geburten) gesundheitlich widerfuhr. Da sie bald an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit ankam, suchte sie sich Mitstreiterinnen – der Weg war frei zur Ordensgründung, nachdem auch der Vatikan sein „Okay“ gegeben hatte.

RS: Wie sind Sie überhaupt auf das Thema gekommen und wie haben Sie sich beim Schreiben des Stücks vorbereitet, wo haben Sie die Quellen gefunden?
CL: Da ich seit vielen Jahren Interesse an dieser Frau hatte und ich von außen, besonders von Reinhard Heiserer – dem Obmann des Vereins Freunde Anna Dengel – „angeschoben“ wurde, habe ich eine Unmenge an Büchern zum Thema gelesen, in denen festgehalten wurde, was Anna Dengel in ihrem Leben geleistet hat.

RS: Auf welche Dinge haben Sie den besonderen Schwerpunkt gelegt? Wie ist das Stück im Ganzen angelegt? Wie sieht der sogenannte Rote Faden aus?
CL: Die Lebensgeschichte von Anna Dengel ist unheimlich breit gefächert und hat etwas Episches. Sie hinterließ auf allen Erdteilen der Welt ihre Spuren – unter anderem gibt es heute nicht weniger als 50 Krankenhäuser in aller Welt, die Anna Dengel gegründet hat. Das alles unter einen Hut zu bekommen! Ich habe versucht, von einem wichtigen Lebensabschnitt zum anderen eine Verbindung herzustellen, was nicht immer einfach war, denn das Stück soll ja für den Zuschauer spannend sein.

RS: War es schwierig, für das sozialkritische Stück Darsteller zu finden? Oder können Sie wieder auf das bewährte Ensemble der Bühne zurückgreifen?
CL: Einige sind aus den Ensembles der letzten Jahre, aber es sind auch viele neue Gesichter unter den 25 Darstellern dabei. Unter anderem gibt es vier „Anna`s“ – für die verschiedenen Lebensphasen. Als Darsteller ist auch der künstlerische Leiter, Bernhard Wolf, mit dabei.

RS: Sie führen ja auch Regie. Ist das nicht ein großer Spagat – das Buch zu schreiben und eben auch noch Regie zu führen.
CL: Zunächst hatte ich das nicht vor, aber ich spürte solch eine Energie und Freude in mir, fast spirituell, und ich hoffe, dass dies so bleibt und diese im Stück auch rüber kommt. Die Frau ist mir einfach so wichtig, dass die authentische Dramaturgie ein Schwerpunkt sein soll – obwohl ich selbst ja nicht dabei war – aber der Zuschauer das Gefühl hat: „So kann es sich zugetragen haben.“

RS: Zu allerletzt die Frage: „Wer macht die Musik zum Stück, wer ist für das Bühnenbild zuständig und wer kleidet die Darsteller „zeitgerecht“ ein?
CL: Die Musik liegt in den bewährten Händen von Christoph Kammerlander, den Bühnenbau bewältigen Hella und Michael Bachnetzer und Ernst Schnöller. Die passende Kleidung wird von Agnes Baldessari entworfen und den jeweiligen Personen im entsprechenden Stil angepasst.

RS: Danke für das Gespräch.

 
Wer ist Anna Dengel?

Anna Dengel wurde am 16. März 1892 als ältestes von neun Kindern in Steeg/Lechtal geboren. Sie besuchte die Pensionatsschule in Hall in Tirol und absolvierte ein medizinisches Studium in Cork/Irland. Ihre Promotion feierte Anna Dengel 1919. Anschließend begann sie ihre ärztlichen Tätigkeit in Rawalpindi/Pakistan. 1941 gründete Anna Dengel den Orden „Medical Mission Sisters“ (MMS). Auszeichnungen: u. a. Ehrenzeichen der Stadt Hall, Ehrenring vom Land Tirol. Anna Dengel starb am 17. April 1980 in Rom und ist dort auf dem Campo Santo Teutonico beigesetzt.

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