Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Auf zum Schwur Tiroler Land

Im Talkessel von Reutte brannten traditionell die Herz-Jesu-Feuer

Nach einem alten Brauch leuchten in Tirol am Vorabend des Herz-Jesu-Sonntag christliche Motive von den Bergen. Die RUNDSCHAU war heuer am Ort des Geschehens und hat beeindruckende Bilder mitgebracht.
14. Juni 2021 | von Maria Kofelenz
Vom Gipfel des Säuling in Richtung Deutschland zieht sich die Kette der Bergfeuer am Berggrat entlang. Fotos: M. Kofelenz
Von Maria Kofelenz.
Immer am dritten Samstag nach Pfingsten finden jedes Jahr die Herz-Jesu-Feuer statt. Diese sollte man nicht mit den Sonnwendfeuern verwechseln, auch wenn sie schon das ein oder andere Mal auf den gleichen Termin fallen.
Heuer durfte die RUNDSCHAU live am Säuling mit dabei sein. Nach einer aufregenden Fahrt mit dem Roller und einem kurzen Anstieg zum Säulinghaus traf sich Maria Kofelenz, freie Mitarbeiterin der RUNDSCHAU Reutte, mit den Teams, die jedes Jahr für die Bergfeuer zuständig sind. Gerne waren die Herren für Interviews und Gruppenfotos zu haben und nahmen Maria auch in ihrer Runde mit zur Feuerstelle hinter der Hütte, hoch hinauf in ein steiles Schotterfeld. Dort konnte sie mitverfolgen, wie die einzelnen Feuer entzündet wurden und mit ihrer Leuchtkraft dann ein Motiv ergaben.

Organisation.
Am Säulinghaus treffen sich zwei Gruppen, die Pflacher unter der Organisation von Martin Strigl und die Pinswanger Gruppe. Die Gruppe aus Pflach wird von der Gemeinde Pflach gesponsort. Während erstere sich auf den Weg zum Gipfel machten, um dort den Bergkamm in Lichtern erleuchten zu lassen, stiegen letztere zu einem Schotterfeld hinter em Säulinghaus auf und kreierten ein Herz und ein Kreuz. Zu sehen waren die beiden Motive am besten von Pflach bzw. Pinswang aus, da sie auf diese Gemeinden eingemessen wurden. Dieses Einmessen der Motive pasierte bereits vor vielen Jahren. Heute sind die Stellen bekannt, wo die Feuerstellen angebracht werden müssen. Unter den ca. 15 Teilnehmern der Gruppe aus Pflach sind sowohl junge als auch ältere. Die ältesten der Gruppe sind bereits seit 45 Jahren dabei und haben nur 2-3-mal gefehlt. Damals, als sie angefangen hatten, mussten sie sich ältere Mitglieder suchen, um mitgehen zu dürfen, und so wird das auch heute noch von Generation an Generation weitergegeben.

Die Feuerstellen.
Die Motive werden mit Säckchen, gefüllt mit Brennmaterial, ausgelegt und dann, sobald es dunkel wird, mit Fackeln angezündet. Am Gipfel wurden dieses Jahr ca. 200 Säcke verwendet. Diese Säckchen sind mit Hobelspänen, Sägemehl und Bioöl gefüllt, früher wurden Metalldosen mit Altöl verwendet. Natürlich wird auch auf Sicherheit geachtet, weshalb das Wetter immer im Blick bleibt.

Herkunft.
er Brauch der Herz-Jesu-Feuer stammt aus dem 18. Jahrhundert und zwar als Erinnerung an den erfolgreichen Widerstand gegen die napoleonischen Truppen, welche in Tirol einfielen. Als daraufhin Tiroler Truppen die Franzosen überraschend besiegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag erklärt. Damals gab es nicht viele Möglichkeiten mit entfernten Landsleuten zu kommunizieren. Aus diesem Grund wurden an bestimmten Gipfeln Signalfeuer entzündet, um damit den Landsturm einzuberufen.

Ähnliches wo anders.
Bergfeuer gibt es überall, so auch die Sonnwendfeuer, welche dieses Jahr wegen Schnee eventuell nicht überall stattfinden können. Die Sonnwendfeuer finden normalerweise am 21. Juni statt. Während bei uns die Sonnwendfeuer am Berg entzündet werden, sind diese in anderen Gegenden, z.B. ein Deutschland, auf einem Platz im Tal zu finden. Dort wird ein sehr großes Feuer angezündet. Vereine sammeln Holz im Wald und schichten es auf einen Stapel, welcher bis zu zehn Meter hoch werden kann. Früher war es entweder üblich, dass man von Haus zu Haus gegangen ist und um einen Holzscheit gebeten hat oder jede Familie hat Holz zum Feuer mitgebracht.


Sonnwende in der Tiroler Zugspitz Arena

(sk) Mit den traditionellen Bergfeuern feiert die Tiroler Zugspitz Arena am 19. Juni die kürzeste Nacht des Jahres. Über 200 heimische Bergfeurer sorgen für ein Spektakel der ganz besonderen Art. Die Sonnwende wird an kaum einem anderen Ort in Österreich so ausgiebig zelebriert wie hier. Seit 2010 zählen die Bergfeuer in der Tiroler Zugspitz Arena zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe. Die diesjährigen Bergfeuer werden via Livestream auf den Social Media Kanälen der Tiroler Zugspitz Arena übertragen. Bei Regen wird die Veranstaltung um eine Woche auf den 26. Juni verschoben.Link zum Stream: https://vimeo.com/561275571

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben