Von Sabine Schretter
Eine erste Erkundung des Rescue-(Notfall-)Teams des Maschinenrings gemeinsam mit dem Bauern Alexander Strobl zeigte, dass das betroffene Weidegebiet sehr weitläufig ist, was einen Hubschraubereinsatz erforderlich machte. Der wurde für Montag, den 26. September, anberaumt. „Dieser Suchflug lief über das Resort von LH-Stv. Josef Geisler. Dieses Angebot für Almbauern besteht jetzt das zweite Jahr in Folge. Drei Einsatzteams stehen dafür in Tirol zur Verfügung. Die Abrechnung dieser Einsätze erfolgt über den Maschinenring“, erklärte Christian Angerer, Obmann Maschinenring Tirol, im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Der Sichtungsflug am Montag habe dann traurige, aber wichtige und erfolgreiche Erkentnisse gebracht. „Im weitläufigen Weidegebiet der Griesbachalm wurden nur noch zwei lebende Tiere gesichtet. Sie waren in felsiges Gelände geflüchtet. Alle weiteren Tiere waren tot, von einem Bären gerissen“, so Christian Angerer. Betroffen sind zwei Landwirte aus der Gemeinde Häselgehr. Insgesamt fielen 46 Tiere – Schafe und Ziegen – dem Bären zu Opfer. „Den größten Schaden hat der junge Schafzüchter Andreas Strobl erlitten. Sein Nachbar, ebenfalls Schafzüchter, hat auch Tiere verloren, aber nicht so viele“, führt Häselgehrs Bürgermeister Harald Friedle dazu aus. Den finanziellen Schaden bekommen beide Bauern ersetzt. Dafür fand am Mittwoch, dem 5. Oktober, ein Treffen statt. „Die Bauern hängen an ihren Tieren. Leider können wir ihnen den emotionalen Schaden nicht erstatten. Es stellt sich schon auch die Frage, ob die beiden als Schafzüchter weitermachen“, bedauert Bgm. Friedle.
Im Weidegebiet waren Knochen und Kadaver von insgesamt 46 Tieren (Schafe und Ziegen) verstreut.
WIE GEHT’S WEITER? Wo sich der Bär jetzt aufhält, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt. Für Bgm. Friedle steht indes fest, dass „sicher kein Bauer im nächsten Jahr seine Tiere auf die Griesbachalm bringen wird“. Er gehe stark davon aus, dass der Bär auch im nächsten Jahr wiederkommt. „Der Bär wäre dumm, wenn er das nicht täte. Er hatte es ja schön hier, ein Angebot im Überfluss. Für den Bären war das hier wie ein Wellnessurlaub“, so Bgm. Harald Friedle. Auch die Frage, wie mit den Wanderern und Erholungsssuchenden umzugehen sein wird, beschäftigt den Bürgermeister. „Ganz in der Nähe, im benachbarten Madautal, verläuft der immer gut begangene Weitwanderweg E5.“ Außerdem könne ein Bär auch Sensationslustige anlocken. „Das Ganze ist schlecht für die Landwirtschaft, schlecht für den Tourismus und für die Gemeinde“, schließt Harald Friedle ab. In der Bevölkerung sei aktuell keine Verängstigung zu spüren – noch, wie der Bürgermeister betont. Bärensichtung gab es übrigens keine. Die Suche nach weiteren Spuren ist vorerst eingestellt. „Wir hoffen auf den Winterschlaf des Bären, den er aber wahrscheinlich nicht wirklich halten wird“, sagt Bgm. Friedle dazu. Ob sich der Bär noch in der Region aufhält oder bereits weitergezogen ist, weiß man nicht. Mit der Futtersuche hat er es jetzt jedenfalls nicht mehr so leicht.
Der Tatzenabdruck lässt auf die Größe des Bären schließen.