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Bessere Pflegeeinrichtungen und verstärkte Lkw-Kontrollen für LF essenziel

Die RUNDSCHAU im Sommergespräch mit Mag. Josef Lutz von der Liste Fritz

Mag. Josef Lutz verfügt über ein abgeschlossenes Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Er ist verheiratet, Vater zweier Töchter und zweifacher Hundepapa. Fast 30 Jahre lang führte er als Geschäftsführer und Selbstständiger ein erfolgreiches Unternehmen im Außerfern. Er ist aktives Mitglied der „Liste Fritz“ und an zweiter Stelle auf der Bezirksliste. Er beschreibt sich selbst als „kritischen Zeitgeist mit einer Sympathie für innovative Lösungen“.
2. August 2021 | von Johannes Pirchner
Bessere Pflegeeinrichtungen und verstärkte Lkw-Kontrollen für LF essenziel<br />
Josef Lutz, Liste Fritz: „Wir unterstützen sinnvolle Initiativen und Ideen der Bürger für Lösungsansätze.“ RS-Foto: Pirchner
Von Johannes Pirchner.
RUNDSCHAU: Grenzkontrollen haben die Außerferner Bevölkerung sehr belastet, gerade im Pendlerverkehr und im Wirtschaftskreislauf. Deutschland testet Flug-, Bahn- und Autoreisende auf Corona, zunächst wohl nur aus Risikogebieten, an Grenzübergängen werden Testzentren eingerichtet. Sollte es bei den Reuttener Grenzübergängen Teststationen geben, ähnlich wie Bayern diese andenkt?
Josef Lutz: Wenn es wieder zu Grenzkontrollen kommt, müssen diese besser organisiert und schneller abgewickelt werden. Gerade im Grenztunnel kam es hierbei schon zu gefährlichen Situationen und Auffahrunfällen. Ob wir im Bezirk generell wieder Kontrollen brauchen, hängt davon ab, wie sich die Corona-Situation entwickelt. Freiwillige Teststationen gerade bei den großen Außerferner Grenzübergängen halte ich für richtig,  diese Einrichtungen sollten für Einheimische gratis sein.

RS: Auch der Transit sorgt immer wieder für lange Wartezeiten an den Grenzen. Die LF setzt sich für eine Bahnlösung ein, die auch überregional gedacht werden soll. Wie schaut dieses Konzept konkret aus?
Josef Lutz: Für die Liste Fritz ist die Bahnvariante ins Inntal die Lösung der Zukunft. Dies würde ungefähr eine Milliarden Euro kosten und für die Außerferner Bevölkerung eine echte Entlastung bringen. Für die nahe Zukunft müssen wir alles tun, um eine schnellere Verbindung nach Innsbruck und ins Inntal gewährleisten zu können. Für die Verbindung nach Innsbruck sollte die Außerfernbahn Pend-lerzüge einführen, die nur noch in Reutte und Ehrwald haltmachen und dann bis Innsbruck durchfahren. Auch mit einer verbesserten Neigetechnik, kein Umsteigen mehr in Garmisch-Partenkirchen kann eine Reduktion der Fahrzeit erreicht werden. Auch sollte auf der derzeitigen Strecke eine bessere Lawinenverbauung errichtet werden. Außerdem ist es wichtig, gegen Wetterextrema gerüstet zu sein:  Sichtwort besserer Schneeräumdienst. Bei den vergangenen Unwettern war die Zugstrecke gesperrt, aber es wurde nicht einmal ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Hier ist akuter Handlungsbedarf vonnöten. Auf der B179 müssen große Sattelschlepper besser und vermehrt kontrolliert werden. Der Polizei sollten Techniker und Juristen zur Seite gestellt werden, um eine raschere Abwicklung zu gewährleisten und allfälligen Diskussionen mit den Kontrollierten sofort entgegenzuwirken. Insgesamt ist die ganze B179 über Jahrzehnte ein einziges Flickwerk von Einzelmaßnahmen, die das große Transit-Problem am Fernpass nicht lösen. Eine Umfahrung ist für den jeweiligen Ort eine tolle Sache, aber sie löst das Problem nicht. Ebensowenig würde der Tschirganttunnel eine Verbesserung bringen. Dazu liegt ein Bericht der Asfinag vor. Die ÖVP will mit dem Tunnelprojekt lediglich Lobbyismus für Hoteliers im Pitztal und im Ötztal betreiben, damit noch mehr Gäste kommen und das Außerfern noch mehr im Transit versinkt. Sollten keine Tunnel gebaut werden, könnte ich mir eine Maut für die Fernpassroute vorstellen. Damit würde man den Warentransit exponentiell teurer machen und den Transit könnte man umleiten. Anrainerbezirke sollten von dieser Maut befreit werden oder es sollte für diese ein besonders günstiges Jahresticket geben. Diese Maßnahme ist durchaus vertretbar, denn gerade Winterdienste sind im alpinen Bereich sehr notwendig und aufwendig.

RS: Die LF hat sich stark für den Erhalt der Kindertherapiezentren „Eule“ eingesetzt, ein Zentrum ist in Reutte. Wie soll der Erhalt der Eule-Therapiezentren aus Sicht der LF funktionieren?
Josef Lutz: Dieses Thema betrifft nicht nur unseren Bezirk, sondern ganz Tirol! Die Betreuerinnen machen einen tollen Job und das ist für die betroffenen Familien unerlässlich. Es ist letztlich eine politische Entscheidung, welche nicht gerechtfertigt und nicht im Sinne der Betroffenen ist. Die LF will hier den Status quo wahren. Das Kindertherapiezentrum Eule soll so erhalten bleiben wie es ist und die Förderung für solche Organisationen und Vereine soll erhöht werden. Diese Vereine leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Ähnliches sieht es bei den Frauenhäusern in Tirol aus: Auch hier ist es jedes Jahr unklar, wie viel Förderung diese bekommen. Es muss für solche Vereine einfach Planbarkeit herrschen! Alles andere ist einer christlich-sozialen Partei nicht würdig!

RS: Viele verbinden die LF mit dem ehemaligen AK-Präsident Fritz Dinkhauser und Sozialpolitik. Welche sozialpolitischen Maßnahmen würde das Außerfern am dringendsten brauchen?
Josef Lutz: Essenziel brauchen wir für die Menschen im Bezirk Mietförderungen und Mietzinsbeihilfen. Zudem fehlt es an regionalen Pflege-, Therapie- und Betreuungsheimen. Die Menschen möchten auch im Alter in der ihnen gewohnten Umgebung bleiben. Ebenso braucht es ein vermehrtes Angebot an der 24 Stunden Pflege und die Heime benötigen mehr Kurzzeitplätze, damit die pflegenden Angehörigen auch einmal abschalten können. Ich selbst habe ein enges Familienmitglied gepflegt, ich weiß, wovon ich spreche! Letztlich benötigte es auch mehr Ganztagesbetreuungsplätze, damit eine Berufstätigkeit für Frauen besser gewährleistet werden kann. Für viele Jungfamilien ist eine traurige Tatsache, dass heutzutage wegen hoher Lebenserhaltungskosten beide Elternteile arbeiten müssen.

RS: 2018 haben Sie sich in einem Interview besonders für eine Motorradregelung und eine HTL in Reutte eingesetzt. Sind Sie mit der Umsetzung dieser beiden Projekte in Form der 95dB Regelung und der HTL-Eröffnung zufrieden?
Josef Lutz: Die 95 dB-Regelung ist relativ gut gelungen, es hapert jedoch an der Kontrolle. Eine 60er oder 80er Geschwindigkeitsregelung nutzt gar nichts, wenn sie nicht kontrolliert wird. Was aber nicht sein darf, ist, dass damit unnötig viele Pendler belastet werden. Die Polizei braucht mehr geschultes Personal,  technisch versierte Beamte, die die ganzen „Schmähs“ der Raser an ihren Maschinen erkennen. Die HTL ist an und für sich sehr gut gelungen, allerdings sollte die HTL eigenständiger von Innsbruck sein und eine eigene Direktion haben. Der Schulstandort Reutte sollte insgesamt gestärkt werden. Es braucht ein Schülerheim, eine Mensa ähnlich der in den Universitäten und Aufenthaltsräume für die Schüler – etwa bei Schlechtwetter oder wenn sie  auf den Bus warten. Ein weiterer Schritt in Richtung zukunftsfit wäre auch eine FH für Mediendesign, was gerade für Koch-Media in Höfen essenziell wäre. Das Unternehmen sucht pro Jahr ca. 15 Absolventen. Die nächsten Standorte liegen in Ostösterreich. So eine FH könnte von der Universität Innsbruck aus betreut werden.

RS: Die Außerferner Initiative „Hoffnung für Flüchtlinge“ wurde vor einem Jahr ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Familien und Kinder aus Lesbos im Außerfern aufzunehmen. Wie ist der Ansatz der LF dazu?
Josef Lutz: Das ist ein schwieriger Punkt. In der LF herrschen hier unterschiedliche Zugänge: Die Flüchtlingsfrage zeigt jeden Tag neue Tragödien auf. Die Bilder von Lesbos rufen zum Helfen auf und es ist besonders wichtig, vor Ort zu helfen. Einzelne Familien herzuholen ist gut gemeint, aber als Lösungsansatz muss weiter gedacht werden. Die Entwicklungshilfe muss gestärkt werden und den Menschen muss vor Ort eine Perspektive und Frieden in ihren Ländern garantiert werden. Anderseits müssen Asylverfahren schneller abgewickelt werden. Es muss klar kommuniziert werden, dass Wirtschaftsflüchtlinge nicht aufgenommen werden. Wenn jedoch schon Flüchtlinge im Land sind und das Bleiberecht abläuft – warum auch immer –, diese aber top integriert sind, sollte es ein humanitäres Bleiberecht geben. Das sollte zentral vor Ort entschieden werden. Hier denke ich an die Bürgermeister, die sehr gut beurteilen können, wie die Familie in ihrer Gemeinde lebt.

RS: Wird es bei den Gemeinderatswahlen 2022 LF-Kandidaten bzw. Listen im Bezirk geben?
Josef Lutz: Es sind in vielen Außerferner Gemeinden Anfragen an die LF da. Die LF unterstützt unabhängige Listen von politisch interessierten Bürgern auch bei der Listenerstellung und steht ihnen auch mit Rat und Know-how zur Seite.

RS: Welchem politischem Spektrum kann man die LF zuordnen?
Josef Lutz: Im klassischen Parteien-spektrum ist dies gar nicht so einfach zu definieren. Als die LF gegründet wurde, haben uns viele Links-Mitte Wähler ihre Stimme geschenkt, auch aufgrund der Persönlichkeit des ehemaligen AK-Präsidenten und „ÖVP-Rebellen“ Fritz Dinkhauser. Aber auch viele Menschen aus dem typischen bürgerlichen Lager, die mit dem Kurs der ÖVP nicht einverstanden sind, gehören zu unserem Wählerkreis. Wir sind eine Bürgerbewegung und setzen uns für die Anliegen der Tiroler ein. Und wir bringen viele neue Ideen ein. So stehen wir gegen den Ausverkauf der Heimat, indem wir gegen Zweitwohnsitze vorgehen, und wir entwickeln neue Ideen für Tourismus und Klima. Ein Hotelier aus Jungholz hat beispielsweise vor einigen Jahren in einer Region in Deutschland inseriert und die Gäste mit dem eigenen Bus abgeholt und nach dem Urlaub wieder nach Hause gebracht. Dies entlastet nicht nur die Region, sondern ist auch ein sinnvoller Ansatz hinsichtlich der Transitproblematik im Außerfern. Solche Initiativen und Ideen der Bürger unterstützen wir!

RS: Vielen Dank für das Gespräch!

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