Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Der „Siebezehnt“ hat im Tannheimer Tal besondere Bedeutung

Der Tag erinnert an die tapferen Vorfahren, die ihr Tal vor den anrückenden Franzosen beschützten

Am 17. September wird im Tannheimer Tal die Arbeit niedergelegt, um der Vorfahren zu gedenken, die im Jahr 1796 die französischen Soldaten abwehrten und sie direkt in die Arme des österreichischen Militärs lotsten, das inzwischen nachgerückt war. Seit rund 220 Jahren wird dieser Tag festlich zelebriert. Auch in diesem Jahr, allerdings in minimalisierter Form.
14. September 2020 | von Eva Näckler
Der „Siebezehnt“ hat im Tannheimer Tal besondere Bedeutung
Ein Festgottesdienst und eine Prozession gehören zum Talfeiertag am 17. September dazu. 2020 wird der „Siebezehnt“ in abgeänderter Form begangen. Foto: TVB Tannheimer Tal
Von Eva Näckler.
Als die französischen Truppen vorrückten, formierte sich im Tannheimer Tal – unter dem Kommando von den Hauptleuten Ferdinand Tauscher, Alois Tauscher und Lorenz Peintner – eine Scharfschützen- und Milizen-Kompanie. Die Vorhut an diesem Tag bildete Franz Röck, ein Unterhöfer Schneider und Korporal der Tannheimer Scharfschützen. Er hatte zuvor schon die feindlichen Stellungen, als Mäher getarnt, ausgespäht und bekam daraufhin die Befehligung der Truppen übertragen. Diese führte er auf Seitenwegen zum Joch bei Hindelang, um das Tal zu befestigen und das Vorrücken der französischen Soldaten nach Süden zu verhindern.

Der „Siebezehnt“.
Dieser geschichtsträchtige Tag wird in Tann-heim traditionell gefeiert. Das offizielle Programm beginnt schon am Morgen, wenn Musikkapellen, Schützen, Priester sowie Ministranten zum Gottesdienst in die Tannheimer Pfarrkirche ziehen. Danach steht eine Sakramentsprozession auf dem Programm, die sich zum Andreas-Hofer-Denkmal begibt; dort wird – begleitet von Schüssen – ein Kranz niedergelegt. Anschließend beginnt das weltliche Festprogramm, mit Unterhaltung und kulinarischen Spezialitäten aus der Region. Auf das Festprogramm muss in diesem Jahr jedoch verzichtet werden. Da die Covid-19 Pandemie noch nicht überstanden ist, wurde vom Vorstand des Tannheimer Taler Hilfsvereins beschlossen, dass sich die Feierlichkeiten auf den sakralen Teil beschränken, um einer unnötigen Gefährdung aus dem Weg zu gehen. Der „Siebezehnt“ wird 2020 im kleinen Rahmen gehalten. Um 9 Uhr wird in der Tannheimer Pfarrkirche der Festgottesdienst, mit einer Kranzniederlegung im Gedenken an die Kriegsopfer, zelebriert. Dieser Gottesdienst fußt auf dem Gelöbnis der Schützen, den 17. September als Feiertag anzuführen, zu dem neben dem Gottesdienst eine anschließende Prozession gehört. Als diese Feiertagserhebung den Vatikan erreichte, verlieh Papst Pius VI. für diesen Tag „auf ewige Weltzeit“ hin einen vollkommenen Ablass.
Dieses Jahr wird noch ein weiteres Ereignis im Zuge des „Siebezehnt“ gefeiert. Gemeindepfarrer Donatus Wagner feiert sein goldenes Priesterjubiläum. Aus diesem Anlass reisen etliche Priester an, die dem Festgottesdienst beiwohnen. Die von der Gemeinde Grän gespendete Kapelle zu Ehren des Pfarrers wurde bereits am vergangenen Sonntag eingeweiht. Anschließend an den Gottesdienst wird mit einer kleinen Agape am Festplatz in Grän gefeiert.

Ein schöner Tag im Tal.
Auch wenn in diesem Jahr auf ein Fest verzichtet werden muss, bietet Tannheim doch genügend Möglichkeiten, diesen Feiertag zu genießen. So lädt der Alpenexpress zu einer gemütlichen Bummelzugfahrt ins Naturschutzgebiet Vilsalpsee ein, um dort das herbstliche Panorama beim Verweilen am See oder während einer kleinen Wanderung zu genießen. Die bunten Züge sind ein Erlebnis für Jung und Alt. Auch kulinarisch kommt man in Tannheim nicht zu kurz, neben den vielen gutbürgerlichen Restaurants, bietet das „Eisdirndl“ ein zusätzliches Schmankerl. Das frisch zubereitete Eis hat schon so manchen Gaumen verzaubert. Die Sorten variieren täglich und bieten so stets kleine Überraschungen.
 
Der „Siebezehnt“ hat im Tannheimer Tal besondere Bedeutung
Tannheimer Idylle aus vergangenen Tagen. RS-Repro: Näckler

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