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Reutte | Chronik | 12. März 2019 | Sabine Schretter

Ein ganz besonderer Sonntag

Altes Brauchtum wird in den Gemeinden Pinswang und Musau hochgehalten – beim Hexenverbrennen und
Scheibenschlagen. RS-Foto: Schretter
Der Hauptmann geht voran und trägt die Hexe zum Scheibenbichl. Ihm folgen die Schulkinder und Scheibenbuben mit langen Haselnussstecken und Holzscheiben. Sie ziehen zum Scheibenbichl und verbrennen dort die Hexe. RS-Foto: Schretter
Am Feuer werden die Holzscheiben zum Glühen gebracht und dann mit den Holzstangen über ein Brett ins Tal geschleudert. Diese Feuerscheiben sollen den Winter vertreiben und Glück und Gesundheit bringen. RS-Foto: Weber
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Von Hexen und glühenden Holzscheiben


In Pinswang und Musau haben sich zwei sehr alte Bräuche bis heute gehalten. Der erste Fastensonntag – in Pinswang Hexensonntag, in Musau Funkensonntag genannt – steht in beiden Gemeinden unter dem Zeichen dieses alten Brauchtums.

Es ist ein uralter heidnischer Brauch, der alljährlich mit dieser ganz besonderen Stimmung Pinswang verzaubert.
Nach dem Betläuten um 18 Uhr versammeln sich die Pinswanger Schulkinder um ihren „Hauptmann“ (den ältesten Schulbuben) und ziehen in einer Prozession durch das Dorf. Der Hauptmann führt eine Strohhexe auf einer langen Holzstange mit, die übrigen Kinder lange Haselnussstecken und Holzscheiben. „Vivat hoch! D’ Hex’ hat Durscht, sie will a lange, lange Wurscht!“ Dieser Ruf tönt durch das Dorf, wenn der Hauptmann und die „Scheibenbuben“ Richtung „Scheibenbichl“ ziehen. Dort wird die Strohhexe auf einen Scheiterhaufen gesteckt und verbrannt. Am Hexenfeuer werden die Holzscheiben angeglüht und mit den langen Haselnussstecken in weitem Bogen durch die Luft geschleudert.

Der Hauptmann geht voran und trägt die Hexe zum Scheibenbichl. Ihm folgen die Schulkinder und Scheibenbuben mit langen Haselnussstecken und Holzscheiben. Sie ziehen zum Scheibenbichl und verbrennen dort die Hexe. RS-Foto: Schretter


Warum die Hex’ „a lange Wurscht“ möchte – wer weiß? Sie trägt jedenfalls ein paar Würste mit sich, scheint also auf ihrem Weg durch den Ort auch auf wohlwollende Leute gestoßen zu sein.
Raus mit dem Winter.

Hexen- oder Funkensonntag ist der erste Sonntag nach dem Aschermittwoch. Der Termin steht also am Beginn der Fastenzeit bzw. am Ende der Alten Fastnacht. Das Hex’-verbrennen und das Entfachen des Feuers ist ein überlieferter Brauch, der den Winter austreiben soll.

 

Von Michaela Weber

Am Abend des Funkensonntags zelebriert man in Musau und anderen Gemeinden des Außerferns – Weißenbach, Ehrwald, Jungholz – den Brauch des Scheibenschlagens. Dabei werden im Funkenfeuer kleine Holzscheiben an langen Stöcken zum Glühen gebracht und dann auf einer Anhöhe über ein schräg aufgelegtes Brett abgeschlagen. Treidelnd und leuchtend wie Sternschnuppen sausen diese glühenden Holzscheiben dann ins Tal. Oft wird das Scheibenschlagen in Zusammenhang mit dem Rügeverfahren der Fastnacht gesehen, denn mancherorts sind die Sprüche, die vor dem Abschlagen aufgesagt werden, bestimmten Personen gewidmet.
I d’r Muese.

Am Feuer werden die Holzscheiben zum Glühen gebracht und dann mit den Holzstangen über ein Brett ins Tal geschleudert. Diese Feuerscheiben sollen den Winter vertreiben und Glück und Gesundheit bringen. RS-Foto: Weber


Vergangenen Sonntag war es wieder so weit. Die Musauer rückten bei Einbruch der Dämmerung, mit Buchenholzscheiben bekränzt, zum Scheibenschlagen aus. Die mit Stroh gestopfte Hexe symbolisiert den Winter – sie brannte trotz starken Regens und der heftigen Windböen lichterloh! Beim Entzünden sagten die Kinder einen Spruch auf. Durch diesen Brauch soll dem Winter der Garaus gemacht werden. Die Richtung, in die die Hexe fällt, soll die Richtung der zu erwartenden Gewitter in diesem Jahr anzeigen. Beim Abschlagen der glühenden Buchenholzscheiben über der Scheibenbank erhoffen sich die Menschen Gesundheit und Glück.
In Musau wird zudem noch ein sehr spezieller Winter-Frühlingsbrauch zelebriert – der Bareigang am späten Nachmittag des Fasnachtsmontags. Dann ziehen die Bareibuben mit ihren bunten spitzen Hüten durch das Dorf.
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