Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Ein großes Herz für Kröten und Frösche

Seit mehr als drei Jahrzehnten bemüht sich Elfriede Klimesch um die Amphibien am Kreckelmooser See

Ein Leben für die Amphibien: Seit Jahrzehnten setzt sich die Breitenwangerin Elfriede Klimesch nun schon für die Erdkröten und Grasfrösche ein, die im Frühling versuchen, über die stark befahrene Planseestraße zu ihren Laichplätzen am Kreckelmooser See zu kommen. Und sie ist sicher: ihrer Familie wird das weiter ein Herzensanliegen bleiben.
8. Juni 2020 | von von Jürgen Gerrmann
Ein großes Herz für Kröten und Frösche
Elfriede Klimesch setzt sich seit Jahrzehnten für die Kröten und Frösche am Kreckelmooser See ein. RS-Foto: Gerrmann
von Jürgen Gerrmann

Das Jahr 2020 brachte für die engagierte Naturschützerin zunächst einmal eine gute Nachricht: „Es wurden weniger Tiere überfahren.“ Was allerdings weniger an der Vernunft der Autofahrer als an Corona lag: Es waren einfach weniger Vehikel unterwegs. Insgesamt sieht die Entwicklung nämlich eher traurig aus: Vor rund 30 Jahren, als der Krötenzaun auf Initiative von Christian („Yeti“) Beirer installiert und die zehn Kübel entlang des metallenen Krötenzauns eingegraben wurden, konnte man „an einem einzigen Tag so vielen über die Straße helfen wie nun in einer ganzen Saison“, erinnert sich Elfriede Klimesch. Konkret heißt das: „Heuer waren es insgesamt 85, früher waren es Hunderte.“ Der Kreckelmooser See und das Feuchtgebiet ringsum sind aus ihrer Sicht „einfach ein großartiges Refugium“ für die Amphibien. Für deren Schutz habe es seitens des Baubezirksamts (damals in Person von Walter Kuntara) und der Gemeinde Breitenwang von Anfang an große Unterstützung gegeben. Und seit es den „Yeti“ aus beruflichen Gründen nach Innsbruck zog, hat Elfriede Klimesch nun das Bemühen um die Tiere unter ihren Fittichen. Und ihre Familie hilft ihr engagiert dabei.

HOCHSAISON, WENN’S WARM WIRD. Was gibt’s denn da so zu tun? „Im Frühjahr muss man schauen, ob alle Kübel in Ordnung sind. Der Dreck muss raus und Blätter, Moos und Gras rein, damit sich die Tiere verstecken können. Wir stecken auch kleine Stäbchen hinein, damit das Kleingetier wieder rauskommt.“ Sobald es warm wird (meistens im März), fällt dann der Startschuss zur großen Wanderung: „Wenn es ein bisschen geregnet hat, herrschen ideale Verhältnisse. Dann machen sich viele Erdkröten und Grasfrösche auf den Weg.“ Zur Hoch-Zeit geht Elfriede Klimesch daher morgens und abends zu den Kübeln und trägt sie hinüber zum See: „Aber leider werden es weniger und weniger.“ An der Infrastruktur liegt das freilich nicht: „Zaun und Kübel funktionieren prima.“ Aber die zunehmende Bebauung (auf Privatgrundstücken kann man keinen Zaun errichten) und der immer stärker werdende Verkehr an der Planseestraße minimieren die Chancen der Tiere mehr und mehr. Eine Kröte ist eben ein recht plumpes Tier und genießt oft auch den warmen Asphalt, sodass es schon dauern kann, bevor sie die Straße überquert hat. Leider oft zu lange.

GEFAHR DURCH KLIMAWANDEL. Wobei den Tieren zunehmend eine andere Gefahr droht: der Klimawandel. „Auch heuer war es in den entscheidenden Wochen zu trocken – und viele sind auf ihrem Weg vertrocknet“, hat Elfriede Klimesch beobachtet: „Die Tiere brauchen einfach Flüssigkeit zum Überleben. Amphibien zählen zu den bei uns am meisten bedrohten Arten“, erklärt sie. Auch weil den Erdkröten und Grasfröschen am Kreckelmooser See über die genannten Gefahren hinaus noch eine Menge Fressfeinde zu schaffen machten: Riesenfische, Vögel, Enten freuten sich schon auf sie: „Man rettet sie – und dann sind sie und ihre Laiche (die Kröten legen sie in Schnüren, die Frösche in Klumpen ab) ihren Feinden oft schutzlos ausgeliefert“, seufzt sie. Daher wurde die Strategie nun verändert: „Wir betreuen den Kreckelmooser See natürlich weiter, versuchen aber dennoch, die Tiere zu einem Tümpel auf einer feuchten Wiese unterhalb des Stegerbergs umzuleiten.“ Die Kröten müssten zwar immer wieder zu ihrem Geburtsort zurück, aber die Frösche täten sich da wesentlich leichter.

FÜR NACHWUCHS IST GESORGT. All das erfordert einen ganz enormen Einsatz. Warum tut sich das Elfriede Klimesch überhaupt über eine so lange Zeit hinweg an? Aus Überzeugung: „Alle Tiere, Pflanzen, die ganze Natur gehören zum Menschen. Wir brauchen sie. Und je gefährdeter die Tiere sind, desto mehr brauchen sie unsere Hilfe. Wir haben massiv in ihren Lebensraum eingegriffen, dadurch haben wir auch die Verpflichtung, sie bestmöglich zu schützen.“ Unterstützung bekommt sie dabei immer wieder. Ihre Nachbarin Daniela Deutsch und deren beide Kinder schauen zum Beispiel vermehrt auf die Kanalschächte am Wegesrand: „Die Schlitze der Deckel sind viel zu breit. Wenn die Tiere dort reinfallen, sind sie hoffnungslos verloren.“ Sie selbst hat mindestens zweimal wöchentlich ihre Enkel mit dabei: Moritz (8), Mina (6), Maria (4) und Florian (2) sollen langsam in diese Aufgabe hineinwachsen. Und ihre Oma ist überzeugt: „Die sind voller Begeisterung dabei. Eines Tages werden sie das sicher übernehmen. Für den Schutz der Kröten und Frösche ist also weiterhin gesorgt.“

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