Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Ein Platz für Jelte

Der schwarze Friese fand seinen Lebensmenschen

Es gibt sie, diese ganz besonderen Momente, wenn Träume wahr werden – auch für Pferde: Das Friesen-Pferd Jelte des Österreichischen Tierschutzvereins hat seinen Lebensplatz gefunden – und zwar den absolut bestmöglichen. Ein großes Glück für das schöne Tier, aber nicht selbstverständlich.
16. Jänner 2023 | von Sabine Schretter
Ein Platz für Jelte
Hufschmied Stefan Seelos mit seinem Jelte – ein Dreamteam. Foto: Österreichischer Tierschutzverein
Von Sabine Schretter.
Denn der schöne Wallach stand mit einem Huf schon auf der Schlachtbank. Doch der Reihe nach: „Jelte erlitt einen Nageltritt. Außerdem hat sich zusätzlich eine Hufrehe (Entzündung von Hufbeinträger bzw. Huflederhaut) entwickelt. Beides wurde nicht optimal behandelt und zog schlimme Folgen nach sich. Jelte hätte deswegen eingeschläfert werden sollen“, erzählt Ingrid Schätzle, die Hofleiterin der Pferdeklappe in Reutte. Ob der schöne Friese bei einem Ausritt auf einen Nagel getreten ist oder ob ein Hufschmied beim Beschlagen einen Nagel falsch gesetzt hat, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Bei richtiger Behandlung wäre beides nicht besonders schlimm gewesen. „Die gab es aber nicht“, sagt Stefan Seelos aus Telfs, der als Hufschmied versucht, Jeltes Hufe zu retten und ergänzt: „Ich arbeite nun seit über 30 Jahren als Hufschmied, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Beim Beschlag dieses Pferdes ist so ziemlich alles falsch gemacht worden, was man falsch machen kann.“

Gefunden.
„Jelte“, der schöne pechschwarze Friese gehört zu den größten und stattlichsten Pferden, die in der Pferdeklappe in Reutte betreut wurden. Für das Pferd war das ein sehr großes Glück, denn so konnte das Tier vor dem Schlachter gerettet werden. In Zusammenarbeit mit Hufschmied Stefan Seelos konnte nicht nur Jeltes Huf gerettet und beinah geheilt werden. Vielmehr machte der Friese Bekanntschaft mit seinem zukünftigen Herzensmenschen. Die Mitarbeiter des Österreichischen Tierschutzvereins hegen den Wunsch, den perfekten Menschen für jedes Pferd zu finden. Im Fall von Jelte waren die Anforderungen groß. Perfekte medizinische Versorgung, ein Hufschmied mit großem Fachwissen, umfangreiche Erfahrung mit der Krankheit Hufrehe und den dazu notwendigen Futter- und Weiderichtlinien sind nur einige Aspekte, die es zu erfüllen galt. Jelte ist ein „Poser“. Der Wallach liebt es, sich zu präsentieren. Er ist sich seiner Schönheit bewusst. Schließlich hatte Hofleiterin Ingrid Schätzle die Idee, ob nicht Hufschmied Stefan Seelos, der Jelte von Tag eins an in der Pferdeklappe betreute, der ideale Adoptant für den Friesen wäre. „In einer ruhigen Minute habe ich Stefan gefragt, und er war sofort Feuer und Flamme“, erzählt sie. Bis zu Jeltes Auszug verging noch etwas Zeit, denn die Übergabe sollte erst nach dem Behandlungsende erfolgen, um Jeltes Hufrehe durch den Umzugsstress nicht wieder aufflammen zu lassen. Jetzt, mehr als ein Jahr nach Jeltes Aufnahme in der Pferdeklappe, genießt der schwarze Friese  sein Leben in den Tiroler Bergen. Er hat mit Hufschmied Stefan Seelos das große Los gezogen. Und das hat er auch verdient.

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