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Ein Rufbus für den Talkessel?

Aus dem Kurzbericht von Reuttes Bürgermeister: Auch Haltestellen im Qualitätscheck

Es war wohl eher ein Marathon denn ein Sprint: Doch obwohl der „Kurzbericht“ von Reuttes Bürgermeister Günter Salchner in der jüngsten Gemeinderatssitzung rund eine Stunde dauerte, kam kaum Langeweile auf. Es fanden sich darunter nämlich durchaus interessante Neuigkeiten.
27. September 2021 | von Jürgen Gerrmann
Ein Rufbus für den Talkessel?
Nicht alle Fahrradständer in Reutte erfüllen nach Auffassung von Bürgermeis-ter  Günter Salchner die höchsten Qualitäts-Anforderungen. Hier ein (negatives) Beispiel dafür.   RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann.
Über das „Highlight“ des (wahrscheinlichen) Kaufs des Klostergartens durch die Marktgemeinde sowie eine Lösung für die bisher im (vor einiger Zeit von einer Immobiliengesellschaft erworbenen) Paulusheim untergebrachten Gruppen hatte die RUNDSCHAU ja schon berichtet. Ein großes Ziel ist für Salchner darüber hinaus „mehr Qualität im Nahverkehr“, vor allem im engeren Umfeld. Das habe für viele Menschen Vorrang. Ein mit hoher Frequenz im Talkessel kursierender Bus, der auch nur annähernd rentabel sei, existiere leider nicht. Bisher habe man sich mit Taxigutscheinen für Einheimische und Gäste beholfen, aber das sei nur eine Notlösung: „Nun versuchen wir, eine Alternative auf die Beine zu stellen.“ Die solle flexibler als ein Linienverkehr sein und sich am konkreten Bedarf orientieren. Die Gretchenfrage laute dabei: „Sollen wir uns mit dem Verkehrsverbund Tirol (VVT) zusammentun oder eine eigene Lösung auf die Beine stellen?“ Erfreulicherweise sei der VVT nun viel flexibler als früher. So liefen etwa in Wattens und St. Johann vielversprechende Pilotprojekte mit einem Rufbus: „So was würde auch im Talkessel Reutte Sinn machen“, meint der Bürgermeister. Der erkennt noch einen weiteren Vorteil dabei: „So ein Anrufsammeltaxi wäre auch Teil des VVT-Tarifs.“ Also auch mit anderen Fahrten mit Bus und Bahn kombinierbar. Zudem: „Die Gemeinde hätte mit dem operativen Geschäft dann nichts zu tun.“ Freilich: Den Wunsch zur Realität werden zu lassen, geht wohl nicht gerade im Railjet-Tempo. Die Gemeinde hat jetzt erst einmal ihr Interesse an einem solchen „Mikro-ÖV“ (so der Fachbegrff) signalisiert. Nun bringe man die verfügbaren Daten in eine Simulation ein, und wenn die Erfolg verspreche, vermöge man im November einen Grundsatzbeschluss zu fassen. Falle der positiv aus, könne der VVT den Service im Mai ausschreiben: „Und ideal wäre dann ein Start zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022.“ Wobei Salchner mit Kosten von jährlich etwa 50 000 Euro rechnet.
Genau unter die Lupe genommen hat die Marktgemeinde übrigens auch die Haltestellen in ihrem Areal. Das Ergebnis dieser Bewertung werde demnächst im Rahmen eines Qualitäts-Checks mit dem VVT besprochen. Denn man habe durchaus auch Mängel festgestellt: Manche Haltestellen seien im ersten Moment überhaupt nicht zu erkennen, andere existierten nur in einer Fahrtrichtung.

OFFENSIVE BEI FAHRRADSTÄNDERN.
Apropos Qualitäts-Check: Auch mit den Fahrradabstellanlagen in Reutte befasste man sich. Und stieß auch da auf erhebliche Unterschiede. Manche stuft der Bürgermeister als „alles andere als eine Zier“ ein: „Dies sind wahrlich kein Qualitätsmerkmal für eine Gemeinde, die sich fahrradfreundlich nennt.“ Betriebe, Gastronomie, Handel und Siedlungsgesellschaften sollten sich daher der Gemeinde anschließen und moderne Anlagen installieren. Die Gemeinde wolle zum Beispiel das System der am Untermarkt neu aufgestellten großen Metallbügel auf den Obermarkt ausdehnen.
Auch heuer habe sich der Umweltausschuss mit dem Problem des illegalen Campierens befassen müssen, teilte das Gemeindeoberhaupt weiter mit. Ein Problem sei dabei auch, dass Wohnmobile auf normalen Parkplätzen abgestellt würden. Daher habe man nun zum Beispiel vor der Burgenwelt Ehrenberg Schilder aufstellen lassen, die darauf hinwiesen, dass das nicht erlaubt sei. Gemeinderat Helmut Hein wies in diesem Zusammenhang auf einen Zusatz-Service hin: „Mit dem dort aufgedruckten QR-Code bekommt man problemlos die Routenführung zum nächsten Campingplatz.“
Von einem „großen Durchbruch“ sprach Salchner im Zusammenhang mit dem Hochwasserschutz für die Lüss: Alle Gutachten und Stellungnahmen lägen nun vor, mit den Grundeigentümern bestehe eine Einigung, die Förderung sei auf der Schiene. Von den Kosten in Höhe von vermutlich 14,8 Millionen Euro, die auf die Jahre 2022 bis 2027 verteilt werden, müsse die Gemeinde 15 Prozent tragen.
Für die Erweiterung des Seniorenzentrums sei mittlerweile die Ausschreibung erfolgt. Man gehe davon aus, dass sich die Kosten für dieses Projekt von 4,8 auf 6,5 Millionen (brutto) erhöhten. Der Bürgermeister kündigte dabei an, die aktuelle Situation mit allen Gemeinderäten besprechen zu wollen.

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