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Eine erfüllte Zeit

Kooperator Fritz Kerschbaumer wechselt im Herbst nach Osttirol

Dass ein Kooperator nur auf Zeit bleiben würde, war von Anfang an klar. Aber dennoch bedauern viele Christen, dass Fritz Kerschbaumer nun seinen Abschied angekündigt hat: Zum 1. September geht er aus Breitenwang im Außerfern ins Virgental nach Osttirol – von einer Ecke des Landes also in die andere.
23. Juni 2020 | von von Jürgen Gerrmann
Eine erfüllte Zeit
Von Jenbach über Breitenwang ins Virgental: Kooperator Fritz Kerschbaumer hat seinen Abschied aus dem Außerfern angekündigt. RS-Foto: Gerrmann
von Jürgen Gerrmann

Ihm selbst fällt das auch nicht leicht: „In den zwei Jahren hier hatte ich viele schöne Begegnungen. Das hat mir besonders gut getan“, sagt er im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Aber andererseits sei ja auch der Grundgedanke des Wechsels in den frühen Priesterjahren wichtig und richtig: „Das Kennenlernen vieler Leute und auch aller Regionen der Diözese.“ Bevor er nach Breitenwang gekommen sei, habe er keinerlei Beziehung zum Außerfern gehabt. „Ich bin völlig offen gewesen. Und es gefällt mir sehr gut hier. Vor allem die Menschen, die ich hier kennengelernt habe.“

BEGLEITUNG DER MENSCHEN WICHTIG.

In Osttirol wird Fritz Kerschbaumer künftig für Virgen und Prägraten zuständig sein. Und auch in Virgen wohnen. „Dort werde ich viel selbstständiger arbeiten“, benennt er den vielleicht größten Unterschied: „Im Seelsorgeraum  Breitenwang habe ich halt in allen Pfarren alles gemacht.“ Und das waren immerhin vier Gemeinden mit acht Kirchen. Was hat ihm denn im Außerfern besonders gefallen und ihm besonders viel bedeutet? „Unsere Lobpreisgruppe, die sich einmal im Monat trifft. Die Begleitung einzelner Personen. Und natürlich die Feier des Gottesdienstes. Das war mir schon sehr wichtig, denn ich finde, der sollte immer schön und auch würdig sein.“ Auch die Rorate frühmorgens in der Adventszeit habe ihn mit ihrer ganz besonderen Prägung immer sehr fasziniert: „Man geht sparsam mit den Worten um. Es kommt auf die Stimmung und die Stille an. Das Wachsen der Musik und des Lichts spielt eine ganz besondere Rolle.“
Und was hat er im Außerfern gelernt? Eigentlich genau die Dinge, die er gerade benannt hat. Auch die über 100 Begräbnisse, in denen er Menschen zur Seite stehen konnte, und die kleinen Gemeinschaften, mit denen er sich ausgetauscht habe, seien für ihn bereichernd  gewesen. Für ihn sei es ohnehin sehr bedeutsam, von anderen zu lernen: Dekan Franz Neuner, die Diakone und die Pastoralassistenten im Seelsorgeraum hätten ihm da sehr viel gegeben.

DIE ZUKUNFT UND GOTT. Welche Rolle kann denn die Kirche im 21. Jahrhundert noch ausfüllen? „Die Begleitung einzelner Menschen ist vermutlich wichtiger denn je. Wir sind keine Massenkirche mehr.“ Aber man könne den Menschen helfen, in den Glauben hineinzuwachsen, ist der 36-Jährige überzeugt. Gerade da habe er in Breitenwang viel Schönes erlebt: Die Suche mit dem Herzen nach Gott sei einfach etwas Wunderbares. Und daher gehe er auch zuversichtlich in die Zukunft des Glaubens: „Denn die kommt von Gott und wird getragen von ihm.“ Was das nun genau bedeute, könne er nicht absehen: „Aber sie liegt in seinen Händen, egal, was kommen wird.“
In den zwei Jahren im Außerfern seien tiefe Beziehungen und Freundschaften entstanden, und das sei das Schönste, was er im Außerfern erlebt habe: „Es war eine erfüllte Zeit, ohne dass ich jetzt einzelne Höhepunkte nennen könnte.“ Und was wünscht er, der seine letzten Gottesdienste im Seelsorgeraum am letzten August-Wochenende feiern wird, den Außerfernern? „Dass sie hoffnungsvoll in eine Zukunft mit Gott gehen. Und jeder Einzelne den Glauben sucht und dabei mit all seinen Fragen und Herzenssehnsüchten unterwegs ist.“

NACHFOLGER KOMMT AUS INDIEN. Dekan Franz Neuner wird übrigens zum 1. September einen neuen Kooperator an seiner Seite haben: Vijay Kumar stammt aus dem südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh und macht derzeit in Innsbruck seinen Doktor der Theologie. Ende des Monats wird er seine Arbeit über „Das Gottesbild bei Matthäus“ verteidigen (wie es in der Fachsprache heißt). Nach Reutte kommt er dann, wie Kerschbaumer schmunzelt, also als Doktor.
Für den Mann aus Asien, der übrigens dauerhaft in Tirol bleiben wird, ist das Außerfern kein Neuland. Dort hat er schon einige Messen gehalten („unter anderem in Vils“) und 2014 schon ein Jahr lang als Priester in Ehrwald und Biberwier ausgeholfen: „Ich freue mich daher schon sehr aufs Außerfern“, sagt er im Gespräch mit der RUNDSCHAU.
Fritz Kerschbaumer wieder wird viele Freundschaften (wie auch schon aus seiner ersten Stelle in Jenbach) mit nach Osttirol nehmen: „Die engen Kontakte bleiben, das wird auch dieses Mal so sein.“ Zwei Jahre bleibt er dann an der jungen Isel. Und danach wird er eine eigenständige Pfarre übernehmen.

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