Von Jürgen Gerrmann.
Und auf sie ging Forchachs Bürgermeister Karl Heinz Weirather vor zahlreich erschienener Prominenz gleich zu Beginn ein: Mit kaum einem anderen Bauwerk sei eine solch starke Symbolik verbunden, „denn eine Brücke verbindet“. Der erste hölzerne Vorgängerbau sei 1924 von den Jagdpächtern errichtet worden. 2017 freilich attestierten ihm Experten trotz wiederholter Instandsetzungen solch „schwerwiegende Mängel“, dass „eine Sanierung wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll erschien“. Markus Federspiel, der Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol, stellte das Bauwerk in einen größeren Zusammenhang: Über 65 Kilometer verlaufe der Lech auf Tiroler Gebiet und sei dabei gekennzeichnet von seiner großen Breite und seinem sich ständig verändernden Lauf. Durch die Verbauungen früherer Jahrzehnte sei es indes zu Eintiefungen und auch einer Absenkung des Grundwasserspiegels gekommen. Im Rahmen eines zweiten LIFE-Projekts sei es ab 2016 gelungen, mit umfassenden Maßnahmen die Flussdynamik zu verbessern, die Eintiefung der Sohle zu stoppen, das Grundwasser wieder steigen zu lassen und sowohl für den Hochwasser- als auch für den Artenschutz viel zu erreichen. Von den gut 6 Millionen Euro an Kosten habe die EU 3,65 Millionen getragen, hinzu seien 1,9 Millionen vom Bund, 500 000 vom Land, 550 000 von den Gemeinden und 150 000 vom Freistaat Bayern gekommen.
Die Projektleitung vor Ort hatte über die gesamten rund fünf Jahre der frühere Fachbereichsleiter Wasserbau beim Baubezirksamt Reutte. Wolfgang Klien wartete denn auch mit einigen interessanten Details auf: Sieben Kilometer an einengenden Längsverbauungen und 1,3 Kilometer an Buhnen habe man entfernt – und gleichzeitig 2,6 Kilometer an Seitenarmen in den Auen sowie 52 Laichgewässer neu angelegt. Der zuweilen heftig kritisierte Neubau der metallenen Hängebrücke mit ihrer gewaltigen Spannweite von 138 Metern habe eine Aufweitung des Lech (und damit verbesserten Hochwasserschutz) ermöglicht. Mit der Zeit hätten sich die Gemüter beruhigt und sei das Bauwerk auch wegen des danebenliegenden naturnahen Spielplatzes zum beliebten Ausflugsziel geworden.
Rosemarie Hingsamer von der Europäischen Exekutivagentur für Klima, Infrastruktur und Umwelt ordnete das, was am Lech geschaffen worden sei, als „Teil einer europäischen Erfolgsgeschichte“ ein. Es zeige, dass Lebensraum-, Arten-, Natur- und Hochwasserschutz sowie Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung und die Interessen des Tourismus miteinander kompatibel sein könnten.
LANDESREGIERUNG HOCHKARÄTIG VERTRETEN.
Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe, in deren Ressort auch Umwelt- und Klimaschutz fallen, fand es „passend“, dass man sich zur Feier des Tages an einer Brücke treffe: „Brücken mussten für dieses Projekt im übertragenen Sinn viele gebaut werden.“ Aber Naturschutz und Wasserbau hätten hier sehr gut zusammengewirkt und „viel Energie und Leidenschaft für diesen wunderbaren Fluss“ aufgebracht. Nicht alle im Lechtal hätten zwar verstanden, dass zuweilen Bagger im Fluss gestanden seien, aber manchmal bedürfe es auch Eingriffen, um die Situation für die Natur zu verbessern und Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu beseitigen.
Für Wasserwirtschaft, aber auch Katastrophenschutz, ist (unter anderem) ihr LH-Stv.-Kollege Josef Geisler innerhalb der Landesregierung zuständig. Dass gleich zwei solch hochrangige Politiker an dieser Feier teilnahmen, zeigt für ihn auch den hohen Stellenwert dieses Projekts: „Das Lechtal ist schon ein ganz besonderer Fleck, auf den man schauen, aber zugleich dessen Entwicklung ermöglichen muss.“ Hier gehe es um den Schutz für die Natur, aber auch für die Menschen: „Und wenn die Bürger gut informiert sind, dann funktioniert das auch.“ – Wobei der Landesrat nicht verhehlte, dass mit Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann zuweilen auch eine Außerfernerin als Vermittlerin zum Einsatz gekommen sei. Die ließ wiederum keinen Zweifel daran, dass „viel Herzblut der Außerferner an diesem letzten Wilden hängt“. Dieses Projekt habe gezeigt, dass man einen „guten Weg gehen kann, wenn man Geschlossenheit zeigt – und uns Außerferner zeichnet nun mal aus, dass wir zusammenhalten“.