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Einst uneinnehmbar, heute (beinahe) barrierefrei

Tiroler Monitoringausschuss besichtigt barrierefreien Umbau der Burgenwelt Ehrenberg

Mit der UN-Behindertenrechtskonvention, die in Österreich seit dem Jahr 2008 in Kraft ist, verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, die Rechte von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen zu gewährleisten. Die Burgenwelt Ehrenberg darf als Vorzeigeprojekt bezeichnet werden. Nicht nur, weil der fast barrierefreie Umbau sehr gelungen ist, sondern auch, weil dieser trotz der Auflagen durch den Denkmalschutz umgesetzt werden konnte.
12. September 2022 | von Sabine Schretter
Einst uneinnehmbar, heute (beinahe) barrierefrei
Vergangene Woche besichtigte der Tiroler Monitoringausschuss den barrierefreien Umbau der Burgenwelt Ehrenberg.  Fotos: Charly Schwarz
Von Sabine Schretter.
Neben existenzsichernden Regelungen zählt dazu auch, Menschen mit Behinderung die gleichberechtigte und barrierefreie Teilnahme am kulturellen Leben zu ermöglichen. Doch stehen Menschen mit Behinderungen beim Besuch von Freizeit- und Kultureinrichtungen immer wieder vor Barrieren: Bei Bestandsgebäuden ist es oftmals der Denkmalschutz, der gegen eine barrierefreie Gestaltung ins Feld geführt wird. Dass in diesem Spannungsfeld durchaus Lösungen möglich sind, zeigen die jüngsten baulichen Maßnahmen in der Burgenwelt Ehrenberg. Vergangene Woche besuchte  der Tiroler Monitoringausschuss die Burgenwelt Ehrenberg und konnte sich vor Ort ein Bild von der erfolgreichen Umsetzung eines (beinahe vollständig) barrierefreien Angebotes im Einklang mit dem Denkmalschutz machen. „Menschen mit Behinderungen haben ein Anrecht auf einen barrierefreien Zugang zu kulturellen Aktivitäten und zu Freizeiteinrichtungen im Allgemeinen. Wenn es um die Umsetzung der Barrierefreiheit in historischen Gebäuden geht – die vielfach selbst Museen und Ausstellungen sind – bin ich der Überzeugung, dass durch konstruktive Gespräche zwischen allen Beteiligten Lösungen gefunden werden können, die den Faktoren Denkmalschutz und Barrierefreiheit gerecht werden“, betont Isolde Kafka, Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses. Lassen sich barrierefreie Maßnahmen nicht in das denkmalgeschützte Ensemble integrieren, muss es Zubauten geben, die sich vom denkmalgeschützten Teil stilistisch abheben, fordert der Monitoringausschuss.

Burgenwelt Ehrenberg.
In der Burgenwelt Ehrenberg trifft Barrierefreiheit in allen Bereichen der Gesamtanlage auf die Vorgaben des Denkmalschutzes. Und dennoch ist es gelungen, die einst uneinnehmbare Burg für alle Menschen zugänglich zu machen. Dazu zählen ein barrierefreier Zugang durch nahegelegene Parkmöglichkeiten, ein Schrägaufzug (der aktuell erweitert wird), ein asphaltierter Weg und entsprechende Türbreiten ebenso wie barrierefreie Toiletten. Einzig die „Bretterkapelle“ – ein beliebter Veranstaltungsort im dritten Stock, der auch als Standesamt genutzt werden kann und nur über Treppen erreichbar ist – fehlt derzeit noch im ansonsten ganzheitlich barrierefreien Konzept. „In diesem Bereich ist die Abwägung zwischen Denkmalschutz und Barrierefreiheit noch nicht zugunsten letzterer ausgegangen, was schade ist. Außerdem stehen natürlich hinter jedem Umbau auch wirtschaftliche Faktoren: Der nachträgliche Abbau von Barrieren ist zwingend mit Kosten verbunden. Dies verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig es ist, Barrierefreiheit bei Neubauten von Beginn an mitzudenken“, erklärt Bernhard Gruber, Mitglied des Monitoringausschusses und allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger. „Bei der heutigen Begehung haben wir uns vom Resultat eines konstruktiven Kompromisses zwischen Barrierefreiheit und Denkmalschutz überzeugt. Als zentrale Instanz zum Schutz, der Förderung und der Überwachung der UN-Behindertenrechtskonvention ist es uns ein Anliegen, lebensnahe Praxisprojekte kennenzulernen und positive Beispiele vor den Vorhang zu holen und weiterzugeben“, sagt Kafka.
Einst uneinnehmbar, heute (beinahe) barrierefrei
Bei der Burgenwelt Ehrenberg handelt es sich um ein (beinahe vollständig) barrierefreies Angebot im Einklang mit dem Denkmalschutz.

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