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Erweiterung des Reuttener Seniorenzentrums beschlossen

Bezirk Reutte zeigt starken Aufholbedarf bei Gesamtpflegestruktur

Im tirolweiten Bezirksvergleich rangiert – ausgewiesen nach dem Versorgungsgrad – der Bezirk Reutte an letzter Stelle. Die Prognose der demografischen Entwicklung zeigt aber, dass im Außerfern die Zahl der betagten Menschen bis 2030 stark zunehmen wird: Bei den über 85-jährigen Menschen wird eine Zunahme um 455 Personen bis 2030 erwartet, bei den Personen im Alter 75+ werden es 1.239 Personen sein.
16. November 2020 | von Sabine Schretter
Erweiterung des Reuttener Seniorenzentrums beschlossen
Die Visualisierung zeigt die Grobplanung der Erweiterung des Seniorenzentrums „Zum guten Hirten“. RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter.
Es besteht dringender Handlungsbedarf. Im Seniorenzentrum „Zum guten Hirten“ der Marktgemeinde Reutte stehen derzeit 64 stationäre Betten und 24 Tagespflegeplätze zur Verfügung. Bei 197 Anmeldungen bedeutet dies für Interessenten eine Wartezeit von zwei Jahren. Der Neubau eines Pflegewohnheims des Pflegeverbands in Ehenbichl ist beschlossen, wird aber erst 2024 fertiggestellt. Fakt ist, dass im Pflegestrukturplan 2012 bis 2022 aber noch 26 Betten offen sind, die vom Land Tirol auch budgetiert sind. Fakt ist auch, dass im Seniorenzentrum dringend an der Infrastruktur nachgebessert werden muss – die Küche entspricht nicht mehr dem Standard und am Kanal sind Arbeiten notwendig. 

Einstimmig.
Wurde in der vorherigen Gemeinderatssitzung noch heftig diskutiert – die ÖVP-Fraktion befürchtete ein gegenseitiges Einanderausspielen zwischen der Marktgemeinde Reutte und dem Pflegeverband – verlief die Sitzung in der letzten Woche konstruktiv und brachte eine einstimmige Beschlussfassung für die Erweiterung des Seniorenzentrums „Zum guten Hirten“. Ehenbichls Bürgermeister Wolfgang Winkler, Gast bei der Reuttener Gemeinderatssitzung und Sprecher des Pflegeverbands 2, sicherte volle Unterstützung für das Vorhaben zu. „Pflege kennt keine Gemeindegrenzen. Mit der Erweiterung und dem Neubau in Ehenbichl steigt auch der Bedarf an Personal. Diese Problematik gehen wir aktiv an. Im Dezember beginnen wir mit dem Ausbau der Pflegeschule und am 19. November kommen zehn Spanier nach Reutte, die hier ihre Deutschkenntnisse perfektionieren und im Haus Ehrenberg und im Seniorenzentrum in der Altenpflege mitarbeiten werden. Im April 2021 starten sie dann mit ihrer Ausbildung zur Pflegeassistenz an der Pflegeschule Reutte.“ Das Konzept „Erweiterung Seniorenzentrum Reute“ stieß auch bei der Vollversammlung des Pflegeverbands auf Wohlwollen.
Die Erweiterung des Seniorenzentrums lässt sich kompakt und zeitnah abwickeln, Fertigstellung und Belegung sind bis Ende 2022 geplant. Der Neubau der Küche schafft Platz für zwölf neue Tagespflegebetten (insgesamt dann 36 verfügbar). Bis 2024 stehen insgesamt 86 neue stationäre Betten zur Verfügung, 26 kommen im Seniorenzentrum hinzu, im neuen Pflegewohnheim in Ehenbichl sind es 60 stationäre Betten. Der stufenweise Ausbau des Angebots in Reutte und Ehenbichl wird zu einer wachsenden Entspannung der Situation im Bezirk führen. „Im Seniorenzentrum werden Bewohner so aufgenommen, wie es mit dem Personal machbar ist. Das Haus wird sukzessive gefüllt“, erklärt Bgm. Luis Oberer. 

Grobplanung.
Das Büro Architektur Walch und Partner wurde mit einer Grobplanung, die insgesamt 1.400 m2Nutzfläche ausweist, beauftragt. Das gesamte Gebäude ist unterkellert, im Erdgeschoss wird die neue Küche mit einem Vorbau umgesetzt. Die 26 neuen stationären Zimmer verteilen sich über drei Obergeschosse. Die geschätzten Bruttokosten belaufen sich auf rund 4,9 Millionen Euro bzw. 159.000 Euro pro Bett. „Mit dieser Kostenschätzung kommen wir gut in die Wohnbauförderungsrichtlinien rein. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die laufenden Kosten erwirtschaften können und haben hier ein gutes Konzept entwickelt und den wichtigen Schul-terschluss erreicht. Damit können wir jetzt zu Landesrat Tilg gehen und um den Zugriff auf die offenen 26 Betten des aktuellen Strukturplans ansuchen“, ist Luis Oberer überzeugt. Erwähnt hat der Marktgemeindechef eine weitere reizvolle Idee: „Auf dem Platz gegenüber des Seniorenzentrums könnte ich mir gut etwas in Richtung Generationenwohnen vorstellen. Ich habe mich intensiver mit dem Modell im norwegischen Stavanger beschäftigt, das mir sehr gut gefällt und bei dem auch Holzbau Saurer beteiligt war. So etwas könnte ich mir bei uns gut vorstellen“, signalisiert Oberer, dass das Thema weiter auf der Agenda bleibt.
 

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