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Frauen müssen umfassend geschützt werden

SPÖ-Frauen fordern Basisfinanzierung für Gewaltschutz

19 Frauenmorde im Jahr 2021 bis jetzt. Mit dieser Zahl führt Österreich eine beängstigende und traurige Statistik in Europa an. In keinem Land gab es in diesem Jahr bisher mehr Gewaltverbrechen an und gegen Frauen. Frauen gehören geschützt. Und Gewaltschutz gehört entsprechend finanziert. Das fordern die SPÖ-Frauen auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene ein.
6. September 2021 | von Sabine Schretter
Frauen müssen umfassend geschützt werden
Christiane Maier, NR Selma Yildirim und LA Elisabeth Fleischanderl (alle SPÖ) fordern eine sichere Basisfinanzierung für den Gewaltschutz. RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter.
NR und Tiroler SPÖ-Landesparteivorsitzende Selma Yildirim, LA und SPÖ Frauensprecherin im Tiroler Landtag, Elisabeth Fleischanderl und die Frauensprecherin der SPÖ des Bezirkes Reutte, Christiane Maier, nehmen sich dieser brisanten Thematik an und luden zu einem Pressetermin ein.
Im Vorfeld besuchten die drei SPÖ-Damen die Frauen- und Familienberatungsstelle Basis und unterhielten sich mit Geschäftsführerin Evelyn Mages, die zu berichten wusste, dass sich die Gewaltproblematik seit Ausbruch der Pandemie sehr verstärkt hat. Die Zahl der Wegweisungen, Beratungsansuchen und Anrufe bei der Frauenhelpline war im Jahr 2020 wesentlich höher als in den Jahren davor. Hier besteht ein klarer Zusammenhang mit den Lockdowns. Es sei daher besonders wichtig, dass das Angebot, das Frauen in Gewaltsituationen zur Verfügung steht, umfassend bekannt gemacht wird, erklärt LA Fleischanderl. Als essentiell nennt NR Selma Yildirim die Basisfinazierung, die den Gewaltschutz für Frauen auf sichere Beine stellt. „Es reicht nicht, Geld in Aussicht zu stellen, das dann nie ankommt“, so Yildirim.

Notstand am Land.
Vor allem für Frauen in ländlichen Regionen muss es ein niederschwelliges Angebot geben. Gerade hier fehlt vieles – vor allem das Geld. So ist wohl ein Frauenhaus für die Region Oberland und Außerfern (Bezirke Imst, Landeck und Reutte) budgetiert. Allerdings gibt es noch keinen geeigneten Standort dafür. 20 bis 30 Frauenhausplätze wären für die genannte Region notwendig. Nur Frauenhäuser können einen unfassenden Schutz bieten. „Dort gibt es schusssichere Fenster, eine engmaschige Videoüberwachtung und eine intensive Vernetzung mit der Polizei. Betretungsverbote zu umgehen, ist hier nicht einfach“, erklärt Selma Yildirim. Zusätzlich wäre eine Außenstelle des Gewaltschutzzentrums im Bezirk Reutte notwendig. „Für viele Frauen ist es oft schwer möglich, zum Gewaltschutzzentrum nach Innsbruck zu gelangen. Um Frauen die Unsicherheit zu nehmen, braucht es Strukturen und ein breiteres Angebot – auch auf dem Land“, führt Christiane Maier aus. Frauen befinden sich oft in schwierigen Abhängigkeitsverhältnissen – wirtschaftlich und emotional. Sich daraus zu lösen, ist nicht einfach. Gewaltschutz ist aber nicht privat, Gewaltschutz ist öffentlich.

Notwendigkeit.
Kreative Beispiele zeigen, wie niederschwellige Angebote aussehen können. Mit den Worten: „Ich muss zu Dr. Viola“, finden Opfer häuslicher Gewalt Hilfe an der Klinik in Innsbruck. In Wien und der Steiermark wird die Nummer der Frauenhelpline auf Kassabons gedruckt und ist so unauffällig verfügbar.  Solche Angebote – wie die Kassabons – sollen auch in Tirol zur Anwendung kommen. „Diese niederschwelligen Angebote wollen wir ausbauen und damit den dringend notwendigen Gewaltschutz auf eine breite Basis stellen“, sagt NR Yildirm dazu. Ein Lichtblick ist die Aufstockung des Gewaltschutzbudgets um 500.000 Euro, die der Tiroler Landtag auf einen Allparteienantrag hin gewährt hat. Ein guter Ansatz, aber noch zu wenig. Es braucht eine adäquate Basisfinanzierung für die dringend notwendigen Gewaltschutzmaßnahmen. Prävention und Schutz, Opfer- und Täterarbeit müssen ausgebaut werden  – vor allem in den ländlichen Regionen. Hilfe muss verfügbar und niederschwellig sein.

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