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Gemeinden und TVB für On-Demand Verkehr

Bedarfsorientiertes Mobilitätssystem soll Bewohnern und Gästen des Reuttener Talkessels größtmögliche Flexibilität bieten

In Reutte und den umliegenden Talkesselgemeinden ohne Auto von A nach B zu kommen, ist nicht immer ganz einfach. Zu groß sind die zeitlichen und räumlichen Lücken des öffentlichen Personennahverkehrs. Abhilfe könnte schon bald ein „On-Demand Verkehr“, ein bedarfsorientiertes, digitalisiertes Mobilitätsangebot schaffen.
20. Dezember 2021 | von Sabine Schretter
Gemeinden und TVB für On-Demand Verkehr
Ein Simulations Parameter stellt zwei mögliche Optionen für einen „On-Demand Verkehr“ im Reuttener Talkessel vor. Es handelt sich um ein flexibles Mobilitätskonzept, das den Bewohnern der Marktgemeinde Reutte, der Talkesselgemeinden und den Gästen gleichermaßen zugutekommt. RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter.
Der Beschluss, in der Marktgemeinde Reutte und den Talkesselgemeinden ein solches „On-Demand“-System (also ein „bei  Bedarf-System“) einzuführen, wurde jedenfalls bei der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres am 16. Dezember gefasst. Und von den anwesenden Gemeindevertretern aus Pflach, Lechaschau, Ehenbichl, Höfen und dem TVB Naturparkregion Reutte – vertreten durch Hemmi Ruepp und Ronald Petrini – mitgetragen.

Was bedeutet „On-Demand“?
Derzeit bestehen in Reutte und Umgebung lediglich Notlösungen als Ergänzung zum Linienverkehr. „Die Talkessellinien wurden wegen viel zu geringer Auslastung aufgelassen. Das Taxisystem, das die Marktgemeinde gemeinsam mit dem TVB den Reuttenern und Gästen in Verbindung mit der Gästekarte anbietet, schließt Bürger anderer Gemeinden und Tagesgäste aus. Der Flexishuttle in Wängle und Höfen ist mangels Fahrern eingestellt“, erklärt Bgm. Günther Salchner und ergänzt: „Wir brauchen eine Alternative zum Linienverkehr, ein Anruf-Sammeltaxi-System.“ So eines entwickelte der VVT. Franziska Daetz stellte dieses System vor, das in Wattens ab März 2022 als Pilotprojekt starten wird. Franziska Daetz: „On-Demand heißt bei Bedarf. Der Service fährt, wenn er gebraucht wird.“ Das Anruftaxi kann über eine App, über das Internet oder über Telefon gebucht werden. Die Route wird von einem Algorithmus geplant, das System ist komplett digitalisiert. Ziel ist es, abseits starrer Linien Kunden zu befördern und jene, die in die gleiche Richtung möchten, in einem Fahrzeug zu bündeln. Die Kunden zu virtuellen Haltepunkten steigen dort ins Taxi ein und werden an virtuellen Haltestellen abgesetzt. Tür-zu-Tür- Fahrten gibt es keine. Die Haltepunkte liegen nicht weiter als 200 bis 300 Meter von ihrem Start-  bzw. Zielort entfernt. Wird eine Fahrt über die App gebucht, läuft alles bis hin zur Zahlung automatisiert ab. Buchungen per Telefon werden von der Dispositionsstelle ins System eingegeben, die Fahrten bar im Fahrzeug bezahlt. Der Fahrgast erhält dafür eine Zahlungsbestätigung. Angeboten werden zwei Tarifoptionen: Der Basistarif richtet sich nach den Zonen, die durchfahren werden (eine Zone/Wabe kostet 1,30 Euro). Wer ein VVT-Ticket (egal welches) besitzt, bezahlt keine Zonenpreis, sondern lediglich einen  Aufschlag von einem Euro.

Gutes System.
Es bedürfe schon noch einiger Überlegungen, sei aber ein gutes System, das allen Bewohnern des Talkessels und den Gästen zugutekommt. Franziska Daetz  präsentierte zwei mögliche Optionen für einen „On-Demand“ Verkehr im Talkessel von Reutte: Option 1 umfasst die Betriebszeiten Montag bis Samstag von 6.30 Uhr bis 21.30 Uhr  und Sonntag von 7.30 Uhr bis 20.30 Uhr. Option 2 böte die Fahrzeiten Montag bis Sonntag von 6.30 Uhr bis 21.30 Uhr und  in den Monaten Juni bis September von 6.30 Uhr bis 24 Uhr.      
     
Die Kosten.
Die Fixkosten (Erst-Inbetriebnahme) von 120.000 Euro übernimmt zu 100 Prozent der VVT, die Betriebskosten teilen sich auf VVT (57,7 Prozent) und die beteiligten Gemeinden (42,3  Prozent). Bei Option 1 fielen Betriebskosten (für Fahrleistung, Disposition und Softwarewartung) von 315.000 Euro   an. Bei Option 2 wären es 340.000 Euro Fixkosten. Mit einer vorgeschlagenen Schlüsselung der Kosten zeigten sich alle Gemeinden einverstanden. Dass es bald eine Lösung braucht, bestätigt TVB-Obmann Hemmi Ruepp: „Ende 2022 wird es das Taxi Reutte nicht mehr geben, Helmut Angerer geht in Rente. Dann brauchen wir ein Mobilitätssystem, von dem alle, Einheimische und auch Gäste profitieren.“       
„Was in Wattens möglich ist, kann durchaus auch in Reutte funktionieren“, so Reuttes Bürgeremeister Günther Salchner. Würde man in Wattens merken, dass der „On-Demand Verkehr“ nicht funktioniert,   erlaubt eine Austrittsklausel ein vorzeitiges Aussteigen aus dem System.
Reutte, die Gemeinden Pflach, Lechaschau, Höfen, Ehenbichl und der TVB Naturparkregion Reutte sind sich einig: „Wir wollen den „On-Demand-Verkehr“.

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