Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Ich bin die mit den Alpakas!“

Layla Herb begleitet mit ihrem zusätzlichen Angebot „bedürfnisreich“ jetzt auch Familien

Layla Herb ist keine Unbekannte. Ja, sie ist es, „die, die Alpakas hat“. Doch die junge Mama mit dem einnehmenden freundlichen Wesen ist viel mehr. „bedürfnisreich“ heißt ihr neues zusätzliches Angebot für werdende und junge Eltern. Layla Margherita Herb begleitet sie – Schritt für Schritt, Familie für Familie, Baby für Baby. Die Initialzündung dafür kam von ihrer bald dreijährigen Tochter. Ich traf mich mit Layla und erfuhr, was „bedürfnisreich“ ist.
5. April 2023 | von Von Sabine Schretter
„Ich bin die mit den Alpakas!“
Layla Herb mit Alpaka Masou. Sie bietet unter anderem Alpaka-Wollprodukte und Alpakatouren an. Fotos: Layla Herb
Von Sabine Schretter

Layla Herb, die selbst Einzelkind ist, wusste schon früh, dass sie einmal eine große Familie möchte. Zunächst arbeitete sie in der Gastronomie, in einer Steuerkanzlei und als Kreativassistentin bei einer Regionalzeitung. Sie absolvierte ein Grafikdesign-Fernstudium und ein weiteres zum Thema Unternehmensgründung. Layla entwirft Blüten-Schmuck und stellt Bilder aus Epoxidharz her. „2019 übernahm ich die Alpakazucht meiner Mutter und machte mich selbstständig, züchte, biete Wollprodukte und Alpakatouren an“, erzählt Layla. Als sie selbst Mutter wurde, entwickelte sich die Idee, eigene Erfahrungen zu nutzen und Eltern und ihre Babys beratend zu begleiten. Selbstständig zu sein, erweist sich hier als Vorteil, so kann Layla die Zeiten auf den Alltag mit Kind abstimmen. „Meine Tochter musste ich nie fremdbetreuen lassen.“ Layla Herbs  Angebot „bedürnisreich“ ist sehr vielfältig. Sie beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema „Ausscheidungskommunikation“ und ist die erste aktive Trageberaterin im Bezirk Reutte.

UNWORT„WINDELFREI“. In Erwartung ihres Babys überlegte sich Layla Herb, mit Stoffwindeln zu wickeln und kam mit dem Thema „windelfrei“ in Kontakt. Mit diesem Begriff kann sie allerdings nicht viel anfangen. „Das Wort „windelfrei“ klingt wie ein Verbot, dem Baby eine Windel anzulegen. Darum geht es aber nicht. Auch nicht darum, möglichst schnell das Ziel des Trockenseins zu erreichen.“ Vielmehr geht es um die Kommunikation zwischen Baby und Eltern. „Daher bevorzuge ich den Begriff Ausscheidungskommunikation“, erklärt Layla Herb, „was bedeutet, Signale, die ein Baby aussendet, richtig wahrzunehmen und danach zu handeln.“ Erkennen Eltern diese Signale, halten sie ihr Baby ab. Abhalten bedeutet, das Baby in einer bequemen Position ohne Windel ausscheiden zu lassen. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Babys ab der Geburt ihre Schließmuskeln kontrollieren können. Meine Tochter war erst einen Tag alt, als mein Mann ihre zappelnden Beinchen richtig deutete und sie abhielt. Es funktionierte und ich wusste, dass ich mich in dieser Richtung weiterbilden möchte.“ Das tat Layla Herb unter anderem über den Verein „Artgerecht-Projekt“. Bei Babys, die zum Beispiel in Standardsituationen abgehalten werden – nach dem Aufwachen oder einer Milchmahlzeit – bleibt das Ausscheidungsbedürfnis von Geburt an erhalten. Zweimal am Tag abhalten reicht dafür sogar schon aus. Ihre Tochter trug zwischen dem Abhalten oft auch eine Windel. „Wenn einmal was danebengeht, ist das kein Unfall, sondern ein Lernprozess.“ Verschiedene Hilfsmittel, wie das Asia-Töpfchen oder Cowboy-Pants, erleichtern die Ausscheidungskommunikation. Die Methode wird immer noch zwiegespalten aufgenommen. Viele junge Eltern beschäftigen sich mit Ausscheidungskommunikation, wissen aber nicht genau, was dahintersteckt. Hier berät Layla Margherita Herb. Hilft Eltern, falsche Erwartungshaltungen loszulassen. „Das Ziel ist nicht, jedes ,Piesi‘ aufzufangen, sondern auf die Signale des Babys zu reagieren.“

TRAGEN ERLEICHTERT DEN ALLTAG – ist sich Layla Herb sicher. Seit einem Monat wirkt sie auch als erste Trageberaterin im Bezirk. „Babys in einem Tuch oder einer Tragehilfe zu tragen gehört bei uns nicht zum Standard. Dabei ist das so praktisch, weil man das Kind bei sich und beide Hände frei hat.“ Tragetechnik und das richtige Anlegen des Tragetuchs bzw. der Tragehilfe müssen aber erlernt werden. „Ich zeige das in den ,Eins-zu-Eins-Beratungen‘ mit einer Tragepuppe vor und schaue mir auch an, ob Tuch oder Tragehilfe richtig angepasst sind“, umreißt Layla ihre Tätigkeit. Gefällt einem Baby das Getragenwerden nicht, liegt es meist an falscher Kleidung. „Strumpfhosen oder Jeans eignen sich nicht, da sie das Baby im Tragetuch oder in der Tragehilfe einengen. Das und auch die richtige Trageposition, die Anhock-Spreiz-Haltung, erkläre ich den Eltern.“ Auch, dass Tragen geübt werden muss.
Layla Herb berät auch online, bevorzugt aber die „Vor-Ort-Beratung“, bei der sie viel genauer auf die Anliegen der Eltern eingehen kann. „Dabei kann ich vieles vorzeigen und baue eine bessere Vertrauensbasis zu den Eltern auf.“ Neben dieser beratenden Tätigkeit bietet Layla Workshops und Elternkreise – derzeit über das Eltern-Kind-Zentrum Reutte – an.
Besonders am Herzen liegt Layla Herb die Naturspielgruppe. Kleinkinder von ein bis vier Jahren und ihre Betreuungsperson treffen sich und verbringen eineinhalb Stunden in und mit der Natur. „Wir sind bei jedem Wetter draußen und nutzen die vielen Möglichkeiten, die uns die Natur bei unterschiedlichen Bedingungen bietet. Die Kinder und ihre Betreuungsperson verbringen gemeinsam Qualitätszeit, haben Spaß in der Gruppe – und das mit allen Facetten.“  Sehr oft ist die Naturspielgruppe im Wald unterwegs. „Der Wald ist eine ,Ja-Umgebung‘. Wir halten uns an unseren ,Waldregelreim‘, singen, basteln und auch Freispiel ist ein wichtiger Besatndteil.“ Aktuell trifft sich die Gruppe immer am Montagnachmittag. Wer schnuppern möchte, ist herzlich willkommen.
Alle Infos unter: www.beduerfnisreich.at
„Ich bin die mit den Alpakas!“
Bei ihrem Ausflug zum Plansee trug Layla Herb ihre Tochter in einer Tragehilfe, die Wrap Conversion genannt wird. Fotos: Layla Herb

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