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Ich schätze das Außerfern sehr!

Stefanie Gabriel brennt dafür, Brücken zu bauen. Als Familienmensch schätzt sie Heimat und Tradition

Das Projekt „Brücke bauen“ ist für sie eine Herzensangelegenheit. Quereinsteigerin Stefanie Gabriel, die nach Ablegung der berufsbegleitenden Matura in Stams ihre sozialpädagogische Ausbildung absolvierte, startete mit dem Projekt vor Kurzem in Reutte. Wie es dazu kam und was ihre Pläne und Wünsche sind, darüber sprach Stefanie Gabriel mit der RUNDSCHAU.
1. Dezember 2020 | von Von Sabine Schretter
Ich schätze das Außerfern sehr!
Stefanie Gabriel ist Familienmensch und Brückenbauerin. Foto: Privat
Von Sabine Schretter

RUNDSCHAU:  „Brücken bauen“ startete in Reutte in einer schwierigen Zeit, die persönliche Kontakte nur sehr eingeschränkt erlaubt. Wie war der Einstieg für dich im Außerfern?

Stefanie Gabriel: Ich habe mit dem Projekt noch während des „Lockdowns light“ begonnen und hatte von Beginn an sehr gute Vernetzungspartner in Reutte. Allen voran die beiden Kindergärten Tauschergasse und Prof. Dengel-Straße mit ihren Leiterinnen Christine Weilharter und Theresa Barbist, die mich sehr herzlich aufgenommen haben. Sie waren gegenüber „Brücken bauen“ gleich sehr aufgeschlossen. Ich hatte dadurch auch gleich guten Kontakt zu vielen Eltern.

RS: An wen richten sich die Angebote vor allem? Wie unterstützen/helfen sie?
Stefanie Gabriel: „Brücken bauen“ ist ein Angebot für Eltern und Erziehungsberechtigte. Die Brücken werden zwischen Eltern, Kindergärten und den Sozial- und Freizeiteinrichtungen geschlagen. So zeigen wir etwa auf, welche Freizeitangebote es für Familien gibt, was Eltern und Kinder nutzen können. Wir schauen gemeinsam, was Familien brauchen oder wo und wie wir bei Problemen helfen können. Eltern und Erziehungsberechtigte sollen Entlastung im Alltag erfahren. Oft wird in den Kindergärten ein solcher Bedarf bemerkt. Hier setzt dann „Brücken bauen“ an. Wir beraten, vermitteln und stellen Kontakte zu Ärzten oder Behörden her.

RS: „Social distancing“ ist derzeit ein viel gehörtes Schlagwort. Wie gelingt es dir dennoch, eine Vertrauensbasis zu den Familien aufzubauen?
Stefanie Gabriel: „Brücken bauen“ ist tatsächlich sehr gefordert. Wir starteten, mussten uns dann auf die geänderten Bedingungen einstellen und haben ein spezielles „Lockdown-Angebot“ entwickelt. Auf unserer Facebookseite „Brücken bauen“ erfahren Eltern alle wichtigen Informationen. Wir haben Bastelanleitungen für Kinder, Eltern bekommen täglich eine Spielanleitung und es gibt täglich um zehn Uhr ein Eltern- bzw. Familientreff über Zoom. In Reutte haben Eltern einen Brief mit Bastelanleitungen und Informationen erhalten. Ich bin überwältigt, wie gut dieses Angebot angenommen wurde und freue mich sehr über die vielen herzlichen Rückmeldungen. Ich lade alle Eltern, Familien und Erziehungsberechtigten herzlich ein, auf unsere Facebookseite zu schauen und uns kennenzulernen.
RS: Welchen Rat gibst du Eltern, die gerade jetzt oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen?

Stefanie Gabriel: Wir wollen Eltern stärken. Familien, die an ihre Grenzen stoßen, sollen sich nicht scheuen, sich Rat zu holen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die genutzt werden können. Gerade Homeschooling fordert viele Familien wirklich heraus. Dieses System musste in relativ kurzer Zeit entwickelt und auf die Beine gestellt werden. Lehrpersonen leisten hier Großartiges. Wenn ein bewährtes System aus dem Gleichgewicht gerät, ist es immer sehr hilfreich, wenn es Rückmeldungen gibt, wie man mit dem neuen System zurechtkommt. Eltern sollten hier das Gespräch mit den Lehrpersonen suchen, mitteilen, wie es in ihrer Familie mit dem Homeschooling läuft. Nur so kann eventuell nachjustiert oder nachgebessert werden. Homeschooling ist eine Herausforderung für alle Eltern, sie sollten daher ausdrücken, was für sie nicht passt und sich – wenn notwendig – Rat holen. Eine wichtige Botschaft an alle Eltern ist, die Angebote der Betreuung in den Kindergärten und Schulen zu nutzen.

RS: Man sagt den Außerfernern gern nach, dass sie verschlossen sind und man nicht so leicht Zugang findet. Wie empfindest du deine Zusammenarbeit mit den Menschen hier im Bezirk Reutte?
Stefanie Gabriel: Ich bin in Kufstein geboren und dann aber in Biberwier aufgewachsen. Demnächst bauen wir ein Haus in Vorderhornbach, werden dann unseren Lebensmittelpunkt dorthin verlegen. Ich war lange weg, lebte in Innsbruck und Wien. Die Außerferner und das Außerfern habe ich aber immer vermisst und bin mit der Geburt meiner beiden Kinder wieder hierher zurückgekehrt. 2020 bin ich wieder ins Berufsleben eingestiegen und erlebe bei der Umsetzung meines Projekts einen sehr tollen Zusammenhalt. Genau dieser Zusammenhalt macht die Qualität des Außerferns aus. Die Vernetzung beim Start von „Brücken bauen“ hat von Beginn weg super funktioniert, ich habe sehr viel Unterstützung von verschiedenen Seiten erhalten. Besonders Sieglinde Breuss vom Freiwilligenzentrum bin ich sehr dankbar für ihre Unterstützung. Die Familien waren dem Projekt gegnüber von Anfang an sehr aufgeschlossen, ich konnte gleich viele sehr gute Kontakte knüpfen.

RS:  Was wünscht du dir für „Brücken bauen“ im Außerfern?
Stefanie Gabriel: Sehr toll wäre, wenn „Brücken bauen“ eine Plattform würde, über die ein reges Zusammentreffen stattfindet. Ich freue mich zum Beispiel über unsere Elterncafés. Das sind gemütliche und zwanglose Treffen von Eltern und Erziehungsberechtigten ohne die Kinder – einfach zum Plaudern, Sichaustauschen und Kennenlernen. Wir bieten dabei auch Bildungseinheiten an, etwa zum Thema „Vorlesen“ oder „Spielen mit Kindern“ und geben Tipps, wie man als Familie wertvolle gemeinsame Zeit gestalten und erleben kann. Es soll auch Familienfeste und verschiedene andere Veranstaltungen geben. Unsere Brücken sollen stabil gebaut werden und Familien stärken. Mit den Brücken möchten wir möglichst viele Familien erreichen.

RS:  Wer ist Stefanie Gabriel? Welche drei Eigenschaften beschreiben dich am besten?
Stefanie Gabriel: Ich bin ein absoluter Familienmensch mit Sinn für Heimat und Tradition. Jedes Kind soll hier bei uns Heimat finden und Tradition erfahren können. Beides ist für eine Kindheit ein sehr wertvoller Schatz. Ich bin auch ein sehr geselliger Mensch und fühle mich in geselliger Runde so richtig wohl. Was mich noch charakterisiert, ist, dass ich für Dinge brenne. Für eine Sache brennen zu können, gibt mir Antrieb und Lebenssinn.

RS: Viel Erfolg und Freude für das Projekt „Brücken bauen“. Danke für das Gespräch.

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