Junge spanische Pflegekräfte im Außerfern: Was wurde daraus?
Dem Mangel an Pflegekräften mit jungen Leuten von der iberischen Halbinsel zu begegnen, eine „Bildungspartnerschaft“ zwischen dem Außerfern und Katalonien für beide Seiten zum Vorteil werden zu lassen – dieses Projekt erregte vor gut zwei Jahren großes Aufsehen. Viele Hoffnungen wurden damit verknüpft – doch was ist daraus geworden? Darüber unterhielt sich die RUNDSCHAU mit Wolfgang Winkler, dem Reuttener Bezirksstellenleiter der Reuttener Wirtschaftskammer.
Von Jürgen Gerrmann.
„Unser Plan war, dass die jungen Leute hierher kommen und schon Deutsch können“, blickt er auf die Anfangsphase zurück. Die Auswahl der interessierten Jugendlichen aus der spanischen Region Katalonien sei damals online erfolgt, nachdem das Haus zum guten Hirten und der Sozial- und Gesundheitssprengel in Reutte sowie das Haus Ehrenberg und der Campus Gesundheit beim Krankenhaus Interesse an diesem Projekt angemeldet hätten.
HEIMLEITER ALS GLÜCKSFALL.
Acht junge Frauen und zwei junge Männer im Alter zwischen 18 und 28 Jahren seien danach ins Außerfern gekommen, wobei sich leider gezeigt habe, dass der Online-Sprachunterricht in Spanien doch nicht so erfolgreich gewesen war, wie man sich das erhofft hatte. Aber da habe sich Stephan Mayr, der Heimleiter des Hauses Ehrenberg, als absoluter Glücksfall erwiesen: „Dass er die spanische Sprache beherrscht, war der Schlüssel zum Erfolg. Er hat sich der jungen Leute von der ers-ten Minute an angenommen – bis hin zur Wohnungssuche.“ Auch das Freiwilligenzentrum der Regionalentwicklung Außerfern habe sich mit eingebracht. Von den zehn Spaniern, die im Außerfern eine neue Heimat finden wollten, sind letztlich sechs geblieben (fünf Frauen und ein Mann). Fünf zählen nach wie vor zum Team des Hauses Ehrenberg, eine Mitarbeiterin zu dem der Ambulanz Tirol. „Beim Rest ist es dann doch leider an der Sprache gescheitert“, bedauert Winkler.
Und dennoch wertet er dieses Projekt durchaus als Erfolg: „Auch die Bewohner des Hauses Ehrenbergs haben die jungen Leute in ihr Herz geschlossen. Ihr spanisches Temperament ist für viele die Würze des Lebens.“ Im Moment absolvieren die Sechs ihre Ausbildung zur Pflegeassistenz, „und wenn sie Ende September fertig sind, würden wir sie gerne mit Handkuss übernehmen“. Auch Stephan Mayr sagt: „Bei uns ist der Bedarf da und auch Qualifikation und Motivation passen einfach.“ Wobei bei all dem zu bedenken ist: Die Corona-Bestimmungen und -Quarantäneverordnungen sorgten in diesen beiden Jahren ja für durchaus schwierige Bedingungen.
DIE SPRACHE ALS A UND O.
„Wir wollten zeigen, dass Integration gelingen kann“, weist Wolfgang Winkler noch auf einen anderen wichtigen Aspekt hin. Vor einem halben Jahrhundert habe man da auch im Außerfern große Fehler gemacht: „Aber dieses Projekt beweist, dass es funktionieren kann.“ Wobei auch da klar sei: „Das A und O ist die Sprache.“ Und dieser Erfolg sei auch ein Beitrag zum so wichtigen „Employer Branding“, mit dem sich das Außerfern international als „Region, in der man gut arbeiten kann“, platzieren wolle. „Pflege Außerfern“ – das könne zur Marke werden: „Wenn die sechs Pflegekräfte daheim erzählen, dass sie hier eine schöne neue Heimat gefunden haben, dann zählt das dort gewaltig viel.“ Ein großer Pluspunkt sei da auch, dass vom Flughafen Memmingen aus eine Menge Flüge Richtung Spanien abhöben. Wenn man dann von dort in eineinhalb Stunden in Barcelona sein könne und vielleicht ein Heimflug pro Jahr vom Arbeitgeber bezahlt werde, damit man mit Familie und Freunden den Kontakt halten könne, dann helfe das auch viel gegen das Heimweh. Zumal, wenn die Stellen in Tirol so gut bezahlt würden, dass man sich damit auch eine Existenz aufzubauen vermöge. Das sei dann vielleicht auch ein Anreiz für Freunde und Bekannte, sich in Richtung Außerfern aufzumachen: „Denn die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien ist immer noch enorm hoch.“
Zum – auf eine Idee der Steiermärkischen Agentur von Hannes Missethorn zurückzuführende – Projekt, das dieser auch auf einer Zunftversammlung der Bruderschaft St. Josef in Bichlbach präsentierte, zieht Winkler auf jeden Fall ein höchst positives Fazit: „In Summe ist das eine Erfolgsgeschichte. Ich bin froh, dass wir das gemacht haben.“
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