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„Kein Zurück zur Staunormalität“

Transitforum und Xsund's Leben fordern Maßnahmen gegen Verkehrslawine auf B179

„Selbst jetzt, wenn Tirol total abgeschottet ist, sieht man jede Menge Lkw mit osteuropäischen Kennzeichen auf der B179 durchs Außerfern rollen“: Derlei Klagen haben Fritz Gurgiser, den Obmann des Transitforums Austria-Tirol, seit der Grenzschließung massenweise erreicht. Er fordert daher gemeinsam mit dem Sprecher von Xsund's Leben an der B179 (einer Untergruppe des Transitforums), Albert Linser: „Kein Zurück zur Staunormalität!“
22. Feber 2021 | von Jürgen Gerrmann
„Kein Zurück zur Staunormalität“
Tausende Lkw rollen zu „normalen“ Zeiten täglich auf der B179 durchs Außerfern (hier ein Archiv-Bild von der Verkehrsbefragung vor einem Jahr). Transitforum und Xsund's Leben verlangen, diese Lawine endlich einzudämmen, statt nach Corona wieder in die „Normalität“ zurückzufallen. RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann.
Diese Forderung sei so etwas wie ein Jahresmotto, bringen die beiden gegenüber der RUNDSCHAU zum Ausdruck. Es müsse sichergestellt werden, dass dem Prinzip „Vorsorge statt Nachsorge“ sowohl von behördlicher als auch von politischer Seite aus Geltung verschafft werde. Denn aus ihrer Sicht werden die Stimmen derer immer lauter, die nach einer Rückkehr zur „Normalität“ riefen, nach der sich angeblich gar so viele sehnten – und zwar ohne groß nachzudenken, was das zum Beispiel für das Außerfern bedeute.

„Vorrang für Gesundheit“.
Wer wolle denn wirklich in die „Stau-, Lärm- und Abgasnormalität“ der Jahre vor Corona zurück? Gurgiser kann sich da lediglich die vorstellen, „für die die B179 nur ein lästiges Hindernis ist“. Die freilich nähmen keinerlei Rücksicht auf die Anwohner der Bundesstraße, die dort leben, wohnen und arbeiten müssten: „Die können vor keinem Stau, vor keinem Lärm und vor keiner Abgaswolke davonlaufen.“ Gurgisers und Linsers Appell widmet sich daher gegen die, die immer noch den Vorrang des „freien Personen- und Warenverkehrs“ propagierten – und damit dem „existenziell notwendigen Grundrecht auf Gesundheit“ einen niedrigeren Rang einräumten. Dieser „Grundirrtum“ sei aber genauso überholt wie das geflügelte Wort des einstigen Tiroler Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer: „Verkehr ist Leben!“ Diese Aera sei vorbei. Daher gelte es jetzt, die Weichen zu stellen. Und dafür hat das Transitforum einen vier Punkte umfassenden Forderungskatalog aufgestellt. An oberster Stelle steht, den Wildwuchs der unzähligen Ausnahmen für die Lkw-Fahrverbote auszudünnen. Und was die Lastwagen mit Kennzeichen aus Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Tschechien, Estland, Ungarn, Kroatien, Litauen, Lettland, Polen, Rumänien, der Slowakei und Slowenien auf den Außerferner Straßen anbelange, so seien die ja oft im Besitz mitteleuropäischer Frächter, die sich auf diese Art und Weise Steuern und Sozialstandards sparen wollten. Gerade deswegen müsse man die Lenk- und Ruhezeiten deren Fahrer strikt überwachen und Missbräuche scharf sanktionieren. Ein Dorn im Auge sind dem Transitforum auch die vielen Kleinlaster, für die weder die Fahrverbote noch Lenk- und Ruhezeiten gar nicht gälten und die sieben Tage lang über die gesamten 24 Stunden unterwegs seien und die Region verunsicherten. Sie gehörten ebenfalls streng kontrolliert. Massiven Einsatz verlangen Gurgiser und Linser zudem für ein vollautomatisches Pkw- und Lkw-Dosiersystem, mit dem man schon frühzeitig die Probleme abmildern könne. Hier müsse man mit den bayerischen Behörden ebenso zusammenarbeiten wie mit den Touristikern der Tiroler Skigebiete. Schließlich verlange die Straßenverkehrsordnung, dass die „Sicherheit, Leichtigkeit und Flüssigkeit“ des Verkehrs gewährleistet werden müsse. Es gelte, dieser gesetzlichen Vorgabe endlich zum Durchbruch zu verhelfen und sie zur Realität werden zu lassen. All dies müsse nun schleunigst umgesetzt werden, damit die gesamte Region an der B179 wieder die Lebens-, Gesundheits- und Regionalwirtschaftsqualität erhalte, die ihr in den vergangenen Jahren viel zu oft versagt worden sei.

Zwei Seiten von Corona.
Leider habe Corona viele schwere Erkrankungen und auch Tote und schweres Leid mit sich gebracht. Dieser „unsichtbare Virus“ habe aber auch viele Unzulänglichkeiten deutlich vor Augen und Ohren geführt: Die notwendigen Einschränkungen des Güterverkehrs hätten den Anrainern nach vielen Jahren wieder mehr Ruhe und Lebensqualität geschenkt. Sie hätten auch spürbar gemacht, wie wichtig der „Griff zum Regionalprodukt“ als persönlichem Beitrag zum Erhalt der eigenen Betriebe und Arbeitsplätze in allen Branchen sei. Und so ganz nebenbei sei auch deutlich geworden, dass die Versorgungssicherheit kein Problem darstelle. All das gelte es zu berücksichtigen – und dann werde klar, dass mit der „einseitigen Bevorzugung des Verkehrs in engen Gebirgstälern“ Schluss sein müsse. Er müsse auf ein Maß zurückgeführt werden, das weder den Menschen noch den Betrieben Schaden zufüge. Damit werde man dann endlich der Straßenverkehrsordnung, der Alpenkonvention und den Grundrechten gerecht. Sowohl Transitforum als auch Xsund's Leben an der B179 setzten sich dafür mit Herzblut ein, versprechen Gurgiser und Linser: „Denn was heute falsch gemacht wird, bezahlen nicht die ,Falschmacher', die den Transit anhimmeln, sondern alle, die an der B179 wohnen, leben, arbeiten oder sich erholen wollen – als Einheimische oder Gäste, ob jung oder alt.“ Ein Zurück in die Staunormalität dürfe es nicht geben.
 

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