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„Klappenpferd“ wird in Reutte aufgepäppelt

Tierschutz warnt vor der Betrugsfalle Online-Tierhandel

Der Online-Handel boomt weltweit. Auch Tiere werden oft im Internet gekauft. Immer wieder sitzen Kunden Betrügern auf – zum Leid der Tiere und zum eigenen Schaden. Vor Kurzem nahm die Pferdeklappe Reutte ein schwer misshandeltes Pferd auf.
4. Oktober 2021 | von Sabine Schretter
„Klappenpferd“ wird in Reutte aufgepäppelt
In abgemagertem Zustand und verängstigt kam Stute „Capriola“ bei der Käuferin in Niederösterreich an. Mittlerweile wird das Pferd am ehemaligen Gestüt Stegerberg in Reutte betreut. Foto: Österreichischer Tierschutzverein
Von Sabine Schretter.
In einer Facebookgruppe stieß die Pferdekäuferin aus Niederösterreich auf die zwölfjährige Lipizzanerstute „Capriola“, die mit dem Zusatz „als Therapiepferd geeignet“ beschrieben wurde. Das Tier stand in Ungarn, die Niederösterreicherin vertraute auf Fotos, Videos und Versprechungen des Verkäufers im Internet, der sich allerdings  schlussendlich als Betrüger herausstellte. Die vermeintliche Therapiestute  „Capriola“ kam verwahrlost, traumatisiert und abgemagert mit Verletzungen an Maul und Beinen bei der Käuferin an. Das Tier war ohne Gesundheitsattest, somit illegal über die Grenze transportiert worden. Capriola zeigte sich handscheu und verängstigt gegenüber Menschen. Als die Niederösterreicherin den Verkäufer kontaktierte, drohte ihr dieser.

Letzte Rettung.
Die Käuferin sah sich dem Umgang mit der Stute nicht gewachsen und wandte sich an die Pferdeklappe des Österreichischen Tierschutzvereins in Reutte. Das Prinzip der Pferdeklappe ähnelt dem einer Babyklappe. Pferdebesitzer, die aus unterschiedlichen Gründen ihr Tier nicht mehr bei sich halten und sich um das Tier kümmern können, „geben“ ihr Pferd bei der Pferdeklappe ab. Dort wird das Tier artgerecht gehalten und gut versorgt, bis passende neue Besitzer gefunden werden. In Reutte werden „Klappenpferde“ am ehemaligen Gestüt Stegerberg betreut.  „Capriola wurde schwer misshandelt, konnte aber bereits in den ersten Tagen in der Pferdeklappe etwas Vertrauen fassen. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass sie sich in unserer Obhut gut entwickeln wird und vielleicht auch irgendwann ein schönes Zuhause findet“, sagt Eva Malle, Geschäftsführerin des Österreichischen Tierschutzvereins. Um dem Klappenpferd so schnell wie möglich eine gesunde Zukunft zu ermöglichen, hofft der Verein nun auf die Unterstützung von tierlieben Menschen. Vor allem die tierärztliche Versorgung von Capriola verursacht hohe Kosten.

Verantwortung.
Ein Tier bei sich aufzunehmen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Dessen müssen sich potenzielle Tierbesitzer im Klaren sein. Tiere erfordern Zeit, Geduld und Zuwendung. Tier und Besitzer müssen Vertrauen zueinander fassen. Wer sich für ein Tier entscheidet, sollte sich und dem Tier Zeit geben, einander kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen. Beim Kauf im Internet ist das alles nicht möglich. Schnell fällt man auf Tricks betrügerischer Händler herein und unterstützt – ohne es zu wissen – mitunter Tierquälerei. Viele Tiere, die nicht gesund sind, misshandelt wurden und oft keine oder gefälschte Dokumente besitzen, landen beim Tierschutz. Daher kommt von dieser Stelle der dringende Appell, die Finger von Tierkäufen im Internet zu lassen.

Info.
Interessierte erfahren mehr über die Pferdeklappe in Reutte beim Österreichischen Tierschutzverein unter Tel. +43 (0) 664 2204992 oder der E-Mail: office@tierschutzverein.at

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