Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Kleinodien der Fliegerei

Ein neues Museum fürs Außerfern: der Hangar SW in Höfen

Die Museumslandschaft im Außerfern ist um ein Glanzlicht reicher: Am Samstag eröffnete am Rande des Flugplatzes in Höfen der Hangar SW, in dem Fans der Fliegerei und alle an Technik Interessierten wertvolle Exponate aus der frühen Phase der Aviatik zu bewundern vermögen.
27. Juni 2022 | von Jürgen Gerrmann
Kleinodien der Fliegerei
Faszinierende Zeugnisse der Fliegereigeschichte warten im neuen Technischen Museum Hangar SW am Flugplatz in Höfen auf Besucher. Die Resonanz bei der Eröffnung war auf jeden Fall höchst positiv. RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann.
Und dabei handelt es sich um ein Werk des Miteinanders: Wolfgang Falch und seine Frau Sandra Falch-Lindner haben sich damit einen gemeinsamen Traum erfüllt, dessen Wurzeln zehn Jahre zurück reichen. Beide besitzen den Pilotenschein und wollen ihren Besuchern einen Einblick in die frühen Jahre ihrer großen Leidenschaft vermitteln. Und das ist ihnen auf beeindruckende Art und Weise gelungen. Gut Ding wollte freilich Weile haben. Schon 2012 hatte Wolfgang Falch mit dem Flugsportverein Reutte-Höfen, dem er seit nunmehr 25 Jahren angehört, sein Projekt erörtert. Lange Zeit scheiterte das am fehlenden Grund. 2019 war das Problem indes gelöst, im selben Jahr fasste Höfens Gemeinderat einstimmig den Umwidmungsbeschluss, und dann konnte es losgehen. 2020 stand die Halle, im Jahr darauf kamen die Containerblocks dazu, und dann machte man sich mit viel Begeisterung und einem enormen Anteil an Eigenarbeit an den Innenausbau sowie Garten und Spielplatz draußen. In die Wiege gesungen wurde es den beiden freilich nicht, dass sie eines Tages ein Fliegerei-Museum gründen sollten: Sandra Falch-Lindner ist gelernte Philologin, ihr Mann studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien Malerei und Grafik. Und schon zwei Jahre bevor er 1991 zum Magister Artium avancierte, gewann er seinen ers-ten Kunstpreis – übrigens: in Reutte! Stolze 21 Jahre lehrte er an der Universität New Orleans in den USA als Gastprofessor Kunst. Aber als er von einem US-Museum den Auftrag zur Bergung eines über einem See abgestürzten Flugzeugs erhielt, ließ ihn die Unterwasserarchäologie nicht mehr los.
Der gebürtige Innsbrucker bereicherte mit seinem Wissen TV-Dokumentationen solch renommierter Sender wie ORF, ARD, ZDF und arte. Und gründete vor knapp 20 Jahren das Unterwasserortungs- und -bergeunternehmen Sandy Air, das sich auch der Restaurierung von alten Flugzeugen für Museen verschrieb.

HUBSCHRAUBER, JAGDFLIEGER, DÜSENJÄGER.
Und von dieser Kompetenz profitiert nun auch der Hangar SW in Höfen: Dessen Besucher können zum Beispiel das Wrack eines der ersten Einsatzhubschrauber der Welt bestaunen – dieses Exemplar absolvierte die ersten Flüge im Hochgebirge und gehörte zur „ers-ten Hubschrauber-Einsatzstaffel der Welt“, wie Falch stolz anmerkt. Bevor es den Feinden in die Hände fallen könnte, ließ es die Nazi-Wehrmacht auf der Eppzirler Alm im Karwendel sprengen. Höchst interessant ist auch die Gegenüberstellung der Fokker E III, mit der die Luftstreitkräfte des deutschen Kaisers Wilhelm II. im Ersten Weltkrieg viele Gegner gewaltsam vom Himmel zur Erde schickten, und der Messerschmitt Me 262, des ersten Düsenjägers der Welt, der im Nazi-Reich entwickelt und gebaut wurde. Erstere ist ein lufttüchtiger Nachbau, letztere ein Restaurationsstück mit etwa einem Drittel Originalteilen. Etwas Ähnliches findet man rund um den Globus nur mehr achtmal. Das sind nur drei Beispiele für den reichen Fundus des neuen Museums. Ein Lieblingsexponat hat dessen Spiritus Rector übrigens nicht: „Jedes Stück liegt uns am Herzen. Wir wollten hier schließlich kein wahlloses Sammelsurium auf- und ausstellen, sondern eine Entwicklung über ein Vierteljahrhundert nachvollziehbar machen.“ Zwischen der Fokker und der Messerschmitt liegen nämlich nicht nur 25 Jahre, sondern mehr als 800 Kilometer pro Stunde. Schaffte des Kaisers Jagdflugzeug nämlich nur Tempo 120 (für damalige Verhältnisse dennoch respektabel), düste die Luftwaffe der Wehrmacht mit fast 1000 Sachen durch die Lüfte: „Von der Aerodynamik her wurde in dieser kurzen Frist im Grunde das erreicht, was heute noch Standard ist.“

INFO.
Wolfgang Falch und seine Frau hoffen natürlich, dass das Interesse am Hangar SW ähnlich groß bleibt wie bei der Eröffnung – künftig kann man immer freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr diese Kleinodien der Fliegerei bewundern.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben