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Kulturpause im Duarf?

Im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter der Geierwally-Freilichtbühne

Aufgrund der Corona-Maßnahmen, die bislang für erhebliche Einschränkungen bei den Proben sorgten, entschieden sich die Verantwortlichen der Geierwally-Freilichtbühne schweren Herzens dafür, das neue Stück „Die Reiche Lisabeth – die Geldverleiherin aus dem Lechtal“ auf das Jahr 2022 zu verschieben.
24. Mai 2021 | von Marlen Perl
Kulturpause im Duarf?
„Sturm in den Bergen“ 2011 auf der Geierwally Freilichtbühne. Foto: Robert Eder
Von Marlen Perl.
Laut dem künstlerischen Leiter, Bernhard Wolf, war es durch die monatelangen strengen Regelungen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie besonders für Laien-Schauspieler nicht möglich, genügend Proben für die geplante Aufführung des neuen Theaterstücks zu realisieren. Darüber hinaus wäre das Risiko von Ausfällen durch Ansteckung oder auch Quarantäne-Verordnungen für das etwa vierzig-köpfige Team zu groß.

Die Reiche Lisabeth.
Bei den Recherchearbeiten zu älteren Stücken, wie etwa „Todtentanz“ (2015) oder „Lechufer, anno 1800“ (2018), stießen die beiden Künstler Bernhard Wolf und Christof Kammerlander auf die Holzgauerin Elisabeth Maldoner (1800–1878), im Volksmund „die reiche Lisabeth“ genannt. Sie war in der Umgebung als äußerst vermögende und überaus großzügige Wohltäterin bekannt. Speziell die mystischen Erzählungen um ihre Figur haben es den beiden Autoren angetan. Bernhard Wolf betont im Gespräch vor allem die gestalterische Ungebundenheit, die sich durch den Mangel an Quellen hinsichtlich ihres Privatlebens ergibt: „Hier hat man als Autor viele Freiheiten für Geschichten. Warum war sie so allein? Warum hatte sie Angst vor dem Sterben? Auch die Liebe ist ein Thema“, so der Schauspieler und künstlerische Leiter der Geierwally-Freilichtbühne. Er sieht in solch historischen Aufarbeitungen – wie schon früher bei anderen Stücken, die auf dokumentiertem Quellenmaterial beruhen – eine besondere Herausforderung darin, dem Publikum geschichtsträchtige Inhalte zu vermitteln, ohne es wie einen Geschichtsunterricht erscheinen zu lassen. Elisabeth fasziniert den Theater- und Filmschauspieler besonders aufgrund ihrer generösen Art. So wird beispielsweise erzählt, dass bei der Freilegung ihres Grabes die rechte Hand unversehrt war, was auf mystische Weise ihre Großzügigkeit widerspiegelt.
Wolf sieht in Elisabeth Maldoner auch eine Vorbild-Figur, über die es sich zu berichten lohnt. Er meint, gerade in der aktuellen Zeit sei es noch wichtiger als sonst, dies auf eine humorvolle Art und Weise zu tun. Obwohl die Aufführung des Theaterstücks noch ein Jahr auf sich warten lässt, soll es in der Zwischenzeit keine größeren Änderungen vonseiten der Autoren geben, sofern auch die derzeitige Besetzung bestehen bleibt.

Die Zukunft der Geierwally-Freilichtbühne.
Das letzte Jahr, das von den Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung des Virus geprägt war, konnte – trotz erheblicher Einschränkungen im Spielbetrieb – vom Verein der Geierwally-Freilichtbühne effizient genutzt werden. So erfolgten in der Bernhardstalschlucht sowohl Umbaumaßnahmen an der Bühnenseite als auch Felssicherungsarbeiten. Des Weiteren ist es den Schauspielern durch eine Unterkellerung der Bühne nun möglich, von außen, also für das Publikum nicht einsehbar, in der Spielszene zu erscheinen.
Die Realisierung eines angedachten Ersatzprogramms für die diesjährige Sommersaison – anstelle des beabsichtigten Theaterstücks – hängt laut Bernhard Wolf vor allem von der Förderzusage des Landes Tirol ab, die jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht gewährt wurde. Diese finanzielle Unterstützung ist vonnöten, um den Künstlern eine angemessene Gage zu bezahlen. „Sollten wir keine Förderungen bekommen, müssen wir die Situation neu bewerten“, meint Wolf. So viel sei verraten: Geplant wäre ein vielseitiges künstlerisches bzw. musikalisches Repertoire in Zusammenarbeit mit namhaften Persönlichkeiten.

Künstler in der COVID-19 Pandemie.
Der gebürtig aus dem Lechtal stammende Bernhard Wolf sah rückblickend sein letztes Jahr in der Corona-Pandemie als „nicht so schlimm“ an. Er erinnert sich hierbei vor allem an die positiven Aspekte, wie beispielsweise die freie Zeit, die er mit seiner Frau und dem gemeinsamen dreijährigen Sohn im neu gebauten Haus in Bach verbringen durfte. Auch am Landestheater wirkte er weiterhin bei diversen Proben mit und war Teil von unterschiedlichen Projekten, wie etwa dem Film um den ehemaligen österreichischen Skirennläufer Franz Klammer. Darüber hinaus will sich Wolf über die finanzielle Unterstützung des Staates in dieser, speziell für die künstlerische Szene herausfordernden Zeit, nicht beklagen.
Nach den Öffnungsschritten der letzten Woche konnte er nun zum ersten Mal wieder vor Publikum auf der Bühne des Landestheaters in Innsbruck stehen. Bei der Premiere der Komödie „Der süßeste Wahnsinn“ stimmte ihn – neben dem ungewohnt vollen Saal – auch die Tatsache nervös, dass mit der Rolle des Mr. Pippet auch Gesang verbunden war. „Ich mag das eigentlich nicht so, es wundert mich eh, dass sie mich singen lassen“, scherzt Bernhard Wolf und ist sichtlich motiviert, das monatelang Geprobte nun auch öffentlich präsentieren zu dürfen und somit seiner Leidenschaft wieder voll nachgehen zu können.

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