Von Johannes Pirchner.
Derzeit finden sich nur noch 18 Außerferner und Außerfernerinnen, welche mit COVID infiziert sind. Damit erreicht das Außerfern den erfreulichen 7 Tage Inzidenzwert von nur 9,1 Prozent! Die 7-Tage-Inzidenz hat die Aufgabe, das Infektionsgeschehen regional vergleichbar machen. Dadurch kann beispielsweise der einwohnerschwache Bezirk Reutte mit seinen 32.670 Einwohnern ausgezeichnet mit dem einwohnerstarken Bezirk Innsbruck Stadt mit seinen 131.960 Einwohnern verglichen werden. So gibt die Inzidenz an, wie viele Personen sich in diesem Bezirk innerhalb der vergangenen sieben Tage angesteckt haben. So braucht es zwei Angaben, um die Neuinfektionen der letzten Woche zu berechnen. Die Zahl der Einwohner in dieser Region und die Zahl der neuinfizierten Personen. Die Zahl der Neuinfizierten wird dann addiert und wird dann gebrochen durch die Einwohnerzahl des Bezirks und dann multipliziert man das Ergebnis mit 100.000. An dieser Stelle sollten wir uns einfach mal auf die Schulter klopfen und sagen gut gemacht. Das haben wir als Außerferner und Außerfernerinnen als Gemeinschaft erreicht und hat uns große Opfer abverlangt. Aber könnte man anhand dieser tollen Zahlen nicht regionale Öffnungen durchsetzen?
Was für eine regionale und gegen regionale Öffnungen spricht.
Unser Nachbarbundesland Vorarlberg öffnet mit einer 7 Tage Inzidenz von 68,2 (13.3). Vorarlberg ist aufgrund seiner geografischen Lage sehr gut geeignet als Testregion, auch wegen seiner Abgeschnittenheit zu Restösterreich und Tirol. Hypothetisch hätte auch das Außerfern an die Testregion Vorarlberg angeschlossen werden. Eine Kontrolle bei Nassereith zu Resttirol wäre organisatorisch sicher das kleinste Problem. Jedoch wäre sicher mit erhöhter Mobilität zu kalkulieren. Aber unabhängig seiner geografischen Lage, welche Lockerungen wären für das Außerfern sinnvoll? Die Vorarlberger und Vorarlbergerinnen dürfen nächste Woche wieder unter strengen Auflagen ins Restaurant gehen und in Präsenz Speisen und Getränke konsumieren. Hierbei muss negativer Corona Test (PCR oder Antigen) vorgelegt werden nicht älter als 48 Stunden, gepaart mit Abstandsregeln, Registrierungspflicht und Reservierungspflicht. Testmöglichkeiten gibt es auf den Screeningpunkten in Breitenwang, Ehrwald, Tannheim und Elbigenalp. Auch bei niedergelassenen Arztpraxen und in Apotheken sind diese möglich. Wären ein negativer COVID Test gepaart mit der niedrigen Inzidenz des Außerferns die Lösung? Das Problem ist jedoch, die Lockerungen in Vorarlberg sind nicht unumstritten. Experten und Expertinnen sehen diese Lockerungsschritte sehr kritisch und kritisieren die Lockerungen sicher nicht zu Unrecht. Einige Kritiker bezeichnen diese Lockerungen gar als Kniefall des Gesundheitsministeriums vor Vorarlberger Tourismusvertreter und als Sieg von Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) über Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Dies könnte aber für Vorarlberg zum Pyrrhussieg werden. Aufgrund des hohen Erosolrisikos sind zu starke Lockerungen in der Gastronomie und im Freizeitbereich sehr gefährlich. Jedoch kann man argumentieren, mit Tests, einer niedrigen Inzidenz und schneller Nachverfolgung, dass diese Lockerungen durchaus gerechtfertigt sind. Im Außerfern ist aber für viele Bevölkerungsschichten ein Hauptargument unverständlich. Unabhängig von Parteizugehörigkeit, egal ob besonnener Bürger, welcher die Maßnahmen bislang mitgetragen hat oder ob Cornaleugner. Warum lockert das Ländle mit einem Wert von 68,2 und das Außerfern mit 9,1 Prozent nicht? Aber angenommen, das Außerfern würde regional lockern, wie könnten diese Schritte aussehen? Sicher könnte man sich am Ländle orientieren, was Gastronomie und Sport für Kinder und Jugendliche betrifft. Auf jeden Fall unbedenklich wäre eine Öffnung des Outdoorschanks und der Mannschaftssport im Freien. Im März aber sicher ein schwacher Trost, zwischen Schnee und Sonne. Entscheiden muss das letztlich aber die Politik.
Die Bezirkspolitik zwischen gebotener Vorsicht und Lockerung.
Die Politik in Reutte ist sich aber über die setzenden Schritte uneins. Aus der Außerferner ÖVP kommen zurückhaltende Signale bei Lockerungsmaßnahmen auf Bezirksebene. Wenn es in Tirol zu Lockerungsschritten kommt, dann wohl nur im Einklang mit dem gesamten Landesgebiet. Alleingänge einzelner Bezirke oder Regionen gelten als wenig hilfreich und würden zu vermehrter Mobilität innerhalb des Bundeslandes führen. Die sehr gute 7-Tages-Inzidenz des Bezirks Reutte und die geringe Zahl an Covid-Positiven sind sehr erfreulich. Die Entwicklungen in Osttirol, das innerhalb weniger Wochen vom Muster- zum Problembezirk wurde, zeigen aber, wie dynamisch das Infektionsgeschehen sein kann. Abzuwarten sind die Auswirkungen der Lockerungen in Vorarlberg. Erst dann soll an weiteren Öffnungsschritten für Tirol gearbeitet werden. Anders hingegen sehen dies die Außerferner Freiheitlichen. Es ist definitiv an der Zeit nachhaltig zu lockern. Alle Maßnahmen sollen fallen. So sollte der Restaurantbesuch, der Indoor Sport in Fitnessstudien und auch das Schwimmen und Saunieren in Thermen wieder uneingeschränkt möglich sein. Dabei soll es keine Corona Einschränkungen geben, wie etwa eine Maskenpflicht oder Zugangstests. Lediglich in sehr kritischen Bereichen, wie im Bezirkskrankenhaus Reutte, Alten- und Pflegeheimen, Arztpraxen oder Apotheken, wo vulnerable Gruppe anzutreffen sind, sollten erhöhte Sicherheitsmaßnahmen gelten. Auch ein Appell an Deutschland richtet die FPÖ-Reutte aus. Vom Bezirk Reutte mit einer Inzidenz von 9.1 geht keine Gefahr aus. Diese Grenzkontrollen schlagen einen Keil ins Privatleben von Familien und schädigen das Wirtschaftsleben im Grenzgebiet nachhaltig. Bitte lockern! Die Außerferner Sozialdemokratie sieht den Bezirk Reutte doppelt belastet. Einerseits durch den belasteten Lockdown für die Menschen, anderseits durch die völlig überzogenen und inakzeptablen deutschen Einreiseregelungen. Diese sind mit der Außerferner Lebensgestaltung nicht vereinbar. Um jedoch weitere Lockdowns mit all ihren verheerenden wirtschaftlich und sozialen Folgen zu verhindern, müssen die Infektionszahlen auf einem niedrigen Niveau gehalten werden. Ein Schlüssel zu diesem niedrigen Niveau sollen erstens möglichst viele Testungen sein und die Anerkennung von Wohnzimmertests als Zugangstests. Zweitens ist eine hohe Durchimpfungsrate unerlässlich. Aufgrund der guten Durchimpfungsrate in Heimen und Krankenhäusern sowie der niedrigen Inzidenz im Bezirk könnte man in Alters- und Pflegeheimen auf regionale Lockerungen setzten. Auch weitere regionale Lockerungen schließt die Sozialdemokratie nicht aus, diese müssen jedoch verhältnismäßig und datenbasiert erfolgen. Auch ein verlässlichen Impfplan vermisst die SPÖ.