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Manuel Walch hat Visionen

In Sankt Anton betrieb er mit einem Parnter „Buildski Brothers“. Jetzt etabliert er sich mit „MAVIS SKIS“ im Lechtal

Erich Fromm sagte: „Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man sich sehnt, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen.“ Manuel Walch folgt seiner Vision, die ausdrückt, wofür er steht: Ski für Individualisten zu bauen und gemeinsam mit Individualisten Ski zu bauen. Seine Vision umfasst weit mehr als wirtschaftlichen Erfolg. Die RUNDSCHAU wollte mehr über Manuels Visionen – „MAVIS“ – erfahren.
19. Oktober 2020 | von Sabine Schretter
Manuel Walch hat eine Leidenschaft und eine Vision: Er ist begeisterter Skifahrer, baut Ski – MAVIS SKI – und bietet Skibau-Workshops an. Fotos: Arnold Weißbach
Von Sabine Schretter
Skifahren auf und abseits der Piste ist eine von Manuel Walchs Leidenschaften. Der verheiratete Familienvater (die Kinder sind 9 und 12 Jahre alt) verbrachte als Kind einige Lebensjahre in Stuttgart und kehrte mit 14 ins Lechtal zurück. Seine Matura legte Manuel Walch in Stams ab, Pläne, Chemie oder Biologie zu studieren, blieben in der Schublade. Nach 17 Jahren als Hüttenwirt auf der Memminger Hütte reifte der Entschluss, Skibautechniker zu werden. In Steyr absolvierte er schließlich die dreijährige Lehre und schloss diese 2018 erfolgreich ab. Gemeinsam mit einem Partner eröffnete Manuel Walch in St. Anton die Skimanufaktur „Buildski Brothers“. Manuels Weg ging weiter, er folgt jetzt seiner Vision und hat sich mit „MAVIS SKIS“ in Elbigenalp im Lechtal niedergelassen. Für kleine Gruppen bietet er auch Workshops an, in denen individuelle Ski gebaut werden können. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage https://mavisskis.com/.

RUNDSCHAU: Wann und wie reifte in dir der Enstschluss, Skibautechniker zu werden?
Manuel Walch:17 Jahre Hüttenwirt waren eine gute Zeit, aber dann war da das Bedürfnis nach etwas Neuem. Ich war über viele Saisonen in Europa und Nordamerika zum Skifahren, was mich als Person extrem geprägt hat. Ich war mit Freunden einmal beim Skibauen und wusste ab der ersten Sekunde, dass das meine Zukunft sein könnte. Es war in erster Linie nicht unbedingt das Skibauen, sondern, mit Gleichgesinnten eine gute Zeit zu verbringen, dabei etwas zu lernen und dann noch den eigenen Ski mit nach Hause zu nehmen. Das war perfekt!

RS: Wie läuft die Ausbildung für diesen Beruf ab bzw. was sind die Lerninhalte?
Manuel Walch: In Steyr befindet sich Österreichs einzige Schule für Kunststofftechnik. Mit Anfang 40 habe ich dort gemeinsam mit 15-/16-Jährigen noch einmal die Schulbank gedrückt. Eine super Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Die Ausbildung dreht sich um die Materialien und deren Verwendung, Skientwicklung mit all den Stellschrauben in den Parametern und dann schlussendlich um die Produktion eines Skis in der Werkstatt. Wir haben natürlich auch viel gelacht, denn bei den Skibauern ging es generell eher locker zu. Der extreme Aufwand, den ich mit dieser Ausbildung betrieben habe, legte das Fundament für das, was ich jetzt mache.

RS: Welche Materialien werden beim Skibau verwendet? 
Manuel Walch: Entscheidend für einen guten Ski ist der Holzkern. Je nach Anforderung verwende ich Pappel-, Eschen- oder Balsaholz. In Kombination mit den Fasermaterialien und dem Epoxy-System ergibt sich dann die Art von Ski, die wir wollen. Die Kanten sind aus Stahl und es gibt noch verschiedene Aluminiumteile. Oberflächen lassen sich aus allem Möglichen kreieren: Standard sind aber PA-Folien und Holzfurniere. Da kommt einiges zusammen, bis der Ski in der Presse ist.

RS: Was macht das Fahrgefühl eines „MAVIS SKIS“ aus?
Manuel Walch: Der Ski gewährt die „Leichtigkeit des Seins beim Skifahren“. Mir ist wichtig, dass meine Ski sich sehr leicht drehen und umkanten lassen. Wenn man seinen Ski selbst baut, hat man ein ganz anders Gefühl für das Sportgerät. Den Ski gibt es nur einmal, man hat ihn individuell gestaltet und gebaut. Das unterscheidet einen „MAVIS SKI“ von einem Ski, den man im Sportgeschäft kaufen kann.


 
Manuel Walch hat Visionen
Manuel Walch absolvierte seine Skibautechniker-Lehre in Steyr und richtete seine Werkstatt in Elbigenalp ein.
RS: Gemeinsam mit deinem Partner hast du „Buildski Brothers“ in Sankt Anton gegründet. Jetzt hast du deinen Schwerpunkt nach Elbigenalp ins Lechtal verlagert. Warum?
Manuel Walch: Ich war zu wenig in St. Anton, um das Geschäft richtig zu betreiben und zu wenig zu Hause, um ein Leben mit der Familie zu haben. Die Fahrerei im Winter über den Fernpass war unglaublich mühsam. Ich habe mich dann entschieden, das Ganze auf solide Füße zu stellen und habe mir zuerst mal eine professionelle Werkstatt eingerichtet. Was ich tue, sehe ich auch als Mehrwert für den Tourismus im Lechtal. Ich biete Skibaukurse und Workshops an und arbeite in Zukunft mit Kooperationspartnern zusammen. Derzeit bin ich dabei, mir ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen. Im Winter gibt es dann regelmäßige Skibauabende – unter dem Motto „Skibau – die Raketentechnik der Alpen“. In zwei Stunden zeige ich den Leuten, wie Skibau läuft und sie können live dabei sein, während ich ein Paar Ski baue – selbstverständlich unter Einhaltung der gültigen Covid-19-Maßnahmen.

RS: Wer nimmt an den Workshops teil? Muss man bestimmte Voraussetzungen mitbringen – abgesehen davon, dass man Skifan ist? 
Manuel Walch: Ich mache das in kleinen Gruppen mit zwei bis vier Leuten. Ziel ist es, dass sie eine gute Zeit verbringen und einen schönen Ski mit nach Hause nehmen. Die Kursteilnehmer machen vieles selbst, ich begleite sie dabei und stelle mein Know-how zur Verfügung.

RS: Gerade der Wintertourismus ist häufig Dikussionsthema. Wie siehst du die Situation des Skisports? 
Manuel Walch: Ich bin begeisterter Skifahrer. Die sportliche Betätigung in der Natur und nicht das Drumherum sollte wieder mehr in den Fokus rücken. Ich denke da auch in Richtung des geführten Tourenskilaufs. Man muss wieder lernen, auf die Natur zu achten, sie gibt vor, was möglich ist. Außerdem braucht es klare Regeln. Es geht aber nicht allein um einen touristischen Wandel, es geht auch um einen gesellschaftlichen Wandel. Die Gesellschaft muss sich besinnen. Qualität sollte wieder vor Quantität gereiht werden. 

RS: Wenn du gerade nicht Ski baust, wie verbringst du gerne deine Freizeit?
Manuel Walch: Ich habe gerade nicht so viel Freizeit, denn der Geschäftsaufbau war sehr aufwendig. Aber wenn, dann bin ich mit meiner Familie am liebsten draußen in der Natur. Wir sind gern mit dem Rad unterwegs, gehen fischen und im Winter natürlich Ski fahren. Skifahren tut der Seele gut! 

RS: Was wünschst du dir für die nahende Wintersaison?
Manuel Walch: Ich wünsche mir, dass mein Start gelingt. Jetzt kann es losgehen!

RS: Danke für das Gespräch.

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