Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Martha“ – Hilfsprojekt einer 16-Jährigen

Lee Anne Hierzer aus Rinnen gründete Wohltätigkeitsverein

Lee Anne Hierzer ist jung, sehr jung, gerade einmal 16 Jahre alt. Sehr aufgeschlossen und fröhlich plaudert sie am Telefon mit der RUNDSCHAU. Beim Gespräch ging es um „Martha“. Martha ist keine Freundin von Lee Anne, Martha ist Lee Anns Herzens-projekt: Martha ist der Name des Wohltätigkeitsvereins, den Lee Anne Hierzer gegründet hat.
30. August 2021 | von Von Sabine Schretter
„Martha“ – Hilfsprojekt einer 16-Jährigen
Lee Anne Hierzer, Founderin des Vereins „Martha“ und Co-Founderin Lade (v.l.) beim Plakatieren für die beiden Benefizkonzerte. Foto: Paulina Gasteiger
Von Sabine Schretter

Lee Annes Geschichte ist eine ganz besondere: Lee Anne wurde vor 16 Jahren in Äthiopien geboren. Ihre leiblichen Eltern kennt sie nicht. Lee Anne wurde als wenige Wochen altes Baby vor einer Kirche abgelegt. Die Polizisten, die das kleine Mädchen fanden, brachten es in ein Waisenhaus und übergaben es der Obhut der zuständigen Schwestern. „Sie haben mir den Namen Martha gegeben, meinen eigentlichen Geburtsnamen kannte ja niemand“, erzählt Lee Anne. Lee Anne hatte Glück. Glück, dass sie gefunden wurde, Glück, dass sie von den Schwestern und dann von ihren Adoptiveltern aufgenommen wurde. Lee Anne lebt seitdem bei Familie Hierzer in Rinnen bei Berwang. Derzeit besucht sie das PORG in Volders, eine Schule mit musischem Schwerpunkt. Bis hierher klingt alles nach einem normalem umsorgten Teenagerleben.

AUF DEN BODEN ZURÜCK. Lee Anne weiß, dass Erlebtes Menschen prägt. „Auch wenn man – wie ich – noch sehr klein war, kann man nicht einfach abschütteln, was einem widerfahren ist. Es ist wichtig, diese Dinge aufzuarbeiten. Mir geht es sehr gut, aber mein Start ins Leben war schwierig“, erzählt sie. Ihre Eltern hätten sie sehr dabei unterstützt, mit ihrer Vergangenheit klarzukommen. „Und sie haben mich so erzogen, dass ich nicht nur auf mich, sondern auch auf andere achte.“ Das habe sie schon früh vermittelt bekommen und das habe ihr soziales Engagement geweckt.
„Während des Lockdowns hatte ich sehr viel Zeit zum Nachdenken. Mir kam vor, dass wir alle vergessen haben, wie gut es uns trotz aller Einschränkungen geht. Wir verbrachten den Lockdown in warmen Wohnungen, hatten immer genug zu essen und saubere Kleidung. Unsere medizinische Versorgung war immer gesichert und über Social Media konnten wir Kontakt zueinander halten – auch wenn wir nicht aus dem Haus durften. Dabei gibt es überall auf der Welt Menschen, denen es so viel schlechter geht, die jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen“, schildert Lee Anne ihre Gedanken. Sie fühlte, dass sie sich selbst wieder auf den Boden zurückholen wollte. „Ich bin ein Mensch, der immer ganz viele Ideen hat. Und ich bin spontan. So ist es mir eines Nachts ergangen, als ich ein Video über Kinderpornografie in Thailand gesehen habe und mich das sehr betroffen machte. Alle diese Menschen haben wie ich eine Stimme, aber keiner hört sie. Aber vielleicht wird meine Stimme gehört. Mir war klar, dass ich etwas tun muss. Ich rief mitten in der Nacht eine Freundin an und erklärte ihr, dass ich einen Wohltätigkeitsverein gründen werde“, sprudelt es aus dem Power-Teenager heraus. Die Freundin und ihre Mama seien gleich Feuer und Flamme gewesen.  „Überhaupt ist meine Mama unser größter Supporter“, schwärmt Lee Anne. Nun war der Verein gegründet, aber noch namenlos. Wieder war es eine von Lee Anns Freundinnen, die beschloss: „Der Verein heißt ,Martha‘. Nach dem Namen, den dir die Schwestern im Waisenhaus gegeben haben!“ Den Ausschuss des Vereins bilden sieben Personen. Viele Sponsoren, einige auch aus dem Bezirk Reutte und Berwang, und Privatpersonen understützen den Verein „Martha“ mittlerweile.

MARTHA – LET’S START GIVING. Das erste große Projekt von „Martha“ ist gerade voll im Laufen. Ein Gast, der immer wieder das elterliche Ferienhaus besucht und Weltreisender ist, fand Gefallen an Lee Anns sozialem Engagement und stellte den Kontakt zu einer Schule in Addis Abeba her, die „Martha“ jetzt aktiv unterstützt. „Martha – let’s start giving“ ist der Titel eines Benefizkonzerts, das ca. 30 Schüler aus Lee Anns Schule in Innsbruck geben werden. „Um die Schule in Addis Abeba zu unterstützen brauchen wir Geld. So habe ich einfach viele aus meiner Schule angeschrieben, ob sie in einem Chor mitwirken und das Projekt ,Schüler helfen Schülern‘ unterstützen wollen.“ Alle seien sofort dabei gewesen. Derzeit laufen die Proben für zwei Konzerte, die am Freitag, dem 10. September und am Samstag, dem 11. September, jeweils um 20 Uhr, am Landesjugendtheater in Innsbruck (Josef-Wilberger-Straße 15) stattfinden werden, auf Hochtouren. „Wir haben hier sehr viel Unterstützung vom Landesjugendtheater erfahren – bei der Organisation und vor allen bei der Umsetzung aller erforderlichen Coronaauflagen und -maßnahmen“, bedankten sich Lee Anne Hierzer und ihr Team im Voraus.

INFOS. Alle Sänger und Beteiligten wirken ehrenamtlich beim Konzert „Martha – let’s start giving“ mit. Der Erlös aus dem Kartenverkauf kommt zur Gänze der Unterstützung der Schule in Addis Abeba zugute. Karten für die beiden Konzerte sind unter https://landesjugendtheater.at/ticket-shop/ erhältlich. Die Tickets kosten 15 Euro für Erwachsene und 12 Euro für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre. Alle, die mehr über den Verein „Martha“ erfahren, ihre Ideen einbringen oder den Verein unterstützen möchten, finden Informationen auf Facebook unter „Martha Hilfsorganisation“ oder auf Instagram unter „themarthaprogram“.

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