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Meister Köpfles Wohnhaus gerettet

Besitzerfamilie Wetzel erhielt vielfache Unterstützung. Einmalige Fresken bleiben jetzt der Nachwelt erhalten

Die Renovierung der Pfarrkirche in Höfen war die Initialzündung. Schon damals begeisterten ihn die Fresken des Höfener Kirchenmalers Josef Anton Köpfle. Für Studienrat Anton Walch stand fest: Die einmaligen Fresken, die Köpfles Geburtshaus in Höfen schmücken, müssen ebenfalls erhalten bleiben.
8. Juni 2020 | von von Sabine Schretter
Organisationstalent Anton Walch, die Hausbesitzer, Ingrid und Markus Wetzel und die Restauratoren, Julia und Robert Gasteiger (v.l.) freuen sich über den gelungenen Abschluss des Projekts „Köpflehaus“ in Höfen. RS-Foto: Pirchner
von Sabine Schretter

Erste Gespräche wurden 2017/2018 geführt. Gemeinsam mit der Besitzerfamilie Ingrid und Markus Wetzel, dem Bundesdenkmalamt und Höfens Bürgermeister Vinzenz Knapp wurde der Beschluss gefasst, diese einzigartige Fassade zu restaurieren. „Dieses Haus ist mindestens seit Lebzeiten meiner Großeltern in Familienbesitz. Ich verbinde viele Erinnerungen damit, die Erhaltung liegt mir sehr am Herzen“, erzählt Ingrid Wetzel im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Es folgten eine genaue Bestandsaufnahme und einige Fachgespräche, unter anderem mit Anja Diekamp und ihrem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Frowin Ruegenberg vom Institut für Materialkunde der Universität Innsbruck, Alexander Oberlechner vom Bundesdenkmalamt und Produktmanager Gerhard Garber. Es zeigte sich, dass gerade der Sockelputz durch Umwelt- und Witterungseinflüsse stark geschädigt war und bis zur Grundmauer abgeschlagen werden musste. Wenige vorhandene originale Fragmente machten eine Putzrekonstuktion möglich (die RUNDSCHAU berichtete).
„Das war die größte Herausforderung, alle Hohlstellen zu finden und fachgerecht zu hinterfüllen“, erzählt die Restauratorin der Firma Artess, Julia Gasteiger der RUNDSCHAU, denn „Von diesen Hohlstellen geht die größte Gefahr aus. Wenn sie einbrechen, geht die Putzschicht mit den Fresken verloren.“  Etwa ein Jahr lang hat die Restauratorin gemeinsam mit ihrem Vater Robert daran gearbeitet, Hohlstellen mit Injektionsmörtel zu hinterfüllen, Mauerrisse zu schließen, die Malereien zu festigen und – farblich an Originalfragmente angepasst – zu retouchieren. „Es war ein besonderer Auftrag, denn Fresken in dieser Qualität an einem Privathaus sind einzigartig“, sind sich Vater und Tochter einig.
Von den Malereien auf der Holzfassade war nicht mehr viel zu erkennen, eine Rekonstrution daher nicht möglich. Bekannt ist aber, dass Josef Anton Köpfle hier liturgische Szenen auf große Holztafeln gemalt hatte und diese je nach Anlass gewechselt werden konnten. Typisch für den Kirchenmaler Köpfle sind die Form der Blumenvasen und die bis ins Detail ausgeführte Ornamentik. Man erkennt ein Köpfle-Fresko auch am besonderen Faltenwurf, den seine gemalten Stoffbahnen zeigen. „Diese laufen in Spitzen nach unten aus“, so die fachkundige Erklärung Julia Gasteigers.

GROSSE FREUDE. „Ich bin sehr glücklich, dass diese Restaurierung so gelungen ist. Bei den letzten Renovierungsarbeiten am Haus meiner Großeltern war ich ein kleines Kind und habe nicht allzuviel davon mitbekommen. Jetzt konnte ich jeden Arbeitsschritt live miterleben. Dafür bin ich sehr dankbar“, verleiht Ingrid Wetzel ihrer Freude Ausdruck. Besonders dankbar ist sie Anton Walch, der von Anfang an mit Leib und Seele für die Köpflefresken brannte. „Er hat den Wert der Fresken erkannt und die Organisation, Antragstellung und Lukrierung der Fördergelder übernommen. Mit seinem Netzwerk war er eine unbezahlbare Stütze für uns. Auch Bgm. Vinzenz Knapp hatte von Beginn an ein offenes Ohr für uns, war immer zur Stelle und unterstützte uns“, bedankt sich die Hausherrin. Ein großes Vergelt’s Gott gilt dem Bundesdenkmalamt, der Kulturabteilung des Landes Tirol, der Landesgedächtnisstiftung, der Gemeinde Höfen, der Raiffeisenbank Reutte, dem Umwelt-, Sozial- und Kulturfonds der RB Reutte, dem Lions Club Reut-te, der Plansee Group, der Firma Schretter&Cie. Vils und den großartigen Restauratoren der Firma Artess. Da sind sich Familie Wetzel und Anton Walch einig, denn: „Ohne diese vielfältige Unterstützung wäre die Umsetzung des Projekts nicht möglich gewesen.“

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