Von Juliane Wimmer
„Das hat sie einfach toll hinbekommen“, schwärmte Inge, „vor zwei Tagen habe ich mir das von Gabi Hornstein restaurierte Wandbild an der Mittelschule angeschaut und ich bin begeistert. Es schaut so aus, als ob Wolfgang und ich es vorgestern gemalt hätten.“
DAS SCHÖNE KUNSTWERK... aus dem Jahre 1973 zeigt die wichtigsten Berufsgruppen (Lehrer, Handwerker, Künstler, Wissenschafter etc.) und musste aufgrund von Untergrundproblemen restauriert werden. „Es war das erste Mal, dass eines unserer vielen, vielen Fassadenbilder erneuert werden musste“, erklärte Inge. „Normalerweise halten sie für die Ewigkeit. Wolfgang und ich benutzten immer KEIM-Farben. Das sind natürliche Mineralfarben höchster Qualität. Trockenfarben, die man täglich neu anmischen muss. Das war immer mein Job“, lachte Inge, „ich war die weltbeste Farbenanmischerin!“ Nach einer „nur“ auf einem DIN-4-Blatt entworfenen Skizze malten Wolfgang und Inge Schennach damals im secco-Stil auf das trockene Mauerwerk. Ganz ohne pausen, mit freier Hand.
BESTE TEAMARBEIT. „Wir malten immer zu zweit“, berichtete Inge, die kein Problem damit hatte, dass ihr Mann noch talentierter als sie selbst war. „In jungen Jahren war ich auch nicht schlecht, aber ich habe ziemlich schnell kapiert: So gut wie er, werde ich nicht. Und das war okay für mich. Wir wuchsen zu einem unschlagbaren Team zusammen. Während er die Figuren malte, habe ich mich eher um die Hintergründe gekümmert. Auch die Buchhaltung habe ich übernommen. Rechnungen schreiben, war so gar nicht Wolfgangs Sache.“
WERDEGANG. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Ehrwalder Wolfgang Schennach von dem aus Litauen stammenden Rudolf Gopas, der v.a. in Neuseeland bekannt ist, als Talent zum Malen und Zeichnen entdeckt und gefördert. Bezahlt wurde der „Kunstunterricht“ mit dem selbst angebauten Pfeifentabak vom Opa. Anfang der 50er-Jahre besuchte Wolfgang die Kunstabteilung der Bundesgewerbeschule in Innsbruck. Nachfolgend war er international als Maler in Österreich, Schweiz, Schweden und Holland tätig und war Gast an der Akademie in Amsterdam. Ende der 50er- und Anfang der 60er Jahre unterrichtete der Ehrwalder an der Meisterschule des österreichischen Malerhandwerks in Baden bei Wien auf Schloss Leesberg. Dort lernte er auch die Schülerin Inge aus Semmering kennen und lieben. Gemeinsam ließen sie sich 1964 in Ehrwald nieder. Dort war Wolfgang Schennach schon nach kurzer Zeit v. a. als Porträt-Künstler und Lüftlmaler gefragt.
EIN GUTES LEBEN. „Ich bin stolz auf all unsere Werke, wie sie hier in der Gegend vielerorts zu sehen sind“, erzählte die sympathische und immer positiv denkende Malermeisterin. „Anfangs haben wir rund um die Uhr gearbeitet, um Geld zu verdienen. Nach und nach gab es immer mehr Aufträge, sodass ich in meinem kleinen Geschäft, schon bald eine Aushilfe anstellen musste. Auch wenn die Fassadenmalerei ein Knochenjob und sehr wetterabhängig ist (was haben wir geschwitzt und gefroren), so bereute ich meine mit 14 Jahren getroffene Entscheidung für eine Lehre in der Malerwerkstatt meines Stiefvaters nie. Und für das Leben mit Wolfgang würde ich auch sofort wieder unterschreiben.“ Auch heute, 18 Jahre nach dem Tod ihres Mannes, ist die zierliche Inge trotz Rückenleidens (vom vielen Gerüste-Klettern) noch recht aktiv. Gerne restauriert sie Grabkreuze, wenn man sie ihr nach Hause bringt, oder verbringt Zeit mit ihrer 6-jährigen Enkelin.
In neuem Glanz: Malerei Hornstein restaurierte Anfang Oktober Wolfgang Schennachs Wandmalerei auf der Frontseite der Mittelschule Ehrwalds. RS-Fotos: Wimmer