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Motorradlärmstudie mit vielen offenen Fragen

9. April 2019 | von Sabine Schretter
Motorradlärmstudie mit vielen offenen Fragen
An vielen Wochenenden ist im Lechtal der Motorradlärm kaum noch zu ertragen – die Bevölkerung spielt nicht mehr länger mit und wehrt sich. Foto: IG Xunds Lechtl

Lärmgeplagte Außerferner drängen auf Antworten


Eigentlich ist das Lechtal mit seinen Seitentälern ein einzigartiges Natur­juwel – sanfte Wiesen, der Lech, weder Autobahn noch Bahnstrecke – kurzum: Natur pur und ein Platz zum Entspannen. Stimmt das?

Genau damit wird weltweit für das Lechtal geworben: „Ruhe, Erholung, gesunde Luft, gesundes Wasser, Top-Regionalität“.
Daher wurde das Tal des „letzten Wilden“ – so die Bezeichnung für den Lech als letzten unverbauten Fluss der Nordalpen – auch als „Naturpark Tiroler Lech“ ausgewiesen und just am Hahntennjoch ist dazu noch das Ruhe­gebiet „Muttekopf“ ausgewiesen. Kaum ist aber zwischen Mai und November schönes Wetter prognostiziert, ist es mit der Ruhe vorbei. Tal und Joch verwandeln sich dann in eine regelrechte „Freizeit-Rallye-Strecke“.
Aus dem Grundbrummen unzähliger Motorräder baut sich ein Geknatter, Dröhnen, Jaulen und Heulen auf, das angrenzende Wohnhäuser, Gärten, Terrassen etc. in ohrenbetäubenden Lärm hüllt. Jeder Aufenthalt im Freien endet für viele Betroffene binnen kurzer Zeit mit Kopfschmerzen und Ohrensausen. Erholung am Wochen­ende – Fehlanzeige! Wer kann, versucht dem Lärm zu entkommen und aus dem Haus an der Straße zu fliehen.
So mancher spielt – als letzten Ausweg – sogar mit dem Gedanken, sein Haus zu verkaufen und in eine ruhigere Gegend zu ziehen. Allerdings macht dann oft der Wertverlust der Immobilien entlang der überfrequentierten Ausflugsrouten einen dicken roten Strich durch die Rechnung. Wirtschaftlich gesehen, zerstört der Lärm also privates und Volksvermögen, denn er beherrscht die Talschaften bis in Höhen weit über 2000 m. Immer wieder sind Klagen der Touristen über „Zustände wie am Nürburgring“ zu hören.
Damit droht der mühsam und mit hohem Finanzmitteleinsatz von Privat­personen und Steuergeldern aufgebaute Sommertourismus – wie der Lechweitwanderweg oder Naturpark und Ruhegebiet – wieder zurückzugehen.
Xunds Lecht’l.

Deshalb stellt sich die lokale Initiative „IG Xund's Lecht’l“ auf allen Ebenen der Problematik und versucht mit demokratischen Mitteln, eine Umkehr zu bewirken. „Dieses einmalige Naturjuwel ist unser Kapital und das unserer Kindern und Enkel. Die dröhnenden Auspuffe und deren Hinterlassenschaften der Freizeitbiker, die wie ein Schwarm Heuschrecken einfallen und rück­sichtslos Täler und Jöcher queren und oft auch in hals­brecherischer Manier die Verkehrssicherheit massiv gefährden, zerstören ihre und unsere Zukunft“, so die Sprecher der Initiative. Die Zeit ist reif für eine Änderung. Es darf nicht länger weggeschaut werden. „Placebomaßnahmen bringen nichts. Die Behörden der Bezirkshauptmannschaften Reutte und lmst und des Landes Tirol sind verpflichtet, derart hohe Lärmbeläs­tigungen hintanzuhalten, denn die Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region sind zweifelsfrei höhere Güter als das Freizeitvergnügen“, fordert „Xunds Lecht’l“.
Besondere Bedingungen, besondere Sorgfalt.

Die engen Gebirgstäler und Seitentäler weisen besondere Bedingungen auf, die besondere Sorgfalt in der Umsetzung der nationalen und internationalen Gesetzgebung (z. B. Grundrecht auf Gesundheit, Durchführungsprotokoll der Alpenkonvention, Straßenverkehrsordnung uvm.) ebenso fordern wie umfassende Restriktivität.
„Es ist schon lange kein Spaß mehr, die extreme Belastung ist nicht ertrag- und tolerierbar. Auf eine der schönsten Regionen der Alpen muss mehr Rücksicht genommen werden. Das erkämpfen wir für uns, für unsere Kinder und Enkel – dafür stehen wir gerad“, stellen die Vertreter der Initiative eindeutig klar.

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