Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Nicht nachtragen – sondern Frieden finden

30. April 2019 | von Nina Zacke
Nicht nachtragen – sondern Frieden finden
Das Organisationsteam (hintere Reihe, v.l.) Silvia Schindl, Gertraud Gleffe-Martinz, Hannelore Sandhacker, Anne Stieger, Cornelia Josi, Hanni Gebhard, Brigitte Moritz, (vorne v.l.) Burgi Urschitz, Referentin Veronika Santer, n.a. Claudia Kätzler.
RS-Fotos: Chauvin

Ökumene wird auch im Außerfern gelebt


Seit sieben Jahren engagiert sich ein Organisationsteam aus verschiedenen Kirchengemeinden, um interessierten Frauen zweimal im Jahr einen „freien“ Vormittag zu bescheren, mit einem leckeren Frühstück bei netten Gesprächen und einem inspirierenden Vortrag sowie der Möglichkeit des Einkaufs am Büchertisch und dem Singen von christlichen Liedern.

Von Claudia Chauvin

Im großen Saal des Vereinszentrums in Breitenwang hatten sich wieder über einhundert Frauen versammelt. Brigitte Moritz begrüßte die Gäste und erzählte von einer mutigen Frau, der Frau des Pilatus.
Viel sei von ihr nicht bekannt, doch im entscheidenden Augenblick blieb sie nicht still, sondern wollte sich für Jesus einsetzen. „Mutige Frauen haben etwas zu sagen“, so Moritz.
Martin Luther soll gesagt haben „ Auge um Auge – Zahn um Zahn, das hinterlässt nur Blinde und Zahnlose.“ Rache und Vergeltung sind schlecht, nur wer verzeiht, entwickelt Stärke.
Verzeihen.

Das war auch das Thema des Vortrags von Veronika Santer, Lebens- und Sozialberaterin aus Absam: „Kränkungen überwinden und Frieden finden“. Sie hat in sehr offener Art in ihrer Präsentation auch viel persönliche Situationen geschildert, die von den Anwesenden sehr gut nachempfunden werden konnten. Vergebung hilft, heilt und wandelt von innen her, das war einer der Kernsätze des Vormittags. Nichts „nachtragen“, denn das belastet einen selbst am meisten. Vergebung ermöglicht unter Umständen die Gesundung des Körpers und öffnet einen Weg in Unabhängigkeit und Freiheit. Santer sprach von Gefühlen, die zugelassen werden sollen, denn wenn sie nicht sein dürfen, bahnen sie sich einen Weg in und durch das Unterbewusstsein und können sich zerstörend auswirken. Die Wut zum Beispiel: Wut diene dem Selbstschutz und könne motivieren, gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen. Oder der körperliche oder seelische Schmerz: er ist ein Alarmsignal und hat eine Schutzfunktion fürs Überleben.
Seelische Wunden heilen nur, wenn sie „ans Licht“ kommen, wahrgenommen werden und man sich um sie kümmert, d. h. ein Heilungs- oder Vergebungsprozess ermöglicht wird. Weitere Gefühle sind zum Beispiel Scham, Ohnmacht, Trauer und Angst: diese gilt es freizulegen und zu bemerken. Ein wichtiger Schritt sei es, sich selbst und andere besser verstehen zu lernen. Sie zitierte Rabindranath Tagore (Bengalischer Dichter und Philosoph 1861–1941), der sagte: „Wenn jeder von jedem alles wüsste, würde jeder jedem gerne verzeihen.“
Fazit.

ussöhnen, machen wir einen Strich unter das Vergangene und stellen es dem anderen nicht mehr in Rechnung. So können wir uns von der Vergangenheit lösen und unseren Blick in die Zukunft richten.
Viele der dargelegten Gedanken seien dem Buch „Die Kraft des Vergebens – Wie wir Kränkungen überwinden und neu lebendig werden“ von Melanie Wolfers entnommen (Herder, 2013).
Ein gemeinsam gesungenes Dankeslied und eine abschließende Betrachtung beendeten den anregenden Vormittag.

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