Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Rückenwind für (Inter?-)Nationalpark

Auch im Außerfern ist man erfreut über eine Umfrage zum Schutzstatus des Ammergebirges

Positive Überraschung für die Befürworter eines Nationalparks Ammergebirge: Bei einer vom Förderverein für dieses Projekt in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung für dieses Vorhaben, für das ja auch eine grenzüberschreitende Variante Richtung Außerfern angedacht ist, aus. Namhafte Befürworter gibt es auch im Bezirk Reutte.
25. Jänner 2021 | von Jürgen Gerrmann
Rückenwind für (Inter?-)Nationalpark
Reminiszenz an den Sommer: Von den herrlichen Bergwiesen oberhalb der Bleckenau präsentiert sich so der Säuling, der Hausberg der Pflacher, auf der von Tirol aus gesehenen Rückseite. Auch diese Gegend soll Teil eines möglichen Nationalparks Ammergebirge werden.RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann.
Im ersten Moment wollte es Hubert Endhardt, der Vorsitzende des Fördervereins, vermutlich selbst nicht ganz fassen: 81 Prozent der 1.004 in den drei betroffenen bayerischen Landkreisen Weilheim-Schongau, Ostallgäu und Garmisch-Partenkirchen (letztere beiden sind ja die Außerferner Nachbarn) befragten Personen, im Alter zwischen 18 und 79, die auch sonst der Bevölkerungsstruktur der potentiellen Nationalparkregion entsprechen, befürworten diese Initiative. 
Genauer: Laut der Auswertung stehen ihr 37 Prozent „sehr positiv“ und 44 „eher positiv“ gegenüber. „Sehr beachtlich“ findet der Nationalpark-Kämpfer es auch, dass sich nur jede(r) Siebte negativ geäußert habe: „Das Ergebnis zeigt, dass der lautstarke Widerspruch gewisser Kreise überhaupt nicht der Mehrheit der Bevölkerung entspricht.“ Sein in einer Pressemitteilung geäußerter Wunsch: „Diese enorm hohe Zustimmung möge der bayerischen Staatsregierung die Einrichtung eines Nationalparks Ammergebirge deutlich erleichtern.“ Seinem Wunsch schließen sich (auch wenn es dort keine Meinungsumfrage gab) viele Menschen im Außerfern an, denn das Gebiet an den Geierköpfen oberhalb von Plansee und Musteralm könnte quasi in einen „Inter-Nationalpark“ miteinbezogen werden.

„Grenzüberschreitende Chance“. 
Zu ihnen gehört auf jeden Fall Karl Wechselberger. Der Bürgermeister von Pinswang gehört ja auch als Beisitzer dem Vorstand des Fördervereins an. Er freut sich nicht nur über das Ergebnis der Umfrage, sondern nicht zuletzt auch darüber, dass sich die Einstellung der Menschen zu derlei Schutzgebieten in den vergangenen Jahrzehnten offenkundig geändert habe. Gegen den ins Auge gefassten Nationalpark und dann später verwirklichten Naturpark Tiroler Lech habe es auch massiven Gegenwind gegeben, heute seien wohl alle stolz darauf. Zu Recht, denn er habe ja auch für das Außerfern viel Gutes bewirkt.Das Projekt jenseits der Grenze sehe er daher „auch als große Chance für uns“. Da könnten sich viele Synergien herstellen lassen. Wenn gar ein gemeinsames Projekt gelinge, könnten auch die Regionen diesseits und jenseits der Grenze mehr zusammenwachsen: „Und das ist auch dringend notwendig.“ Beim Walderlebniszentrum bei Weißhaus, beim Geo-Grenzgängerweg am Schluxen und beim Lechwanderweg sei durch das Miteinander viel Gutes erreicht worden. Das könne auch jetzt durch neue „Projekte ohne Grenzen“ erneut geschehen. Daher sehe er durch den Nationalpark Ammergebirge durchaus eine „grenzüberschreitende Chance“. Ebenfalls Beisitzerin im Nationalpark-Förderverein ist Barbara Brejla, grüne Gemeinderätin in Reutte. Was meint sie zu dem Resultat der Umfrage? „Die hohe Zustimmung überrascht mich. Bisher haben sich in erster Linie die lauten Schreier gegen das Projekt bemerkbar gemacht. Aber nun freut es mich natürlich, dass sich die Bevölkerung davon wohl nicht beeindrucken lässt und mit seiner solch riesigen Mehrheit dafür ist.“ Sie träume natürlich von der Erweiterung ins Außerfern und dem „Inter-Nationalpark“: „An den Geierköpfen gehört doch alles eh den Bundesforsten. Da würde man niemand beeinträchtigen.“ Sie hoffe nun, dass die Bayern nun weiter mit diesem Projekt vorangingen: „Auch im Sinne des Außerfern.“ „Ich bin persönlich dafür“, unterstreicht auch Reuttes Bürgermeister Luis Oberer. Hinter einem Nationalpark stehe zwar in erster Linie der Gedanke des Naturschutzes – aber sicher gebe es auch touristische Synergien. Wie nah oder fern dieses Ziel sei, wisse er auch nicht: „Aber ich beobachte die Sache weiter aufmerksam. Und bin nicht dagegen. Ganz im Gegenteil. Ich bin Befürworter.“

Tourismus zeigt sich offen.
Dass ein Nationalpark eine eigene Schutzkategorie sei – darauf weist Ronald Petrini, der Geschäftsführer der Naturparkregion Reutte – hin: „Da geht es primär um Naturschutz. Um das Gebiet zugänglich zu machen, bedarf es strenger Voraussetzungen.“ Noch könne er nicht abschätzen, wie sich das Projekt auf den Tourismus im Verbandsgebiet auswirke, mit großen Veränderungen rechne er allerdings nicht. Erhöhte Schutzauflagen, zugleich aber auch höhere Attraktivität für den Tourismus – das seien eben die beiden Seiten der Medaille, die man, wenn die Zeit gekommen sei, genau betrachten müsse. Dann könne man auch eruieren, welche Kooperationen in welcher Form möglich seien: „Was das bedeutet, kann ich im Moment noch nicht konkret sagen. Man muss erst die genauen Vorschriften kennen und sieht sich das dann dezidiert an.“ Was spricht nun aus Sicht der Befürworter für dieses Projekt? Zum Beispiel, dass sich vom tiefsten Punkt bei Oberau bei Garmisch (663 Meter) bis zum Nationalpark-Gipfel auf der Zugspitze (knapp 3000 Meter) dort „alle Stadien der künftigen alpinen Klimaveränderungen studieren lassen“, wie Hubert Endhardt sagt. Und der hat noch weitere Trumpfkarten parat – nicht zuletzt die: „Das Ammergebirge ist laut Expertenurteil das tier- und pflanzenartenreichste landgebundene Großökosystem Deutschlands.“ Nach Auffassung vieler könnte es durch die Geierköpfe noch weiter gewinnen...
 

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben