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Traditionseinrichtung wechselte Besitzer

Barmherzige Schwestern Zams übergaben Josefsheim an Marktgemeinde Reutte

Die Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern von Zams hat mit 1. Jänner die Kindertagesstätte „Josefsheim“ in Reutte an die Marktgemeinde übertragen. Seit 1856 wirkten die Schwestern in Reutte in unterschiedlichen Bereichen und übernahmen viele Aufgaben im Dienste der Menschen. Die Tagesbetreuung mit Krippe und Hort ist bestens aufgebaut und etabliert und wird künftig von der öffentlichen Hand verantwortet.
6. Feber 2023 | von Sabine Schretter
Traditionseinrichtung wechselte Besitzer
Das Josefsheim in Reutte wechselte den Besitzer: Die Barmherzigen Schwestern von Zams übertrugen mit Jahresbeginn die Kindertagesstätte – Tagesbetreuung mit Krippe und Hort – an die Marktgemeinde. Die Einrichtung wird künftig von der öffentlichen Hand verantwortet. Foto: Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern Zams
Von Sabine Schretter.
Es liegt im Interesse des Ordens, dass die Kinderbetreuung auch in Zukunft fortgeführt wird. Die Arbeitsplätze für die zehn Mitarbeiter sind gesichert. Die Schwestern boten der Gemeinde bereits im Sommer eine mietfreie Nutzung von Haus und Garten für das erste Jahr an. Die wirtschaftlichen und internen humanen Ressourcen führten schlussendlich zu dieser Entscheidung.  „Wir müssen unsere Kräfte sehr gezielt einsetzen. Immerhin sind wir für viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen  veranwortlich. Es ist ein natürlicher Prozess, dort, wo es machbar ist, die Geschicke gut geordnet in andere Hände zu geben. Wir sind dankbar dafür, dass unser Ansinnen verantwortungsvoll weitergeführt wird“, erklärt die Generaloberin der Barmherzigen Schwes-tern, Sr. Maria Gerlinde Kätzler. Die gesicherte Weiterführung des Angebots sei für Eltern und Kinder  wie für die Mitarbeiter von großer Bedeutung. Reuttes Bürgermeister Günter Salchner dankte den Barmherzigen Schwestern für ihr soziales Wirken in Reutte. „Es schmerzt, wenn sich nach den Franziskanern nun ein weiterer Orden aus Reutte zurückziehen muss. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, diese wichtige Kinderbetreuungseinrichtung fortzuführen“, betont Salchner.

Unermüdlicher Einsatz.
1877 kauften die Barmherzigen Schwestern von Zams, damals unter Generaloberin Sr. Franziska Borgias, das Haus im Obermarkt 77 in Reutte und führten es bis 1939 als Waisenhaus. Während der NS-Zeit war dort das Gesundheitsamt untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg dienten die Räumlichkeiten 1986 als Schülerheim für Kinder im Volks- und Hauptschulalter. Bereits damals war das Haus unter dem Namen „Josefsheim“ bekannt. Als die Nachfrage  danach immer mehr zurückging, entwickelte sich daraus zunächst ein Haus für Kinder. Der Orden realisierte das Angebot als Tagesheim in Eigeninitiative ohne Subventionen durch die Gemeinde und bot damit vor allem berufstätigen Eltern Unterstützung in der Kinderbetreuung. Über Jahre leisteten die Schwestern ihre Dienste teilweise von 5.45 Uhr bis 19.30 Uhr. Aus dieser Initiative entwickelte sich in der Folge eine öffentlich anerkannte Kindertagesstätte mit Kinderkrippe und Hort für Volksschüler mit Integration, die auch von Land und Gemeinde Unterstützung fand. Seit Herbst 2004 wurde das Josefsheim als Schülerhort für Volksschul- und Hauptschulkinder mit Integration, Spielgruppe und Kinderkrippe geführt. Das Angebot richtete sich an Kinder im Alter von eineinhalb bis zehn Jahren. Zuletzt bestand das verantwortliche Team aus Sr. Reingard Messner, fünf Pädagogen bzw. Assistenten und einer Köchin. Die Schwerpunkte der Betreuungseinrichtung lagen auf einer ausgewogenen, kreativen Freizeitgestaltung sowie Bewegung und Spiel, wozu der große Garten viele Möglichkeiten bot. Unterstützung bei Hausaufgaben, individuelle Förderung und Begleitung prägten den Charakter des Josefsheimes. „Nicht nur aufgehoben, auch aufgenommen, geachtet und geschätzt sein“ – war stets der Ansatz der Bamherzigen Schwestern. Sie wünschen sich, dass dieses Konzept auch in Zukunft Raum im Angebot des Josefsheims erhält.

Das Engagement der Ordensschwestern.
Neben ihrem Wirken im Josefsheim brachten sich die Ordensschwestern vielfältig in Reutte bzw. im gesamten Außerfern ein. Die erste Aufgabe, die die Schwestern in Reutte übernahmen, war die Betreuung des Armenhauses, das sie in der Folge als „Haus zum Guten Hirten“ bis 1990 führten.  Sr. Myra Ortner und Sr. Charitina Lukasser begleiteten Generationen von Kindergartenkindern. Sr. Myra, die 1984 in Reutte verstarb, setzte sich auch als Seelsorgehelferin, Jungscharführerin, Organistin und Mitglied des Kirchenchors für die Gemeinschaft ein. Dafür wurde ihr 1978 die seltene Päpstliche Auszeichnung für besondere Verdienste um die Pfarre und 1980 das Ehrenzeichen der Marktgemeinde Reutte verliehen.

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