Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Uni goes Reutte

12. März 2019 | von Nina Zacke
Uni goes Reutte
Sehr pointiert ging Dr. Andreas Maurer auf die aktuelle Situation Brexit-Austritt von Großbritannien ein. RS-Foto: Claus

Ein Infoabend über den Brexit und seine Folgen


Eigentlich ist über den Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der EU, alles geschrieben und so manche Leser der Tageszeitung oder Fernsehzuschauer sind schon genervt über die immer wieder neuen „Wasserstandsmeldungen“ zu dieser Thematik. Im Rahmen eines Vortrags in der Wirtschaftskammer mit dem Titel „Die EU nach dem Brexit – Chancen und Risiken aus politikwissenschaftlicher Sicht“ gab Professor Dr. Andreas Maurer einen tiefen Einblick in die momentane Situation und die daraus resultierenden Veränderungen in der gesamten Europäischen Union. 

Von Uwe Claus

Dr. Maurer ist Leiter des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck und seine Ausführungen im Rahmen der immer wieder stattfindenden Veranstaltung „Uni goes Reutte“, organisiert von der Wirtschaftskammer Reutte, fanden beim zahlreichen Publikum großes Interesse.
Eine Fülle von Veränderungen wird der Brexit nach sich ziehen: Nicht nur, dass die Fördertöpfe in Zukunft nicht mehr so gefüllt sind, auch die Mitgliederzahlung wird sich verändern. Deutschland wird einen Teil des finanziellen Ausfalls zu tragen haben, Pensionsverpflichtungen sind neu zu ordnen, die EU verliert 16 % ihrer Wirtschaftskraft und 13 % ihrer Bevölkerung. Diese sind nur einige kleine Auswirkungen. „Das Vereinigte Königreich ist unbegreiflicherweise so was von unvorbereitet und das Land ist sich einfach nicht darüber klar, was es nach dem Austritt erwartet“, so Dr. Maurer und er fügte hinzu „die Briten sollten einfach einmal deklarieren, was sie überhaupt wollen.“ Es sei ein offenes Geheimnis, dass sich die Trauer über ein Ausscheiden in überschaubaren Grenzen halte – zu oft haben sich die Briten in der Vergangenheit aus der Verantwortung gezogen, blockiert und eher gegen als für die EU gearbeitet. „Erste Austrittsgebaren legten sie bereits in den siebziger Jahren an den Tag, hatten dabei aber in der Bevölkerung keinen Rückhalt“, erinnerte er. Man dürfe nicht vernachlässigen, dass mit den Vereinigten Staaten und China wichtige Konkurrenten auf dem Weltmarkt Gewehr bei Fuß stehen. Interessant war für die Zuhörer auch, dass die Nicht-Mitglieder Norwegen, Schweiz oder Island als Nicht-EU-Mitglieder große Beiträge in den gemeinsamen Haushalt einzahlen – ohne permanent herumzumäkeln. Großbritannien „treibt die EU mit einem kleinen Stöckchen vor sich her“, ohne dass sich diese gegen diese „Rosinenpicker“ aus London in entsprechender Art und Weise wehrt.
Als „glühender Verfechter der Europäischen Union“ outete sich WK-Obmann Christian Strigl bei der Begrüßung der Gäste. Der Zusammenschluss der 28 Staaten mit ihrem Wahlspruch „in Vielfalt geeint“ sei wohl weltweit einzigartig und nicht nur ein Wirtschafts-, sondern auch ein Friedensprojekt. Der gemeinsame Wirtschaftsraum brachte gerade hier in den Grenzregionen große ökonomische Fortschritte. Viele Handels-, Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe im Außerfern hätten auf die geänderte Marktsituation seit dem Beitritt Österreichs zur EU reagiert. Durch Spezialisierung, Service und Qualität versuchen sie erfolgreich zu wirtschaften. Die gedanklichen Barrieren und Vorurteile reduzieren sich und wir leben bereits das so oft propagierte „Europa der Regionen“. Aufgrund der Komplexität und auch der Einmaligkeit (des Brexit) in der Geschichte der Europäischen Union sind Chancen und Risiken aus politikwissenschaftlicher Sicht nur sehr schwer berechenbar und werden sich durch alle Bereiche, insbesondere die Rechte sowie Verkehrs- und Zollangelegenheiten auswirken. Strigl warb eindringlich, „am 26. Mai 2019 bei der Europawahl unserer Region eine Stimme in Brüssel zu verleihen“ und fügte hinzu „setzen wir ein Zeichen und stärken wir unser Europa, denn wir werden jede Kraft brauchen, um gegen die beiden Mitstreiter China und USA bestehen zu können.“

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