Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Vom beschwerlichen Handel mit dem „weißen Gold“

ORF Tirol-Dreh mit tierischen Protagonisten an Außerferner Originalschauplätzen

Dass die Salzstraße vom Mittelalter bis in die Barockzeit die Lebensader für das Außerfern war, ist hinreichend bekannt. His-torische Aufzeichnungen und Fassadendarstellungen geben Aufschluss über die Zeit des Salzhandels und das Leben der Salzhändler. Salzstädel sind bis heute bauliche Dokumente dieser besonderen Zeit des Wohlstands. Der ORF Tirol zeigt im Zuge einer Dokumentation zur Geschichte Tirols unter anderem auch, wie beschwerlich der Weg über die Salzstraße durch das Außerfern ins benachbarte Deutschland war.
9. November 2020 | von Sabine Schretter
Vom beschwerlichen Handel mit dem „weißen Gold“
Die Stute Mara war während des gesamten Drehs sehr entspannt. Die Pferdebesitzerin und ihre Mara wurden bestens gecoacht. Foto: Eberle
Von Sabine Schretter.
Mit dabei beim Dreh waren Katrin Eberle, ihre Stute Mara und fünf Junghengste vom Haflingerhof Appenstein. Wertvolle Unterstützung für diese besondere Aufgabe erhielt Katrin Eberle von ihrer Freundin Jasmin Paulsteiner und dem Züchter Klaus Kurz, aus dessen Zucht auch Katrins Stute Mara stammt. 
„Ohne die Hilfe der beiden wäre der Dreh nicht möglich gewesen“, sagt Katrin Eberle dankbar. Die Pferde spielen als tierische Protagonisten Hauptrollen in der Filmdokumentation. Gedreht wurde an zwei Schauplätzen – im Tannheimer Tal und an einem weiteren Strang der Salzstraße bei Pinswang. „Mara wurde als Pferd auf der historischen Salzstraße gefilmt, um an diesem Beispiel das Schicksal eines Salzhändlers zu erklären“, erzählt Maras Besitzerin Katrin Eberle. Eine sehr interessante Erfahrung für beide, so schildert Katrin Eberle weiter. Von einem sehr kollegialen Team bestens aufgenommen und gecoacht, verfolgten sie und ihre Stute Mara neugierig das Geschehen am Set und waren mit Begeisterung Teil des Filmdrehs. „Meine Mara war während des gesamten Drehs sehr entspannt, sie ist ein echtes Naturtalent“, freut sich die Pferdebesitzerin. 

Beschwerlich.
Zwar brachte der Salzhandel Wohlstand in eine vormals ärmliche Region. Der Handel mit dem „weißen Gold“ war aber sehr beschwerlich. Auf dem Weg durch das Außerfern und weiter nach Deutschland waren drei Pässe – der Fernpass, der Gaichtpass und das Oberjoch – zu überwinden. Allein der Transport über den Fernpass dauerte einen ganzen Tag, allerdings nur bei guten Wetter- und Straßenverhältnissen. Die Haupthindernisse waren Schnee- und Regenfälle, Muren, verschlammte Straßen sowie kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Tirol, Bayern und Schwaben. An Niederlagsorten wie Reutte musste die Ware „niedergelegt“ und zum Verkauf angeboten werden. Über Nacht wurden die Warenballen in Salzstädeln und/oder Pallhäusern gelagert – nicht ohne dafür ordentlich zu bezahlen. Auch wurden Zölle und Abgaben eingehoben – mit Salz ließ sich also schönes Geld verdienen. Tags darauf musste wieder aufgeladen werden, dann ging die mühevolle Fahrt weiter. Das Rodwesen regelte den Transport durch das Außerfern. Ausschließlich Rodfuhrleute, meist heimische Bauern, durften den Warentransport abwickeln. Sie waren an genau festgelegte Streckenabschnitte gebunden und wurden nach einem bestimmten Schlüssel für ihren Roddienst entlohnt. 

Fernhandelsrouten.
Von Hall im Inntal kommend führte die Salzstraße über den Fernpass ins Außerfern. Durch das Zwischentoren und über die Ehrenberger Klause lief die Straße durch den Niederlagsort Reutte, weiter nach Weißenbach und zweigte dort Richtung Tannheimer Tal ab. Bevor ein Salzfuhrwerk ins Hochtal gelangte, musste aber noch der Gaichtpass überwunden werden. Die Fahrt durch das Tannheimer Tal ging meist ohne große Schwierigkeiten vonstatten. Doch dann galt es, noch einmal einen Pass zu überqueren – das Oberjoch. Von dort aus führte die Salzstraße weiter nach Hindelang, Immenstadt, Simmerberg und schließlich bis nach Lindau. Ein zweiter, weniger bedeutender Strang der Fernstraße verlief über Musau, Vils und Kempten nach Lindau. Von Lindau aus ging das Salz in die Ostschweiz (Zürich, Luzern, Bern) oder in die habsburgischen Gebiete in Baden-Württemberg („Vorlande“). Mit dem Bau der Arlbergstraße 1782 kam der Salzhandel über den aufwendigen Weg durch das Außerfern zum Erliegen. Die einst wohlhabende Region verarmte zusehends. Die mittelalterlichen Salzstraßen und der Handel sind untrennbar mit der Geschichte Tirols und des Außerferns – schon immer Transitregion – verbunden. Die ORF Tirol-Dokumentation, bei der auch Katrin Eberle und ihre Stute Mara Rollen besetzen, wird am Mittwoch, dem 18. November, um 21.05 Uhr auf ORF III ausgestrahlt. Bei dem ORF Beitrag handelt es sich um eine „Land der Berge“-Neuproduktion, die drei besondere Tiroler Alpenwege beleuchtet. Neben der Oberen Salzstraße werden der Weg, den Ötzi genommen hat und der Jakobsweg vorgestellt. Der Tannheimer Ortschronist Bertl Huter weiß viel Interessantes über den Salzhandel zu erzählen.Gezeigt wird auch Jungholz, Enklave und erstes Tiroler Kräuterdorf.
 

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben