Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Wir sind für euch da!“

Bestatter sind gerade während der Corona-Krise nahe an den Menschen

Sie kümmern sich um Menschen, die mit dem Verlust nahestehender Personen fertig werden müssen. Das ist eine Aufgabe, die sehr viel Einfühlungsvermögen und Pietät verlangt. Bedingt durch die Corona-Krise stehen Bestatter vor Herausforderungen, auf die sie sich plötzlich einstellen mussten.
21. April 2020 | von Sabine Schretter
„Wir sind für euch da!“
Derzeit sind Beerdigungen nur in kleinstem Kreis gestattet. RS-Foto: Schretter
Von Sabine Schretter

„Als die Corona-Pandemie auch Österreich erreichte, war die Unsicherheit groß. Mit einer so ansteckenden Krankheit hatten wir keine Erfahrung“, erzählt Claudia Schreieck, Geschäftsführerin der „Bestattung Longo“, im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Die notwendige Schutzausrüstung sei zu Beginn der Pandemie für Bestatter schwer zu bekommen gewesen. „Es ist verständlich, dass hier Ärzte, Pflegepersonal und alle Systemerhalter zuerst bedient werden müssen. Wir Bestatter sind aber auch nahe an den Menschen, gelten aber nicht als Systemerhalter“, führt sie weiter aus. Claudia Schreieck trägt auch Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und trauernden Angehörigen, die zu ihr ins Bestattungsunternehmen kommen. „Ich habe Schutzmasken und -anzüge bestellt und dafür auch viel Geld bezahlt, aber es geht hier um unsere Gesundheit, daher war diese Investition notwendig und richtig.“  Ausgangsbeschränkungen und Versammlungsvorschriften wirken sich auch auf die Durchführung von Beerdigungen aus. Hier erhalten Bestatter die nötigen Informationen von der Innung. „Dass ist vor allem in Hinblick auf die Personenzahl, die bei einer Beerdigung anwesend sein darf, wichtig. Wir müssen uns strikt an die Hygienevorschriften halten. Personen, die an einer Infektion wie Corona verstorben sind, werden in eine spezielle Hygienehülle gegeben. Wir dürfen die Verstorbenen nur so wenig wie möglich bewegen, sind aber bemüht, so pietätvoll wie möglich vorzugehen“, sagt Claudia Schreieck. Auch wenn der Sprengelarzt bestätigt, dass eine Person nicht mit oder an Corona verstorben ist, schwingt Unsicherheit mit. „Wir wissen ja nicht, wer die verstorbenen Person zuletzt noch besucht, sich um sie gekümmert hat. Oft wurden die Verstorbenen von 24-Stunden-Betreuern umsorgt, die auch außerhalb ihrer Betreuungsstelle Kontakte hatten“, fährt sie fort. Die Ausnahmezeit ist aber nicht nur für die Bestatter nicht einfach, auch Hinterbliebene und trauernde Angehörige, die sich sowieso in einer schwierigen Situation befinden, tragen schwer an den Auflagen, die einzuhalten sind. Gerade hier sind dann wieder die Bestatter gefordert. „Wir sind nach wie vor für alle Trauernden und Hinterbliebenen da, begleiten sie und unterstützen in allem, was in unserer Macht steht. Derzeit können zwei Angehörige zu uns ins Büro kommen. Unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen können wir so auch persönlich alle ihre Anliegen besprechen und sie in ihrer Trauer untersützen.“ Claudia Schreieck weiter: „Natürlich wird derzeit auch vieles am Telefon oder über E-Mail bearbeitet. Aber für viele Trauernde ist das persönliche Gespräch und die Anteilnahme wichtig – und das machen wir möglich.“ Familien, die gerade jetzt mit einem Trauerfall konfrontiert sind, hadern oft damit, dass die Beerdigung nur in sehr kleinem Rahmen stattfinden kann. Ihnen fehlt die Gemeinsamkeit. „Viele planen daher einen Gottesdienst für die Zeit, in der das wieder möglich sein wird. Sie holen so einen gemeinsame und würdevolle Verabschiedung nach“, sagt Claudia Schreieck dazu.

DIENST AM NÄCHSTEN. „Auch wir Bestatter sind von der Corona-Krise sehr betroffen, werden aber kaum einmal genannt, weil wir eben nicht zu den Systemerhaltern zählen“, gibt Claudia Schreieck zu bedenken, daher ist es mehr als angebracht, allen Bestattern und ihrem Dienst, den sie für die Bevölkerung und am Nächsten leisten, größten Respekt und Dank zu zollen.

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