Die Nacht der Museen im Außerfern wurde zum Magneten für Kunstfreunde
Malerei, Skulpturen, Chansons, Historisches – ein wahres Feuerwerk der Kultur erleuchtete am Samstag bei der Nacht der Museen das Außerfern. Und Hunderte Menschen genossen es, bei der „Nachtschicht in Sachen Kunst“ (so der Text im Programm) unterwegs zu sein und den verschiedensten Impulsen zu begegnen.
Von Jürgen Gerrmann
So freute sich Breitenwangs Bürgermeister Hanspeter Wagner zum Beispiel darüber, in der Galerie im Kindergarten einen „einheimischen Künstler mit internationalem Renommee“ willkommen heißen zu können: Robert Gfader stammt aus Höfen, lebt in Berlin und stellte unter anderem in den USA, Spanien und Italien aus.
KÜNSTLERISCHE GRÜPPCHENBILDUING.
Das große Banner mit dem Wort „Group Show“ am Kindergarten mag da den einen oder die andere irritiert haben, für Gfader selbst ist es logisch: Er stellt zwar alleine aus, aber seine Bilder stehen eben nicht für sich allein, sondern bilden mit Objekten (wie etwa einer alten Bierbank aus Vaters Garage, einem Campingtisch oder einem Barhocker) kleine Grüppchen. Selbst ein alter verwinkelter Kasten aus den Gründerjahren des Kindergartens wurde da mit Kunst (in Form von gefalteten Papierarbeiten) neu erfüllt. Beim Malen benutzt Gfader keine Pinsel. Und er folgt einem inneren Impuls: „Einfach anfangen, danach gibt's eine dauernde Reaktion“, sagt er. Eine Idee stehe dennoch dahinter: „Es ist keine reine Willkür.“ Die Bilder, die da entstehen, müsse man nicht einordnen: „Das Wort ,abstrakt' ist ja auch schon eine Einordnung.“ Was er mit ihnen sagen wolle? „Da muss man einfach drauf schauen und selber darauf kommen.“
INSPRIRATION DURCH MUSIK.
Konkret wird hingegen Lucie Sommer-Leix bei der Ausstellung des Reuttener Galerievereins im Zeiller-Haus. Sie ist fasziniert von „Mozarts Frauen“ und haucht ihnen mit ihren Ton-Skulpturen farbenprächtiges Leben ein – und die dürfen sogar angefasst werden. Inspirieren lässt sie sich dabei von der Musik des kompositorischen Genies: „Die ist viel wesentlicher als das Libretto. Und er darin viel ehrlicher als die Texte seiner Opern.“ Es sei im Grunde unglaublich, welche Lebenserfahrung und Menschenkenntnis er gehabt habe, obwohl er schon mit 35 gestorben sei. Begonnen habe sie übrigens mit den Figuren aus der „Zauberflöte“: „Da hab ich mich so richtig ausgetobt.“ Auch ihre Freundin Gitta Schumann-Mueller nutzt die Musik, wenn sie malt. Sie ist indes nicht so auf einen Komponisten oder Stil festgelegt: „Das richtet sich nach meiner Stimmung. Ich höre dann die Musik und fange an zu malen.“ Mal nach lauten, mal nach leisen Tönen: „Man muss dran bleiben – wenn sich die Stimmung verändert, verändert sich auch das Bild.“ Für die Gemeinschaftsausstellung im Zeiller-Haus wählte sie dabei reduzierte Formen aus. Denn im Dialog mit den Skulpturen sollten sie zurückhaltender sein.
VOM ARTIKEL ZUM CHANSON.
Musik erfüllte auch die Reuttener Kellerei. Dort stieg zugleich das Finale der 30. Außerferner Kulturzeit. Dafür hatte Huanza Georg Clementi eingeladen. Bei ihm läuft die Inspiration genau umgekehrt wie bei den Frauen im Zeiller-Haus: Er liest Artikel in der deutschen Wochenzeitschrift „Die Zeit“ – und lässt sich dadurch zu seinen Chansons anregen. Die Sujets sind dabei höchst verschieden: Der unvermeidliche Klimawandel (an den es im Außerferner Winter so schwer fällt zu glauben), eine Reisereportage („Nächste Abfahrt Frühling“), die Erben, die ohne Arbeit reich und immer reicher werden, oder auch die links-grüne Salonbequemlichkeit, die doch nur ihren Fairtrade-Kaffee und ihre Ruhe haben will – all das spornt ihn an, seine „Lieder zur Förderung der emotionalen Intelligenz“ (so die Selbstbeschreibung) zu schreiben. Drei CDs hat er damit schon eingespielt und sowohl auf Tonträgern wie auf der Bühne sind ihm dabei Bojana Popovicki (Akkordeon) und Ossy Pardeller (Gitarre) geniale Begleiter. Ein Konzept, das auch in der Kellerei aufging: Das Publikum war hellauf begeistert und so manche(r) bedauerte, nicht von Anfang an dabei gewesen zu sein.
In der Bücherei hatte man derweil Gelegenheit, selbst künstlerisch aktiv zu werden. Michelle Forcher lud dazu ein, „alten Büchern neues Leben einzuhauchen“ – indem man die Seiten mit dem Stift mit eigenen Motiven illustrierte: „Von der Haptik her sind die alten Blätter sehr fein zum Malen.“ Maria Kofelenz dekorierte zum Beispiel ein altes Kochbuch mit einem modernen Muffin. Gerade Kinder machten da voller Begeisterung mit.
Den Weg zu den verschiedensten Schauplätzen machten Alexandra Posch als Wirtin der „Goldenen Rose“, Claudia Poberschnigg als Anna Zeiller (der Gattin des großen Malers Paul) sowie Roswitha Schatte und Caroline Wachter-Mayer als Mägde Rosa und Zenzi zum Erlebnis. Auch Einheimische konnten da noch viel über Reutte erfahren und lernen. Wie natürlich zudem bei den Führungen von Klaus Wankmiller und Erich Printschler junior durch die Sonderausstellung im Grünen Haus. Dass die Lange Nacht der Museen zu einem solch großen Erfolg wurde, lag auch an den anderen Schauplätzen – der Burgenwelt Ehrenberg, dem Zunftmuseum in Bichlbach und dem Museum der Stadt Füssen, das heuer erstmals mit von der nächtlichen Partie war.