Schon zum zweiten Mal fand im Veranstaltungszentrum Breitenwang unter dem Schirm des Kulturforums ein junges Festival, das seinesgleichen sucht, eine Bühne. „Alles Lied“ lautet der klingende Name der Konzertreihe, die in Breitenwang den Frühling einläutet. Leah Maria Huber, David Kerber und Miriam Reinstadler, drei junge Künstler aus Nord- und Südtirol und als Trio betraut mit der künstlerischen Festivalleitung, bewiesen jugendlichen Tatendrang, Schöpfergeist und Liebe zum Detail. Sie versammelten ein buntes Sammelsurium an Künstlern im Außerfern und ermöglichten so ein abwechslungsreiches Konzertgeschehen – ein wahres Fest des Liedes in all seinen Facetten.
BUNTER LIEDERSTRAUSS. Eröffnet wurde das Festival am 4. Mai mit einer besonderen Kooperation: In Zusammenarbeit mit dem Tiroler Volksmusikverein boten sechs Gruppen aus dem Außerfern, Allgäu und Vorarlberg alpenländische Klänge zum 50-jährigen Jubiläums des Alpenländischen Volksmusikwettbewerbs in Innsbruck. Mit Nostalgie und einem kleinen Augenzwinkern blickten ehemalige Teilnehmergruppen, wie die Rainer Hausmusik, die Schlossanger Geigenmusig, Zähmegfünde, Sonneckjodler, das 3Xängle und die Fischinger Hausmusik auf 50 Jahre Wettbewerbsgeschichte zurück und boten einen unterhaltsamen Volksmusikabend. Im Anschluss erfüllten alpenländische Harmonien das VZ Breitenwang noch bis tief in die Nacht: Freies Singen und Musizieren ließen den Abend würdig ausklingen. Am Mittwoch, dem 8. Mai, ereignete sich Großes: Mehr als 300 Kinder eroberten den Tauernsaal im Veranstaltungszentrum Breitenwang und gaben in geschlossener Runde zum Besten, was sie das gesamte Schuljahr über mit Albert Frey erarbeitet hatten. Der studierte Hornist und Kirchenmusiker arbeitet als Stimmbildner bei den Wiltener Sängerknaben und hatte im Schuljahr 2023/24 das Projekt „Singende Schule“ ins Leben gerufen. Volksschulkinder erkundeten bis Mai unter seiner Anleitung ihre Stimmen, entdeckten die Welt des Liedes sowie die Faszination des Singens und trugen diese ins VZ. Kinder und Eltern zeigten sich ebenso begeistert wie Lehrende und Ehrengäste. Ein voller Erfolg! Freunde der klassischen Musik kamen am Feiertag, dem 9. Mai, auf ihre Kosten: Aus Wien und Linz reisten die Sopranistin Hedwig Ritter und der Pianist Tobias Neubauer an und widmeten sich in ihrem besonderen Liederabend den Femmes fatales der Lied- und Opernwelt. Unter dem Titel „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ fanden stimmgewaltig und mitreißend dargebotene Lieder von, für und über starke Frauen Gehör. Mit Charme und Witz zog Hedwig Ritter das Publikum in ihren Bann, Tobias Neubauer rollte ihr gekonnt den pianistischen roten Teppich aus. Das Duo überzeugte mit Energie und Harmonie und wurde aus vollen Herzen und Händen beklatscht. Selbstgebranntes gab die westösterreichische Blues-Formation „Saltbrennt“ am Samstag, dem 11. Mai, zum Besten. Die vier Oberländer Christoph Kuntner (Gesang, Gitarren), Christian Deimbacher (Gesang, Mundharmonika, Tuba), Fabian Möltner (Gesang, Bass) und Jakob Köhle (Gesang, Schlagzeug) extrahieren aus Blues, Funk und Volksweisen ihre ganz persönlichen Delikatessen und führten sie dem Breitenwanger Publikum mit der gebotenen Coolness und viel Humor zu Gehör und Gemüte. Mitsingen und Hüftschwung waren durchaus angebracht und begeisterter Applaus der einzigartigen Formation sicher. Am Muttertag, Sonntag, dem 12. Mai, mauserte sich der Tauernsaal zum strahlenden Parkett für einen bunten Lieder-Reigen. Alle Künstler, die in Breitenwang aufgetreten waren, teilten sich die feierliche Bühne und gaben zum Besten, was ihr Genre an Liedern zu bieten hat. Kunstlied, Volkslied, Singer & Songwriting – und sogar zwei Kinderlieder trafen aufeinander und verschmolzen zu einer berührenden Ode an das Lied, die von Herzen kam.
Nach dieser liederreichen Zeit bleibt, ein Fazit zu ziehen: Das Breitenwanger Publikum zeigte sich gerührt und fasziniert. „Alles Lied.“ ließ in Breitenwang und vielen Herzen den Frühling einziehen.
(Text: Leah Maria Huber,
Fotos: Robert Pacher)