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Bunte Vielfalt an Technik und Perspektive

„Hobby“-Fotografen stellen in der Tannheimer Galerie Augenblick aus

Von 13. Mai bis 4. Juni findet in der Galerie Augenblick in Tannheim eine Fotoausstellung statt, besucht kann sie jweils von Mittwoch bis Sonntag, von 15 bis 18 Uhr werden. 2021 fand die letzte Fotoausstellung dieser Art in der Galerie statt, hier ging es vor allem um Landschaftsfotografie. Dieses Mal war es Veronika Kunz, dem Urgestein der Galerie Augenblick, ein Anliegen, die Themen der Bilder etwas durchzumischen.
15. Mai 2023 | von Lisa Vaudreuil
Bunte Vielfalt an Technik und Perspektive
Die Austellerinnen in der Galerie Augenblick v.l.n.r: Hans-Peter Zitt, Karin Rief-Weinzierl, Brigitte Schneider (für Melmer Monika in memoriam), Julia Lochbihler, , Georg Grad, Margit und Norbert Schneider (v.l.) mit Galeristin Veronika Kunz (5.v.l.). RS-Foto: Vaudreuil
Von Lisa Vaudreuil.
Die Fotografen kennt sie alle persönlich und versuchte bei der Auswahl darauf zu achten, aus jedem Dorf im Tannheimer Tal einen Hobbyfotografen bzw. eine Hobbafotografin zu finden – bis auf jemanden aus Zöblen, dass sich dieses Mal leider nicht ergab, gelang ihr das auch.

Vielfalt.
Wenn man die Galerie betritt, ist man erstaunt, welche Vielfalt sich hier präsentiert: Es geht dabei nicht nur um die unterschiedliche Motivwahl, sondern auch darum, welches Equipment verwendet wird, ob der perfekte Augenblick abgewartet wird, oder alles geknipst wird, das einem vor die Linse kommt. Das Equipment reicht von Smartphones, als ständiger Begleiter und keinerlei Bearbeitung bis hin zu Spiegelreflexkameras mit Stativen, Blitz, Reflektoren und aufwändigen Bildbearbeitungssoftwares am Computer. Einen besonderen Platz in der Ausstellung nimmt mit Sicherheit die Arbeit von Melmer Monika ein.  Als Andenken an ihre verstorbene Mama versuchte Tochter Brigitte Schneider die Aufnahmen ihrer Mutter zu organisieren und für die Ausstellung zu präsentieren. Melmer Monika begann erst spät, ab 2001, ohne weder in der Fotografie noch im Journalismus zu Hause zu sein, Reportagen für die Rundschau zu schreiben. Bekannt wurde sie dabei durch die „Mensch zu Mensch“-Interviews, die sie mit viel Leidenschaft und Engagement durchführte. Menschen und deren Geschichten interessierten sie einfach und das spiegelt sich in ihren Berichten und Porträts wider – denn die Menschen konnten sich ihr öffnen, was Tochter Brigitte sichtlich mit Stolz erfüllt.  Nach so vielen wundervollen Reportagen, die Monika Melmer verfasste, wurde sie zu guter Letzt sogar selbst in einer „Mensch zu Mensch“-Reportage präsentiert. Aufgrund ihrer tollen Aufnahmen, die sie immer wieder einmal online stellt, wurde Karin Rief-Weinzierl von Veronika Kunz angesprochen, ob sie nicht bei der Ausstellung teilnehmen möchte. Karin meint, sie habe nicht viel Zeit zum Fotografieren, aber wenn sie fotografiert, „dann passt’s“– wenn man ihre Bilder sieht, muss man ihr Recht geben: Da passt wirklich alles. Sie präsentiert bei der Ausstellung sowohl Fotos mit Smartphones aufgenommen als auch Exemplare mit Spiegelreflexkamera und hochwertigen Objektiven geschossen. Sie liebt die Schwarz-Weiß- Fotografie, ihre Schwarzhals- Ziegen eignen sich dazu auch hervorragend und beweist mit ihren Farbaufnahmen von Hochland- Rindern, dass sie ein gutes Auge hat und einen tollen Bildausschnitt auszuwählen weiß – an Glück für den perfekten Moment fehlt es ihr dabei auch nicht. Überzeugende und beeindruckende Landschaftsbilder zeigt Hans-Peter Zitt. Er hat ein Händchen dafür, Atmosphäre einzufangen – Sonnenuntergänge, in leuchtenden Farben schillernde Bäume, kristallklare Nächte – auf seinen Bildern sprüht es vor Energie. Abends fotografiert er am liebsten und sein Hobby sieht Hans-Peter Zitt als Ausgleich zur Hektik und der vielen Fahrerei. „Die Natur springt mar nit davon“, dort findet er Ruhe, niemand stört ihn. Stundenlang kann Hans-Peter Zitt damit verbringen, sich zu verbiegen und zu verrenken, um die perfekte Perspektive zu schaffen. Seine Aufnahmen macht er mit einer Sony, die schon in die Jahre gekommen ist, aber die für ihn tadellos funktioniert. Nachbearbeitung ist für ihn ebenso wichtig, wie das Knipsen selbst. Zu den Hobbyfotografen, die nur ihre Smartphones verwenden, gehören Julia Lochbihler und Schneider Margit, die gemeinsam mit ihrem Mann gerne fotografiert. Julia hat ihr Handy überall dabei und knipst alles, was ihr vor die Linse kommt. Von den vielen Fotos ist dann eigentlich immer eines dabei, das besonders hervorsticht. Für die Ausstellung hat sie sowohl Schnappschüsse von Tieren ausgewählt und Landschaftsfotos. Die Edenalpe in Nesselwängle, die sie mit ihrem Freund bewirtschaftet, bietet für solche Aufnahmen immer wieder die perfekte Kulisse. Besonders schön anzusehen ist ein alter Fensterrahmen, den sie mit Tierfotos ausgestattet hat. Bei Margit und Norbert Schneider spricht die Liebe zur Natur und ihrer Heimat aus ihren Bildern. Vor allem der „Floschen“, ein Moorweiher in Schattwald, hat es ihnen angetan. Den muss Norbert einfach immer wieder fotografieren. War er auch schon so viele Male bei dem kleinen See, verzaubert er ihn immer wieder aufs Neue. Bearbeitet werden die Bilder von Margit nicht. „Natur pur“, so lautet ihre Devise und somit bringen die beiden wieder eine ganz neue Perspektive des Tannheimer Tales ins Spiel. Gert Zimmermann war bei der Vernissage leider nicht anwesend. Ausgestellt sind seine Schwarz-Weiß-Bilder, die bereits bei einem kurzen Blick zeigen, dass er versteht, Mensch und Tier im richtigen Moment einzufangen. Seine Bilder sind sehr ausdrucksstark und man kann sich kaum dagegen wehren, sich in das Bild manövrieren zu wollen, um kurz ein Teil von diesem Moment zu werden, weil er einem so wirklich vorkommt. Die Aufnahmen von Georg Grad bestechen mit irrsinniger Präzision und fesseln die Aufmerksamkeit der Betrachter durch ihre Andersartigkeit, was er mit der Wahl von Aluminium als Material für seine Fotoabdrücke noch hervorhebt. Es ist nicht zu übersehen, dass er für die Nahaufnahmen von Vogel, Spinne und Fliege viel Vorbereitungszeit für die Aufnahmen selbst und vor allem auch etliche Stunden mit der Nachbearbeitung am Computer verbringt. Die Fotografie interessierte ihn immer schon, doch eine Lehrstelle konnte er für sich nicht finden, somit wurde daraus nicht der Beruf sondern  ein Hobby. Die Vielfältigkeit ist für ihn das Schönste an der Fotografie, das Lernen und Vertiefen hat für ihn keine Grenzen. Georg Grad hat seine Kamera immer dabei und wenn nicht, macht er auch mit dem Handy eindrucksvolle Bilder, wie man an der Aufnahme von der Highline Ehrenberg erkennen kann. Für ihn ist die Galerie toll, denn dann hat er die Möglichkeit, seine Werke jemandem zu zeigen, was ihn sehr freut.
Wer das Tannheimer Tal, dessen Umgebung und seine tierischen Bewohner aus verschiedenen Perspektiven kennen lernen möchte, der sollte sich diese Ausstellung keinesfalls entgehen lassen.

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