Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Das „Salz des Lebens“

Der Reuttener Kulturbetrieb nimmt nach zwei Jahren Pandemiepause wieder Fahrt auf

Am 17. März lud der Galerieverein Reutte unter Obfrau Veronika Kunz zur Vernissage der Ausstellung „Intermezzo“. Die beiden Künstler Brandl und Pürcher präsentierten an diesem Abend dem zahlreich erschienenen Publikum ihre Werke.
28. März 2022 | von M. Färber
Das „Salz des Lebens“
Die beiden Künstler, Hermann Brandl und Richard Pürcher, stellen derzeit ihre beeindruckenden Werke in der Zeiller Galerie aus. RS-Foto: Färber
Von M. Färber.
Es herrschte so etwas wie freudige Wiederaufbruchsstimmung bei dieser Ausstellungseröffnung. Die Räume waren gut gefüllt und die Atmosphäre – nach zwei Jahren coronabedingten Kulturverzichts – geprägt von Erleichterung und Erwartung. Die „Politspitze“ Reuttes fehlte allerdings, da an diesem Abend zeitgleich die konstituierende Gemeinderatssitzung stattfand. Nach der Begrüßung durch Veronika Kunz erfolgte ein Ausblick auf weitere Veranstaltungen des Kulturvereins. Dann überließ sie den beiden Künstlern das Wort.

Arm und einsam.
Hermann Brandl betonte in seiner kurzen Ansprache, dass Kultur „das Salz des Lebens“ sei und in den letzten zwei Pandemiejahren schmerzlich gefehlt habe. Ohne Kunst verarme und vereinsame der Mensch, sagte er. Brandl, der Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler Bayerns ist, hat seinen Wohnsitz in Pfronten und machte sich einen Namen durch zahlreiche, auch internationale Ausstellungen, wie z.B. in Paris, Singapur und Washington.
Der Reuttener Richard Pürcher, der lange Jahre bei der Plansee Group in der Abteilung Marketing, Sales und Communication tätig war, entdeckte schon Mitte der 60er Jahre die Fotografie für sich und entwickelte sie als Autodidakt zum künstlerischen Medium. Er möchte durch sie „Ungesehenes sichtbar machen“, wie er in seiner Ansprache betonte. Seine Werke, im hinteren Raum der Zeillergalerie ausgestellt, bestechen durch ungeschönten Alltagsrealismus und durch die fotografisch exzellente Darstellung von Details industriellen Schaffens. Die meisten seiner Arbeiten sind in schlichtem Schwarz-Weiß gehalten und verlangen dem Betrachter einiges zu ihrer Aussage ab. Menschen sind auf seinen Abbildungen zwar nicht zu sehen, trotzdem bietet sich die Interpretation an, dass es das menschliche Eingreifen in die Natur ist, das er darstellen möchte. Jedenfalls repräsentieren seine Fotoarbeiten einen starken Kontrapunkt zu Hermann Brandls Werken. Diese kommen bunt und fast opulent daher. Seine großformatigen Bilder in Acryl-Öl-Mischtechnik dominieren den vorderen Raum der Zeillergalerie. Dazwischen befinden sich einige Skulpturen von atemberaubender Schönheit. Ich hatte das Glück, von Brandl selbst deren Entstehungsprozess erklärt zu bekommen: Ob Bronze, Edelstahlguss oder handgeschmiedetes Metall …, es ist unglaublich, wie viel Kunsthandwerk, Zeit und Leidenschaft in jeder einzelnen davon steckt. Das äußerst dekorative Triptychon, das den Blick der Galeriebesucher als Erstes gefangen nimmt, enthält allerdings eine sehr ernste Botschaft des Künstlers. Er betitelte es mit „Das große Meeresspiel“ und möchte damit aufzeigen, dass wir Menschen die Schönheit und das Leben der Meere nachhaltig vernichten. Laut Aussage des Künstlers gilt es, diese bildlich festzuhalten und dadurch eine eindringliche Warnung vor der Zerstörung der Natur zu formulieren. Die Themen menschliches Wirken und Ausbeutung bzw. Zerstörung der Natur stellen das Bindeglied zwischen Brandls und Pürchers Werken dar. Jeder von ihnen nähert sich dieser Problematik auf sehr unterschiedliche Weise an. Letztendlich ist ihre Botschaft aber recht ähnlich. Schließlich verbindet sie ja auch eine langjährige Freundschaft, schon 1998 fand eine gemeinsame Ausstellung in der Dengel-Galerie statt. Bei gemeinsamem Umtrunk und Imbiss endete dieser künstlerisch eindrucksvolle Abend. Die äußerst empfehlenswerte Ausstellung ist noch bis zum 9. April, jeweils von Dienstag bis Samstag von 15 bis 18 Uhr, bei freiem Eintritt zugänglich.

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