Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die Kultur als Kompass

Huanza hat für die 32. Kulturzeit wieder ein vielfältiges Programm zusammengestellt

„Compassare“ – das ist die (italienische) Wortwurzel eines Instruments, ohne das sowohl Seefahrer als auch Wanderer arm dran wären: „Kompass“ kommt von „abschreiten, sorgfältig zu messen“. Und passend zu diesem Motto der 32. Außerferner Kulturzeit hat die Kulturinitiative Huanza einen ebenso abwechslungsreichen wie inspirierenden Spaziergang durch die Welt der Kultur zusammengestellt.
1. September 2021 | von Von Jürgen Gerrmann
Die Kultur als Kompass
Das Huanza-Team freut sich auf die Kulturzeit 2021: Brigitte Mayr, Andreas Schretter, Barbara Schuster (hintere Reihe), Obfrau Veronika Kunz-Radolf, Erika Bußjäger und Claudia Lutz (vordere Reihe, jeweils von links) bei der Pressekonferenz in der „Auszeit“ in Pflach. RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann

Dabei soll und kann freilich auch deutlich werden: Kultur vermag durchaus auch Orientierung zu geben. Los geht’s heuer am Sonntag, 19. September, um 17 Uhr beim Musikpavillon in Pflach (bei schlechtem Wetter im Kultursaal) mit einem „Doppelschlag“, bei dem sich zwei musikalische Pole ergänzen und bereichern. Zunächst gestalten zwei Lokalmatadore einen eher ruhigen Auftakt: Heidi Abfalter aus Vils mit ihrer Harfe und Damian Brüggler aus Umhausen im Ötztal mit seinem Euphonium lassen als Duo Harphonium zunächst eher ruhige Stücke erklingen, die die vier Himmelsrichtungen in Melodien widerspiegeln, die sie eigens aus diesem Anlass arrangierten. Danach lässt es die Hudaki Village Band aus der Ukraine, unter der Leitung des Österreichers Jürgen Kräftner, so richtig krachen. Die ganze musikalische Vielfalt der Länder der einstigen der k. u. k. Monarchie bricht sich da Bahn: Die Mischung aus archaischer slawischer Gesangstradition, rumänischen Liedern, jüdischem Rhythmus und Roma-Temperament hat schon auf vielen Festivals in ganz Europa begeistert. Mittanzen ist dabei nicht nur nicht verboten, sondern ausdrücklich erwünscht.

FOTOS UND MARTERLN. Trachtenporträts aus aller Welt sind dann in einer  Ausstellung zu sehen, die am Freitag, 17. September, um 19 Uhr in der Tannheimer Galerie Augenblicke eröffnet wird: Fotografiert hat sie der Schwarzwälder Sebastian Wehrle nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in Mexiko, Mittelamerika und Asien. Er selbst sagt über sich: „Ich bin süchtig, den Auslöser der Kamera zu drücken.“ Ein grenzüberschreitendes Projekt erfüllt für vier Wochen die Wiese vor der Annakirche in Reutte. Der Startschuss fällt am Samstag, 18. September, um 18 Uhr: Vertreter der Kunstakademie Nürtingen am Neckar (FKN) gestalten es gemeinsam mit Chris-tine Schneider aus Reutte, die dort studiert hat. „Marterln modern“ lautet das Thema. Diese Bildstöcke stehen in katholischen Gegenden ja auch als Zeichen am Weg (des Lebens), um an Unglücksfälle oder überstandene Gefahren zu erinnern. Seit Jahrhunderten hat sich daran so gut wie nichts verändert. Diese Kunstaktion will eine Brücke in die Gegenwart sein.

KLASSIK, SWING UND THEATER. Klassische Musik erfüllt tags darauf bei der Matinee um 11.30 Uhr das Hotel Maximilian in Ehenbichl: Der Klarinettist Peter Rabl interpretiert dabei mit dem Cedag-Quartett (Martin Yavryan und Clemens Gahl mit der Violine, Ernst Theuerkauf mit der Viola und Peter Polzer mit dem Violoncello) Werke zweier großer Romantiker: Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms. Nicht zuletzt Swing ist dann am Freitag, 24. September, um 20 Uhr im VZ in Breitenwang angesagt: Jack Marsina und Flo's Jazz Casino nehmen ihr Publikum mit auf eine Zeitreise in die Ballrooms und Clubs der Zwanziger bis Fünfziger Jahre, die von grandiosen Entertainern wie Frank Sinatra, Dean Martin, Louis Armstrong oder Sammy Davis junior geprägt wurden.
Weibergeschichten tischen Claudia Lang-Forcher, Monika Jungheinrich, Eva-Maria Kleiner und Marianne Gschnitzer zur Musik von Fabienne Lipp unter dem Motto „Watterweiber 2.0“ im Wirtshaus auf: Die Weltaufführung anlässlich der Kulturzeit (und zugleich ein Benefizabend für die BASIS) steigt am Wochenende, 25. und 26. September, jeweils um 20 Uhr im Hotel Maximilian in Ehenbichl, weitere Aufführungen sind am Freitag, 1. Oktober, in der „Krone“ in Lechaschau, tags darauf im „Fischer am See“ in Heiterwang und am Freitag, 8. Oktober, in der „Post“ in Schattwald (jeweils 20 Uhr).

RÄTSEL, FLAMENCO UND EROTIK. Dem gepflegten Rätselspaß vermag man sich am Freitag, 1. Oktober, in der Bücherei Reutte hinzugeben: Unter dem Motto „1,2 oder 3“ kann man sein eigenes Literaturwissen auf den Prüfstand stellen. Apropos Literatur und Bücherei: Claudia Lang-Forcher liest am Mittwoch, 13. Oktober, um 15 Uhr (unterstützt von Schülern der Volksschule Vils und Musau) Geschichten von „Flo, Flummi und dem Schnack“. In den Flamenco-Kosmos Andalusiens vermag man am Samstag, 2. Oktober, um 20 Uhr in der Reuttener Kellerei einzutauchen: Serendipia ermöglicht dabei die Begegnung mit allen Emotionen, die dieser faszinierende Tanz wiedergibt – Fröhlichkeit, feurige Energie, Kraft, Zartheit, Melancholie, Euphorie und überschäumende Lebensfreude. Verrucht und erotisch wird es am Freitag, 8. Oktober, um 20 Uhr in der Galerie Augenblicke in Tannheim: Madame de Pompadour (die Geliebte des französischen Königs Ludwig XV.) ist höchstpersönlich zu Gast – zumindest ihre Reinkarnation als Puppe. Und rezitiert dabei nicht nur ihre eigenen Erlebnisse, sondern auch die schönsten Liebesgedichte der Welt von Rilke bis Ringelnatz. Die Burgenwelt Ehrenberg ist wiederum vom 4. bis 9. Oktober Schauplatz des ersten Bildhauersymposiums in den historischen Gemäuern: Kilian Schindlbeck, Werner Pinker, Gabriel Rauchegger, Emil Koch und Manfred Hellweger kommen dazu zusammen, schnitzen und schmieden und präsentieren die Ergebnisse am Samstag, 9. Oktober, ab 16 Uhr. „Eingeschlossene Energie“ – das ist das zentrale Thema der Kunst Josef Müllers, der die stoffliche Welt einfangen will, um sie dann wieder freizugeben. Unter anderem baut er riesige Flöten in der Dimension eines Alphorns. Die Vernissage seiner Ausstellung in der Reuttener Zeiller-Galerie ist auf Samstag, 9. Oktober, um 18 Uhr anberaumt. Herbstzeit ist für die Gränerin Eva Pfefferkorn auch Märchenzeit. Viele schöne Geschichten aus aller Welt erzählt sie am Freitag, 15. Oktober, ab 19.30 Uhr (begleitet von einem Menu) im Restaurant zur Geierwally in Elbigenalp. Ab 18 Uhr gibt’s zuvor Guggamusik und Lechtaler Trachtentanz.

ALLES WURST ZUM FINALE. Zum guten Schluss ist am Samstag, 16. Oktober, um 20 Uhr, eine waschechte Würstlverkäuferin aus Wien zu Gast im VZ Breitenwang: Resi Resch kommentiert aus ihrem alles andere als veganen Reich alles, was ihr da buchstäblich über den Weg läuft. Denn Doktor, Gastarbeiter, Politiker und Tourist vertrauen sich ihr gleichermaßen an. Sie ist halt eine wahre Institution. Das gesamte Programm gibt’s im Internet unter www.huanza.at.

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