Von Jürgen Gerrmann.
20 Jahre besteht das Kulturforum Breitenwang nunmehr – ein guter Anlass, auch noch einmal die Vielfalt der bildenden Künstler deutlich zu machen, deren Werke in der Vergangenheit im VZ, der Kindergartengalerie oder zunehmend auch im Gemeindeamt zu sehen waren. Obfrau-Stellvertreter Robert Pacher ließ dabei die verschiedensten Highlights ebenso kompetent wie prägnant Revue passieren – von Tamara O'Byrne über Leo und Klaus Lechenbauer bis hin zu Rolf Aschenbrenner und Robert Gfader.
DER RÜCKBLICK.
Ehre, wem Ehre gebührt: Zwei Ausstellungen hatten heuer im Schatten von Corona gestanden, keine Vernissage war ob der Kontaktbeschränkungen möglich – aber dennoch wollte man sie nicht einfach sang- und klanglos vorbeiziehen lassen. Und so konnte man an diesem (von Sead Trnovac mit Piano und Ziehharmonika sowie René Egger mit seiner Gitarre großartig musikalisch umrahmten) Ausstellungsabend bei Gesprächen mit Obfrau Daniela Sulik und später auch persönlich denen begegnen, deren Kunst auch in düsteren Zeiten viele Besucher begeistert hatte – und auch nochmals einige ihrer Werke bewundern. Danijel Bazina beeindruckte dabei mit zwei völlig unterschiedlichen Stilrichtungen – den großformatigen Gutenberg-Porträts, die er auf altes Zeitungspapier (erstanden auf dem Flohmarkt in Kempten) gemalt hatte, und den auch nach Kinderart gezeichneten Kindergesichtern, die er vor die gute alte Kreidetafel platziert hatte und für die er nach eigener (und von Daniela Sulik bestätigter) Erzählung „viel positive Reaktionen aus allen Generationen“ bekam. Die Welt der Gouache-Malerei ist das künstlerische Zuhause der Allgäuerin (mit Atelier in Vils) Martina Lochbihler. Daran fasziniert sie, dass man bei diesem Malen mit Naturpigmenten viel verändern kann: „Man kann zwar viel planen, aber letztlich wird es dann immer ganz anders. Es ist wie bei der Musik – man muss nach innen hören, was in mir ist. Das ist nicht immer schön, aber das gehört dazu“, sagt die studierte Kunsttherapeutin.
DIE ERÖFFNUNG.
In den Spiegel der Seele lässt auch Mario Gasser blicken, dessen aktuelle Ausstellung im Gemeindeamt an diesem Abend offiziell eröffnet wurde. Der Bildhauer verwendet dabei klassische Materialien. Nicht zuletzt Holz, was auch nicht verwundert, schließlich unterrichtet der Ehrwalder auch an der Schnitzschule Geisler-Moroder in Elbigenalp, wo er (unter anderem) auch selbst gelernt hat. Künstlerisch hat er übrigens gleich zwei Standbeine: eins in seinem Zugspitzatelier in Ehrwald, das andere in seiner Expo Via Claudia in Biberwier. Er selbst beschreibt sich als „dreidimensionalen Menschen“, und wie meisterhaft er diese drei Dimensionen beherrscht, führt auch die aktuelle Schau mit Skulpturen von Bergbauern, Berggeistern, Sagengestalten, der Mutter Erde, Caesaren, Kaisern, aber auch religiösen Themen und zeitgenössischer Kunst eindrucksvoll vor Augen. Mario Gasser spricht mit Blick darauf von einem „Querschnitt durch die europäischen Kunstgeschichte“ - und das trifft den Nagel ziemlich exakt auf den Kopf.
INFO.
Mario Gassers Werke sind zu den normalen Öffnungszeiten im Gemeindezentrum zu sehen – und darüber hinaus noch an den Sonntagen, 4., 11. und 18. Juli, jeweils von 17 bis 19 Uhr. Dann ist der Künstler auch persönlich anwesend.