Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Ein Jubiläum, das im Nichts verschwindet?

Vor fast 600 Jahren wurde Bichlbach eine selbständige Pfarre: Noch keine Pläne für eine Feier

Stell Dir vor, es ist großes Jubiläum – und keiner macht was!: Diese Sorge treibt gerade den Bichlbacher Lorenz Wacker um. Und der ist immerhin Zunftprobst der Bruderschaft St. Josef und damit intimer Kenner der Kirchengeschichte der Gemeinde im Zwischentoren.
10. Mai 2021 | von Jürgen Gerrmann
„Sein Grab wird herrlich sein“: Das steht über dem von Joseph Anton Köpfle dem Jüngeren  geschaffenen Heiligen Grab von Bichlbach. Obwohl demnächst das 600-jährige Bestehen der Pfarre im Zwischentoren gefeiert werden könnte, sieht es um dessen Restaurierung nach Auffassung von Lorenz Wacker indes  alles andere als herrlich aus. RS-Foto: Gerrmann
Von Jürgen Gerrmann.
Was ihn erstaunt: „2023 ist es 600 Jahre her, dass Bichlbach zur eigenständigen Pfarre erhoben wurde. Das war und wäre doch für das ganze Dorf ein ganz großes Ereignis. Es ist schon längst höchste Eisenbahn, die Organisation auf den Weg zu bringen. Aber es tut sich rein gar nichts.“ Sein großer Traum und Wunsch war es, das 1862 von Joseph Anton Köpfle dem Jüngeren geschaffene dreiteile Ostergrab restaurieren zu lassen. „Das ist einfach gigantisch mit seinen drei Bögen“, schwärmt er. Klaus Wankmiller vom Museumsverein Reutte hatte sich vor zwei Jahren bei der Vorbereitung einer Rundfahrt zu den Heiligen Gräbern im Zwischentoren ausführlich damit befasst und war auch sehr beeindruckt:  „Die drei erhaltenen Kulissenbögen geben einen tiefen Raum. Die Zone wird durch seitlich nach oben führende Treppen erweitert, auf denen orientalisch gekleidete Männer stehen. Den fiktiven Raum überspannt eine Balustrade, auf der weitere Figurengruppen stehen. Über allem wölbt sich eine Kuppel“, beschrieb er es. Am vorderen Bogen sei ein roter Vorhang zu erkennen, der ins Bild hinein rage. Die Kartusche trage die Aufschrift „Sein Grab wird herrlich sein.“ Diese Architektur werde dann im zweiten und dritten Bogen fortgesetzt. Die zweite und dritte Kulisse zeigten dabei Christus im Palast Pontius Pilatus’ beziehungsweise die drei leeren Kreuze in Golgatha. Ein vierter Bogen, der vermutlich das Grab mit Blick in die Ferne zeige,  sei leider nicht mehr vollständig erhalten.
Ein Angebot für die Restaurierung des zumindest für das Dorf bedeutenden kunsthistorischen Zeugnisses, das rund 50 Jahre aus dem kirchlichen Leben dort verschwunden sei,  liegt laut Lorenz Wacker bereits vor. Er selbst stuft das als „vernünftig“ ein. Unter seiner Regie wurden auch die einzelnen Elemente geordnet: „Ich habe dann auch ein Modell gebaut, damit man sich einen Eindruck davon machen kann.“ Karl Gratl von der Pfarrgemeinde Heiterwang, der sich um die Restaurierung des Ostergrabs im Nachbardorf verdient gemacht hatte (Wacker: „Dort wird das jetzt alle drei Jahre durch die Feuerwehr aufgestellt.“) habe zugesagt, mit seinem Knowhow zur Seite zu stehen. Es gebe auch eine 50 Prozent-Förderung durch die öffentliche Hand: „Für den Rest müsste man sich noch etwas einfallen lassen.“ Freilich: „Die dafür zuständigen Leute müssten dann halt auch dazu stehen.“

Bisher keine Reaktion.
Obwohl er sein Anliegen vorgebracht habe, sei bisher noch nichts geschehen: „Das verstehe ich nicht. Wenn man will, dass zum Beispiel der Bischof kommt, dann hätte man doch schon längst mit der Diözese Kontakt aufnehmen müssen. Wir brauchen doch auch einen Finanzrahmen und einen Überblick. Ich verstehe das einfach nicht.“

Uralter Glaubensort.
Am 23. Februar 1423 sei die vorher zu Breitenwang gehörende Gemeinde zur eigenständigen Pfarre erhoben worden. Archäologische Grabungen hätten bewiesen, dass an der Stelle der heutigen Kirche schon romanische und gotische Vorgängerbauten gestanden seien. Auch der Name deute darauf hin, dass es sich um einen der ältesten Glaubensorte im Außerfern schlechthin handle: Laurentiuskirche. Denn diese Bezeichnung trügen gemeinhin die ältesten Gotteshäuser. Was Wacker nicht fassen kann: „Seit rund einem Jahr nun habe ich kein einziges Feedback auf meine Anregungen hin bekommen. Nun rennt uns die Zeit davon.“

Was der Pfarrer sagt.  
Pfarrer Tomasz Kukulka sieht, von der RUNDSCHAU darauf angesprochen, die Sache freilich nicht ganz so dramatisch: „Wir haben schon vor, etwas zu organisieren, grundsätzlich planen wir schon was. Aber Konkretes kann ich noch nicht sagen.“ Im Moment sei es leider schwer, Sitzungen abzuhalten, der Pfarrgemeinderat habe wegen Corona halt nicht zusammenkommen können. Von Online-Diskussionen (wie in anderen Gremien oder selbst bei Chören mittlerweile nichts Außergewöhnliches mehr) hält er offensichtlich nicht viel: „Wir machen das lieber live.“ Es sei schon klar, dass die Zeit vergehe, aber er hoffe, dass man das dann vielleicht Ende Juli besprechen könne. Ob man Bischof Hermann Glettler überhaupt einladen solle, sei ja noch gar nicht ausgemacht – wobei Wacker es sogar für angebracht hielt, Augsburgs Bischof Bertram Johannes Meier (einen Allgäuer) dazu mit einzuladen, nachdem unter dessen Vorgänger Anselm von Nenningen Bichlbach zur selbstständigen Pfarre avancierte. Über die Einladung an den Innsbrucker Oberhirten will Kukulka dann beraten lassen, wenn es wieder möglich ist: „Wenn sich die Dinge konkretisieren, werden wir das kommunizieren. Wir werden das in unseren Kreisen besprechen, ein Organisationsteam berufen und dann die Öffentlichkeit über unsere Pläne informieren.“

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